Krisenmanagement für den Ernstfall

29.1.2013, 09:00 Uhr
Krisenmanagement für den Ernstfall

© Scherer

Niemand wünscht sich eine solche Extremsituation. Doch was würde geschehen, wenn man eines Tages auch in der Fürther Innenstadt eine Fliegerbombe finden würde, die gesprengt werden muss?

Diesen Fall erlebten die Münchner im vergangenen Jahr. Wie es gelang, die unterschiedlichsten Probleme zu bewältigen, das berichtete Rupert Saller, Stadtbrandrat der Freiwilligen Feuerwehr München. Anschaulich schilderte er Fürther Führungskräften im Katastrophenschutz, mit welch unerwarteten Problemen und Details die Münchner konfrontiert worden waren. Da mussten nachts Hausmeister samt Schlüssel aufgetrieben und nach Ladenschluss Spezialwerkzeuge wie „Stirnkopfschlüssel“ besorgt werden. Saller machte deutlich, dass reibungslose Kommunikation sowie ein schnelles, gutes Miteinander Grundvoraussetzung dafür sind, Probleme zu lösen und Schäden so gering wie möglich zu halten.

Dass man den Umfang und die Aufgaben in einer solchen Ausnahmesituation nicht bis ins letzte Detail abschätzen kann, das glaubten die Zuhörer dem Stadtbrandrat aufs Wort. Dabei mussten in Fürth bislang noch nicht hunderte von Menschen für eine oder mehrere Nächte in Notunterkünften untergebracht werden. Sollte das nötig werden, könnte man mit eigenen Mitteln 250 bis 300 Schlafplätze einrichten, so Arthur Sieder, Katastrophenschutzbeauftragter des BRK-Kreisverbandes Fürth.

Auch auf überörtliche Hilfe der Nachbarstädte könnte man zurückgreifen, glaubt Sieder. Doch woher bekäme man möglichst schnell Bauzäune für Absperrungen? Wer formuliert unter Stress rechtlich einwandfreie Texte für Infoblätter? Und welches Unternehmen wäre nachts in der Lage, Mobiltoiletten zu liefern? In München hatte es laut Saller an einem Nachmittag 3000 Anrufe gegeben, die alle beantwortet wurden. Wer würde in Fürth die 16 Anrufleitungen des Bürgertelefons besetzen?

Mitarbeiter der Verwaltung mehr in die Vorbereitungen und Probeeinsätze zu integrieren, das war ein erstes Fazit der Veranstaltung. „Köpfe kennen“ nannte Saller den entscheidenden Faktor dafür, dass die bis zu 30 Mitglieder einer Führungsgruppe Katastrophenschutz möglichst optimal mit der örtlichen Einsatzleitung zusammen arbeiten – und auch die erforderliche verwaltungstechnische und politische Unterstützung bekommen. Deshalb wurde es positiv bewertet, dass auch der Fürther Bürgermeister Markus Braun dem Vortrag des Gasts aus München lauschte.

„Katastrophen und Unfälle geschehen selten während der Geschäftszeit“, gab Petra Wein vom Fürther Amt für Brand- und Katastrophenschutz zu bedenken. Deshalb müsse unter anderem klar sein, wer im Notfall auch nachts und an den Wochenenden wen verständigt. Laut Wein wurden im Raum Fürth seit 2009 jährlich durchschnittlich drei Bomben entdeckt und entschärft. Gesprengt werden musste bislang noch nicht. Wenn es aber einmal der Fall sein soll, dann hat der Erfahrungsbericht aus München schon jetzt dazu beigetragen, im Team möglichst optimal zu agieren und Lösungen für Detailfragen parat zu haben.

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