Landtagsabgeordneter bekennt sich zu seiner Sucht

23.9.2012, 13:00 Uhr
Horst Arnold (links), hier Anfang August zusammen mit Landtagskollegen seiner Partei.

© Wolfgang Dressler Horst Arnold (links), hier Anfang August zusammen mit Landtagskollegen seiner Partei.

Das sagte der 50-Jährige im Gespräch mit den Fürther Nachrichten. Der Politiker betont, er habe sich in Absprache mit seiner Frau, SPD-Stadträtin Birgit Arnold, und seinen beiden Töchtern „aus freien Stücken“ zu diesem Schritt entschlossen. „Ich wollte Nägel mit Köpfen machen“, so Arnold, der zugibt, mit seinem Alkoholkonsum „persönliche Probleme“ kompensiert zu haben — und das bereits seit längerem.

Auch seinen Genossen und Teilen der Öffentlichkeit war Arnolds Zustand nicht verborgen geblieben, zuletzt hatte sich die Lage zugespitzt. In dieser Woche zogen nach Recherchen unserer Redaktion deshalb hochrangige Parteifreunde die Reißleine und rieten ihm dringend, eine Entziehungskur anzutreten — ein heikler Schritt unmittelbar vor der geplanten Wiedernominierung Arnolds als Landtags-Direktkandidat für den Stimmkreis Stadt Fürth, Oberasbach, Stein und Zirndorf.

Sie sollte eigentlich am Freitagabend  in Stein über die Bühne gehen, wurde aber kurzfristig verschoben — sehr zur Überraschung der Anwesenden, die erst vor Ort von der jüngsten Entwicklung erfuhren. Abstimmen durften sie lediglich über die SPD-Bezirkstagskandidatin.

Die Kür des Landtagskandidaten muss bis spätestens Ende November nachgeholt werden. Ob Arnold wieder ins Rennen gehen kann, ist dem Vernehmen nach von den Fortschritten bei der Bekämpfung seiner Sucht abhängig. Man könne „keine Wunder erwarten“, sagte Fürths Bürgermeister Markus Braun auf FN-Anfrage, „aber Schritte in die richtige Richtung“. Er, so Braun, sei erleichtert, dass sein langjähriger politischer Weggefährte „seine Probleme erkannt hat und bereit ist, sie anzugehen. Das verdient Hilfe und Respekt.“

In dieselbe Kerbe schlägt Oberbürgermeister Thomas Jung. „Dieser Schritt ist für einen Politiker ein sehr schwerer, der viel Kraft kostet. Ich bin froh, dass er diese Kraft aufgebracht hat“, so der Rathauschef.

Arnold selbst lässt keinen Zweifel daran, dass er um seine politische Karriere kämpfen wird. „Ich bin nach wie vor Feuer und Flamme für die Aufgabe und werde mich ihr wieder stellen“, so der gelernte Jurist, der früher als Staatsanwalt und Richter tätig war.

Zeit bis November

Seit zehn Jahren ist er als Nachfolger Jungs Chef seiner Partei in Fürth und hat sich in dieser Position den Ruf eines eifrigen Streiters für die Sozialdemokraten erworben. 2003 kandidierte er erstmals, noch ohne Erfolg, für den Landtag. Beim zweiten Anlauf unterlag er zwar im Rennen ums Direktmandat erneut seiner CSU-Kontrahentin Petra Guttenberger, diesmal aber schaffte er über die SPD-Landesliste den Sprung ins Maximilianeum.

Dort ist er verbraucherpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Vor allem auf seinen Spezialgebieten Recht und Verfassung sowie Ernährung, Landwirtschaft und Forsten überzeuge er „mit Sachkenntnis und großem Engagement“, heißt es auf der Internetseite der bayerischen SPD.

Nach Auskunft der stellvertretenden Vorsitzenden der Fürther SPD, Maria Ludwig, bleibt der Partei bis Ende November Zeit, ihren Kandidaten zu nominieren. Arnold müsse man nun zunächst die Chance geben, zur Ruhe zu kommen und sich zu stabilisieren. Wie es danach weitergeht, sei nicht allein Sache der Fürther SPD, man müsse sich auch mit den Genossen aus Oberasbach, Stein und Zirndorf absprechen.

Sie jedoch begreife die jüngste Entwicklung „als Chance“. Man wolle Arnold „als Menschen und Politiker nicht verlieren“.
 

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