Langenzenns lustige "Pflaumen"

8.3.2019, 13:00 Uhr
Langenzenns lustige

© Foto: Sabine Rempe

Natürlich hätte man 1978 auch in Langenzenn einfach das Radio lauter drehen oder ein paar Platten auflegen können, wenn man Lust auf Musik verspürte. Vielen reichte das aber nicht. Selbst musizieren war angesagt. Zum Beispiel im Sängerkranz Langenzenn. "Aber", erinnert sich Klaus Roscher (66), "die jungen Madli wollten eben auch mal lustige Lieder singen."

In diesem Moment kamen Leo und Lotte Schuh ins Spiel. Der findige Gründer der Hans-Sachs-Spielgruppe brachte mit seiner Frau, die stets auch auf der Bühne stand, zusammen, was sich als Erfolgsmodell erweisen sollte: Eine muntere Gruppe, die Heiteres anstimmte. Zum ersten Auftritt der noch Namenlosen beim Weinfest des Sängerkranzes stieß ein junger Mann dazu, der auf der Gitarre begleitete, Klaus Roscher. Nicht allzu lange darauf spielte auch Hans-Peter Seichter (62) mit seinem Akkordeon beziehungsweise mit der Orgel mit.

"Das kam so gut an, dass wir sofort für den nächsten Einsatz eingeladen wurden", erzählt Roscher. Gleichzeitig wurde aber auch der Wunsch laut, ob die muntere Truppe nicht ein längeres Programm ausarbeiten könnte. Man ließ sich nicht lange bitten . . .

Dank der Verbindung zu Leo Schuh gab es nun auch bei den Stücken, die die Hans Sachser aufführten, eine passende Begleitung. "In den 80er Jahren blühte dann die fränkische Volksmusik auf und wir haben viele ,Heimatabende‘ gespielt", sagt Hans-Peter Seichter. Beliebt und fast immer im Programm waren zum Beispiel Volkslieder wie "Und wenn’s an schönen Sommer gibt" oder "Zwei weiße Gänsli".

Längst war die Gruppe da schon vielen als die "Langenzenner Pflaumen" ein Begriff. Ein, zugegeben, eher unüblicher Name, der wahrscheinlich weit und breit nicht seinesgleichen findet. Wie also kam man auf diese ungewöhnliche Idee? Die beiden Männer schmunzeln: "Das war ein ganz spontaner Einfall. Damals haben wir nämlich gerne ,An einem Baume da hängt eine Pflaume‘ gesungen . . ." Mit dem gleichnamigen Schlager feierte einst auch Gus Backus ("Da sprach der alte Häuptling der Indianer") Erfolge. "Da hat einer gesagt, nennen wir uns doch einfach ,Die Pflaumen‘, und dabei ist es geblieben."

Auf einem wunderbaren alten Foto, das Hans-Peter Seichter aufbewahrt hat, ist die ursprüngliche Gruppe nach einem ihrer ganz frühen Auftritte zu sehen — samt einem kahlen Ast, der liebevoll mit ein paar Pflaumen (oder waren das vielleicht sogar Zwetschgen?) dekoriert worden war. Im Lauf der Jahre wechselten der Musikgeschmack und die Besetzung. "Da waren dann eine Zeit lang zum Beispiel Angelika Ziegler, Jutta Roscher, Traudi Ströhl und Siggi Ströhl mit von der Partie." Heute stehen Hans-Peter Seichter und Siggi Ströhl als die "Langenzenner Pflaumen" auf der Bühne, ein gern gehörtes Duo, seit sich Klaus Roscher vor zwei Jahren zurückzog, weil die Hans-Sachs-Spielgruppe und der Kulturhof ihn beanspruchen.

Frage der Kondition

Die beiden "Pflaumen"-Urgesteine Seichter und Roscher müssen lachen, wenn sie an vergangene Zeiten denken: "Was waren wir verrückt. Es gab Wochenenden, da hatten wir drei Auftritte hintereinander oder die Hochzeiten, auf denen wir gespielt haben, bis es hell wurde." An Fasching fühlte es sich nicht selten so an, als "hätten wir komplett durchgespielt, damals hat ja noch jeder Verein einen Ball gemacht und alles war gerammelt voll". Zu hören gab es Schlager, Kirchweihmusik und immer gerne Fränkisches. Festgelegt war nur eines: "Nach drei Lieder musste eine kurze Pause eingelegt werden, damit der Herr die nächste Dame auffordern konnte, schließlich wollte man ja mit jeder einmal tanzen." Die Kondition bei den Musikern stimmte auf jeden Fall: "Nach so einer langen Auftrittsnacht gab es um fünf, sechs Uhr in der Früh eine Bratwurstsemmel und dann ging es auf die Arbeit."

Hans-Peter Seichter, der letzte Aktive aus der Gründungsgruppe, denkt noch lange nicht daran, das Akkordeon in die Ecke zu stellen. Gemeinsam mit Siggi Ströhl will er weiter dafür sorgen, dass die "Pflaumen" für gute Unterhaltung stehen. Warum er das macht? "Ganz einfach", sagt der leidenschaftliche Hobby-Musiker, "aus Spaß an der Freud."

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