Kröten im Pferch

16.2.2012, 13:00 Uhr
Kröten im Pferch

© Wraneschitz

Vergangenes Jahr haben Bund-Naturschutz-Aktivisten aus Langenzenn etwa 1200 Kröten, Frösche und Molche an der FÜ 11 im Bereich der Weiherketten zwischen Kirchfarrnbach und Keidenzell aufgesammelt und über die stark befahrene FÜ 11 zu ihren Laichplätzen an der dortigen Weiherkette gebracht. Worauf die BN-Kreisgruppe einen aus EU-Mitteln geförderten, festen Krötenzaun beantragte, der bewilligt wurde und im Februar auch aufgestellt wird. Damit wären die Voraussetzungen für einen Krötentunnel erfüllt, finden die Grünen.

Ihr Antrag gab Anlass für einen Ortstermin — mit folgendem Resultat: Der Bau eines Krötentunnels an dieser Stelle ist baulich problematisch, wirtschaftlich nicht vertretbar und naturschutzfachlich nicht optimal, sagt die Kreisverwaltung: Der Tunnel müsste mindestens 50 Zentimeter Durchmesser haben, damit genügend Licht einfällt. Die Kröten mögen’s nämlich nicht ganz finster. Und so ein starkes Rohr wiederum müsste mit einer „Mindestüberdeckung“ von 80 Zentimetern unter der Straßenoberfläche verlegt werden.

Die Unterkante des Krötentunnels würde dann 1,30 Meter unter der Straße liegen. Doch dann stünde die Röhre wegen des hohen Grundwasserpegels ständig unter Wasser. Nur das mag die Kröte auch nicht, sie will nicht schwimmend, sondern „trockenen Fußes“ zu ihrem Laichplatz gelangen, erklärte Landrat Dießl im Ausschuss.

Stattdessen schlug die Verwaltung vor, die Kröten während der Wander- und Laichzeiten auf der jeweiligen Straßenseite samt Weihern einzuzäunen. Am Straßenrand könnten sie dann wieder aufgesammelt und gewissermaßen zwangsweise zum Ablaichen zu den Weihern auf der jeweiligen Straßenseite transportiert werden. So würden beidseits der Straße jeweils eigene Teilpopulationen entstehen, die es gar nicht mehr auf die andere Straßenseite zieht — ein Vorgehen, das auch den naturschutzfachlichen Segen der zuständigen Behörde hätte, wie Dießl erläuterte. Der journalistisch geschulte Michael Bischoff (SPD) hatte dafür prompt die passende Schlagzeile parat: „Der Kreistag verhängt einen Laichzwang.“

Einem Vorschlag aus seiner Fraktion folgend, wurde die Verwaltung darüberhinaus beauftragt, eine Liste zusammenzustellen, an welchen Kreisstraßen andernorts Kröten wandern und Schutzmaßnahmen sinnvoll wären. Denn, so Harry Scheuenstuhl (SPD), „Kröten gibt’s schon auch woanders. Wir haben am Lenzenweiher zwischen Wilhermsdorf und

Emskirchen Tausende.“ Vergangenes Jahr wurde auch dort ein Krötenzaun installiert. Amphibienschutz sei wichtig, man dürfe diese Bemühungen um den Natur- und Umweltschutz nicht ins Lächerliche ziehen, beteuerte auch Maximilian Gaul (CSU). Die Verwaltung habe da doch „einen guten Vorschlag gemacht, wie das Problem an der FÜ 11 krötenwürdig gelöst werden kann“, befand Gaul. „Da werdet ihr doch jetzt deswegen nicht den Kreisetat ablehnen?“

„Nein, sicher nicht“, meinte darauf Norbert Schikora von den Grünen, er wolle nur gesagt haben, dass es auch andere, den Kröten eher entgegenkommende Lösungen, nämlich in Form eines nach oben offenen Krötentunnels, der auf Höhe des Fahrbahnniveaus mit einem Gitterrost abschließe, gebe „und dass wir so einen Tunnel trotzdem gerne hätten“. Darauf SPD-Kreisrat Thomas Zwingel: „Aber ihr würdet die Kröte schlucken?“ Taten die Grünen letztlich auch.

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