Entscheidung

Langenzenn schmettert XXL-Halle unter Glas ab

Hans-Peter Reitzner

E-Mail zur Autorenseite

5.12.2020, 21:00 Uhr
Langenzenn schmettert XXL-Halle unter Glas ab

© Foto: Heinz Wraneschitz

Der Bauantrag findet im Rathaus der Zennstadt keine Befürworter mehr. Damit hat sich die Bürgerinitiative durchgesetzt. Allerdings hatte sich im Stadtrat zuvor auch unter den Parteien und Gruppen bereits eine beachtliche Mehrheit dagegen gefunden, darunter auch die CSU, die Partei von Bürgermeister Jürgen Habel.

Zuvor waren die Ratsmitglieder von der Rechtsanwältin aus der beauftragten Kanzlei bestärkt worden (auch die naturschutzrechtlich bewanderte, ja gefürchtete Würzburger Kanzlei Baumann war eingeschaltet worden): Das beantragte Bauvorhaben sei nicht nach dem Paragrafen 35 des Baugesetzbuches "privilegiert", also genehmigungsfrei, sondern die Zustimmung könne verweigert werden, weil nicht nachgewiesen wurde, dass es sich tatsächlich nur um einen Gartenbaubetrieb handelt.

Hinzu kommen Unterkunfts- und Sozialgebäude für Saisonarbeiter, Verlade- und Grünguthallen, 27 Parkplätze, Bürotrakt und Wasserbecken, Kondenswasserspeicher und CO2-Turm, Trafo- und Müllstation. Wer mit dem Gemüse, hauptsächlich Tomaten, handelt, statt nur direkt zu verkaufen, sei auch nicht privilegiert, so die Juristin.


Gegen XXL-Gewächshäuser: Erste Montagsdemo in Langenzenn


Öffentliche Belange stehen entgegen: Lärmbelästigung und Auswirkungen aufs Grundwasser, bis zum naheliegenden Wald. Die Erschließung durch Lkw sei nicht ohne Gefahr und belaste die Anwohner. Und die Erschließungsstraße sei überhaupt nicht leistungsfähig genug, das gesamte Vorhaben also bauplanungsrechtlich unzulässig.

Zuvor hatte der Stadt sogar prüfen lassen, ob dem Bauvorhaben mit einer sogenannten Konzentrationsflächenplanung zum Unterglasanbau im Stadtgebiet beizukommen wäre; für dieses Steuerungswerkzeug müssten aber das gesamte Stadtgebiet, zumindest 2000 Hektar, geprüft und mindestens 181 000 Euro ausgegeben werden. Das wollte der Stadtrat nicht.

Wird Grundwasser angezapft?

Für den Fall, dass das XXL-Gewächshaus doch genehmigt würde, müsste entschieden werden, ob dort im Falle einer Wasser-Notversorgung das Grundwasser angezapft oder Uferfiltrat des Farrnbachs verwendet werden sollte. Die Bauherren haben beantragt, auf zwei städtischen Grundstücken am Bach eine Probebohrung zur eventuellen Nutzung des Uferfiltrats durchführen zu dürfen.

Auch das Wasserwirtschaftsamt bevorzugt hier das Uferfiltrat gegenüber einer direkten Entnahme aus dem Bach oder aus Niederschlags- und Oberflächenwasser. Der Stadtrat vertagte diese Entscheidung.

Bürgermeister Habel hatte vorher vergeblich auf namentliche Abstimmung beharrt, um zu dokumentieren, wer für die "umweltschädlichere Variante" gestimmt habe, ins Grundwasser zu gehen. Das ließen etliche Stadtratsmitglieder nicht auf sich sitzen: "Bei einer Ablehnung der Probebohrung für Filtrat-Nutzung jetzt heißt das nicht, dass man sich umweltschädlich verhält", ärgerte sich Rainer Strobel (CSU), "Probebohren können wir immer noch."

Und Birgit Osswald offenbarte durch ihre Nachfrage, ob denn ein Bürgermeister namentliche Abstimmung beantragen darf (er darf), dass in der christsozialen Fraktion momentan der Haussegen etwas schief hängt. Auf Antrag der Bündnisgrünen Evelyn Meyer wurde die Entscheidung vertagt.

Oliver Vogel (CSU) veranlasste die Debatte zu der Schelte, nun sei das Landratsamt am Zug: Viele Langenzenner hätten Matthias Dießl auf den Chefstuhl dort gewählt; nun solle der Landrat in der Gewächshaus-Frage Farbe bekennen, "damit nicht immer nur wir den Kopf hinhalten müssen".

6 Kommentare