Langenzenner Jugendliche wollen Eigenständigkeit

27.11.2019, 11:00 Uhr
Langenzenner Jugendliche wollen Eigenständigkeit

© Thomas Scherer

Es bietet ein reichhaltigeres Angebot als andere Jugendhäuser im Landkreis und offeriert auch längere Öffnungszeiten: Nun gibt die evangelische Kirchengemeinde in Langenzenn die Trägerschaft für das Jugendzentrum „Alte Post“ auf, die Stadt will sie übernehmen. Doch wie das genau geschehen soll, darüber waren sich die Stadträte im Verwaltungsausschuss uneins.


Die „Alte Post“ in dieser Form gibt es seit November 1977. Finanziert wurde das Haus bisher von der Stadt Langenzenn, der Kirchengemeinde und aus eigenen Einnahmen und Spenden. Von Anfang an haben Jugendliche das Gebäude verwaltet; als einziger Anbieter für offene Arbeit in der Stadt stehen die Türen im früheren Postgebäude offen für junge Leute aus Langenzenn und Umgebung.


Kontinuierliche Begleitung der Jugendlichen durch Hauptberufliche gibt es seit 1983. Damals wurde die erste volle Stelle im Jugendhaus eingerichtet. Auch im Vertrag mit der Stadt heißt es, die Kooperation sei gekoppelt an die Anstellung eines Diakons in der „Alten Post“.


Nun hat Diakon Sebastian Wartha die Stadt für eine neue berufliche Herausforderung verlassen. Mit seinem Weggang endet die Trägerschaft der Kirche, so sehr es Dekan Friedrich Schuster schmerzt, wie er in der Sitzung im Rathaus bekannte: „Das Personal fehlt.“ Auch auf Nachfrage bei der Rummelsberger Diakonie habe es geheißen: Fachkräftemangel, alle Diakone schon vergeben.


Bürgermeister Jürgen Habel (CSU) plädierte dafür, dass die Stadt als Trägerin einspringt, um weiter gute Jugendarbeit gewährleisten zu können. Zuletzt waren zwei Hauptamtliche und zwei Jugendliche im Freiwilligen Sozialen Jahr tätig.


Doch an einer Formulierung im Beschlussvorschlag erhitzten sich die Gemüter: „Im Einvernehmen mit dem Förderverein“ solle die Selbstverwaltung „im höchstmöglichen Ausmaß“ beibehalten und in Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum eine Satzung ausgearbeitet werden.


Erst beraten, dann Beschluss


„Erst mit den Jugendlichen ausarbeiten, dann ein Beschluss“, konterte SPD-Stadtrat Roland Schönfelder. Die Eigenständigkeit müsse unbedingt erhalten bleiben, forderte sein Parteifreund Stefan Spano. Schon vor zwei Jahren, als ein Diakon gesucht wurde und Sebastian Wartha die Aufgabe übernahm, sei das Ergebnis der Diskussion gewesen, das die Selbstverwaltung als wichtigstes Element der „Post“ mit dem Rathaus nicht umsetzbar sei, erinnerte Schönfelder.


„Die Stadt ist sich ihrer Verantwortung bewusst“, sicherte CSU-Fraktionschef Manfred Durlak den zahlreich erschienenen Jugendlichen zu. „Es soll möglichst nahtlos weitergehen.“


„Unser Bürgermeister liebt es, Druck aufzubauen“, zürnte Sozialdemokrat Schönfelder, „nach dem Motto: Wir müssen das heute schon beschließen.“ Habel wies dies ausdrücklich zurück.


Hier werde ein „Horrorszenario“ aufgebaut, das dem Sachverhalt nicht gerecht werde, ging Zweiter Bürgermeister Erich Ammon (Freie Wähler) dazwischen. „Jeder will, dass es weitergeht.“ Jugendbeauftragter Christoph Reuther (CSU) bekräftigte, niemand wolle sich die „Post“ unter den Nagel reißen oder die Regie übernehmen. Auch Dekan Schuster beruhigte, es müsse kein Druck aufgebaut werden. Die Eigenverantwortung könne bestehen bleiben.


Schließlich einigten sich die Stadträte einmütig auf einen Vorschlag Spanos: Die Stadt strebt die Übernahme der Trägerschaft an, die Satzung wird zuerst gemeinsam mit dem Förderverein und den Jugendlichen ausgearbeitet.

 

Keine Kommentare