Kunst zum Jubiläum: Groß im Kleinen

19.1.2018, 17:30 Uhr
Kunst zum Jubiläum: Groß im Kleinen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der Blick zurück kann auch etwas über die Zukunft aufscheinen lassen. Wie das funktioniert, lässt sich bei dieser Jubiläumsschau beobachten, die mehr ist als eine bloße Retrospektive, und die nicht zuletzt zeigt, welche klugen Entscheidungen hier in Sachen Künstler und Konzeption in den vergangenen zehn Jahren schon getroffen wurden. Ins Leben gerufen als Forum für junge Absolventen der Kunstakademie Nürnberg ebenso wie für arrivierte Künstler aus der Region, hat die Galerie längst Signalwirkung entwickelt.

Für die 30 Mitwirkenden der aktuellen Ausstellung gab es zwei Vorgaben: "Grundsätzlich haben wir nach einer Arbeit gefragt, die hier noch nicht gezeigt wurde", sagt Kuratorin Gisela Hoffmann. Beim nächsten Gesuch ging es ums Format: "Nicht größer als 50 mal 50 Zentimeter, bitte." Mehr Raum bietet schlicht die Schaufläche nicht, die sich in der Ladenpassage bespielen lässt. Das Stichwort Raum spielt aber auch in einem dritten Aspekt eine wesentliche Rolle: "Wir laden gerne Künstler ein, die mit dem Raum arbeiten und sich darauf beziehen", sagt Hoffmann.

Eine Aufforderung, die zum Beispiel Ursula Kreutz aufgreift. Von ihr ist ein Papierfotodruck aus der Installation "prae­supera" zu sehen, der mit Klebeband in seinen neuen Platz im veränderten Umfeld eingefügt wurde. Daniel Engelberg ist mit "facet #5" vertreten, eine Kollage an der plötzlich diffus erscheinenden Grenzlinie zwischen Bildhauerei und Malerei. Auf einer Betonfläche setzt er Elemente aus PVC und Polystyrol in einen Rahmen und verwirrt den Blick, der Tiefe ausmacht, wo Fläche zu sein scheint.

Zwischen Innen und Außen

Mit Beton und Stahl hat Meide Büdel gearbeitet. Ihre Arbeit vermittelt ein Gefühl von absoluter Konzentration auf das Streben, Unvereinbares zu versöhnen. Verschlossenes scheint durchlässig zu werden, Ordnung in Aufruhr zu geraten. Mit "insideout_oval" setzt Gisela Hoffmann ihre Auseinandersetzung mit der Frage, was zwischen Innen und Außen liegt, fort. Aus fluoreszierendem Acrylglas hat sie eine geschlossene Form geschaffen, die auf mysteriöse Weise die Blicke der Betrachter lenkt, geradewegs auf den Mittelpunkt, der – vermeintlich – mit Nichts aufwartet. Doch der erste Eindruck fordert Überprüfung heraus und überrascht mit ständig neuen Ansichten, die vorschnelle Einsichten hinfällig machen.

In ferne, fantastische Räume entführt Herbert Nauderer mit einem Werk aus seinem Zyklus "Parasite Island". Was beim flüchtigen Schauen wie ein antiquiertes Familienbild daherkommt, entpuppt sich als verstörende Familienaufstellung mit Nauderers Figur des "Mausmann". Wie ein Schatten dräut dieses Wesen mit dem schemenhaften Nagerkopf, dem nichts Comichaftes oder gar Niedliches anhaftet, über allem. Ein Rätsel, das verstörende Bilder im Kopfkino anlaufen lässt.

Auch Wicky Reindl befeuert die Imaginationsmaschinerie mit ihrer zwölfteiligen Arbeit "Invasion", die lustvoll mit Klischees hantiert und kompromisslos Voreingenommenheit als Gefahrgut enttarnt.

Den vielleicht konsequentesten Bezug zum Raum hat in der Vielfalt der 30 Zirndorfer Beiträge Isabel Ritter geliefert: Aus Ton und Glasur ist die Steckdose, die als Objekt die Unscheinbarkeit für sich reklamiert. Leicht zu übersehen wäre dieses Werk, das nur in einem alles entscheidenden Detail von seinen profanen Artgenossen abweicht: Es hat die Kraft, ganz mühelos zu provozieren. Chapeau.

"Zehn Jahre Galerie Pinder Park  30 Künstler": Im Pinderpark 5, donnerstags und freitags 15-18 Uhr. Bis 26. Januar.

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