Kunstprojekt in Fürth: Ferrari steckt im XXL-Röntgengerät

29.10.2014, 16:23 Uhr
Der britische Röntgenkünstler Nick Veasey mit dem Ausdruck einer Röntgen-Aufnahme eines Ferraris 365 GTB/4 "Daytona" von 1969.

© Daniel Karmann/dpa Der britische Röntgenkünstler Nick Veasey mit dem Ausdruck einer Röntgen-Aufnahme eines Ferraris 365 GTB/4 "Daytona" von 1969.

Ungewohnte Einblicke in das Innenleben eines Ferraris: Für sein neues Projekt hat der britische Röntgenkünstler Nick Veasey mit Forschern des Fraunhofer-Instituts in Fürth eine der italienischen Luxuskarossen in ein riesiges Röntgengerät gesteckt. Für Kenner: Bei dem Auto handelt es sich um einen 365 GTB/4 „Daytona“ aus dem Jahr 1969. Zur Verfügung gestellt hat ihn ein Händler aus Kassel.

Der 52-jährige Künstler will insgesamt zehn Ferraris aus den Jahren 1920 bis 1980 durchleuchten. Dafür muss er die Autos aber erst noch von Privatleuten oder Händlern organisieren. Er wünscht sich etwa einen „Dino“, „F40“ oder einen „Testarossa“.

Veasey stellt sich eine Ausstellung vor, in der die Autos sowie ihre Röntgenbilder in Originalgröße zu sehen sind. „Ich will zeigen, wie die Dinge funktionieren“, sagte der Künstler bei der Vorstellung des Projekts am Mittwoch. „Ich bin ein Kerl und träume davon, selbst mal so ein Auto zu haben. In meinen Augen sind sie etwas Schönes.“

Der XXL-Computertomograph ist nach Angaben des Instituts weltweit einzigartig und hat acht Millionen Euro gekostet. Wie viel Veaseys Projekt kosten wird, konnten die Macher nicht sagen. Die Anlage ist in einer 400 Quadratmeter großen und 14 Meter hohen Halle aufgebaut. Im Inneren stehen zwei acht Meter hohe Türme für die Strahlungsquelle und den -detektor.

Drei Tage für ein 3D-Bild

Zeile für Zeile wird das Auto von oben bis unten durchleuchtet. Zum Schluss errechnen Computer aus den einzelnen Bildern ein dreidimensionales Abbild des Autos. Allein das zweidimensionale Bild kann mehrere Hundert Gigabyte groß sein. Die Belichtungszeit dafür beträgt etwa eine Stunde. Für ein drehbares 3D-Bild muss das Auto etwa drei Tage lang durchleuchtet werden.

Die Röntgenquelle, ein sogenannter Linearbeschleuniger, erzeugt eine 20-mal stärkere Strahlungsenergie als ein normales Röntgengerät. Dicke Mauern schirmen den Apparat ab, denn für Menschen wäre die starke Strahlung tödlich. Sie ist aber nötig, um so große Objekte wie einen Container, ein Auto oder Teile von Flugzeugen zu durchleuchten.

Gerade für Autohersteller könnte so ein XXL-Röntgengerät interessant werden, sagte der Fraunhofer-Mitarbeiter Michael Böhnel. Sie könnten damit etwa Autos bei Crashtests besser beurteilen, indem sie genau sehen können, wie sich einzelne Teile beim Unfall verformen.

Röntgenkünstler Nick Veasey hat in den vergangenen 20 Jahren schon fast alles durchleuchtet - etwa Blumen, Kleidung, Tiere oder Motorräder. Bislang musste er große Objekte mühevoll zerlegen und einzelne Aufnahmen machen, die er danach am Computer zusammensetzte. Für einen Kleinwagen brauchte er einmal rund drei Monate. Oft habe er dabei auch ein wenig getrickst, verrät der Brite: „Manches war echt und manches unecht.“ Ihn fasziniere die Röntgentechnik, weil sie die „Dinge so zeigt, wie sie wirklich sind“.

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