Kriminalmuseum zeigt zehn spektakuläre Fälle

7.9.2009, 00:00 Uhr
Kriminalmuseum zeigt zehn spektakuläre Fälle

© Hans-Joachim Winckler

300 pikante Kriminalfälle hat Stephan Popp ausgegraben. So viel Aufsehen wie der Hexenprozess im Jahr 1860 oder der Vatermörder aus Poppenreuth, der 1927 in Smoking und Lackschuhen zur Guillotine schritt, und der unaufgeklärte Doppelmord in der Spiegelstraße, bei dem eine Rechtsanwaltswitwe und ihr Logis-Herr bestialisch getötet wurden, haben nicht alle erregt.

Aber das, was der Vorsitzende Richter am Landgericht Nürnberg-Fürth überdies im Stadtarchiv fand, ist lehrreich und oft kurios: Angefangen beim Verfahren gegen die Milchpanscherin über den Tiger, der dem Zirkus ausgebüxt war und am Kanal spazierte, bis zum Betrugsprozess gegen Ludwig Erhard. Der Wirtschaftswunder-Kanzler sollte in frühen Jahren Ware bestellt und nicht bezahlt haben, wurde aber freigesprochen.

Vorbeugung ist besser

Die Idee kam Popp und seinen neun Mitstreitern Ende 2005: Ein in der Region sicher einmaliges Kriminalmuseum, das die jüngere Geschichte der Polizei und exemplarische Fälle dokumentieren soll und gleichzeitig der Vorbeugung dient. Gesagt, getan: Der «Verein zur Förderung des Fürther Kriminalmuseums und sonstiger Präventionsprojekte» wurde gegründet, Ideen und Spenden gesammelt und Räumlichkeiten gesucht.

Die wurden im vergangenen Jahr gefunden. In der früheren Auktionshalle im Rathaus - zum Stadtjubiläum liebevoll restauriert - und den angrenzenden Gewölben, die von der Arbeitsgruppe Archäologie genutzt wurden und wo das Standesamt Akten lagerte, sind jetzt die Handwerker aktiv. Frische Farbe soll an die Wände, die Elektrik muss auf Vordermann gebracht werden und die Böden egalisiert. Nackte Sandsteinwände und alte Türstöcke stören dagegen kaum, denn das Kriminalmuseum soll Geschichte buchstäblich atmen. Die Pläne sind fertig, eine Handvoll Vitrinen, die das Stadtmuseum und das City Center geschenkt haben, stehen schon bereit.

Jeder der zehn Räume soll ein eigenes Themengebiet abdecken: In einem wird eine Arrestzelle von 1920, die beim Umbau der alten Polizei in der Nürnberger Straße gesichert werden konnte, mitsamt Eisenringen und Pritsche wieder aufgebaut.

Um die Geschichte der Polizei aus früher Zeit bis in heutige Tage hat sich Wilfried Dietsch gekümmert. Ehrensache, sagt er: Schließlich ist er geborener Fürther, hat als junger Polizist bei der Stadtpolizei angefangen und später (bis 2001) die Fürther Inspektion geleitet. Historische Fotografien gibt es schon; die Initiatoren hoffen, dass nach einem Aufruf in der Polizei-Zeitschrift noch Schulterklappen und Uniformen als Ausstellungsstücke eingereicht werden.

Sie wollen nicht alles verraten, nur so viel: Einen begehbaren Tatort wird es geben, inklusive Tresor. In einem anderen werden unbrauchbar gemachte Waffen und Falschgeld ausgestellt. Auch Graffiti und eine Cannabis-Plantage sollen zu sehen sein, die Hanfpflanzen sind natürlich aus Plastik und die daneben stehende Belehrung übers Strafmaß ist als echte Abschreckung gedacht.

Auch der Rechtsmedizin wird ein Raum gewidmet, in dem anhand von Röntgenaufnahmen zum Beispiel die verheerende Wirkung einer Handgranate demonstriert wird. Auch Fürths berühmtester Kriminalfall wird dargestellt: «Carla». Mit einem Großaufgebot hatte die Polizei im Jahr 1998 nach dem Mörder der 12-Jährigen aus Wilhermsdorf gefahndet und ihn gefasst. Dass der Fall öffentlich dargestellt wird, geschieht mit dem Einverständnis der Mutter. Als die Museumsmacher bei ihr anfragten, hatte sie dies sogar ausdrücklich gewünscht.