Lieber zuhause altern auch im Landkreis Fürth

6.2.2016, 09:00 Uhr
Lieber zuhause altern auch im Landkreis Fürth

© Archivfoto: Brigitte Riemann

Der Sozialwissenschaftler Manfred Zehe gilt als profunder Kenner der Betreuungssituation im Landkreis. Legt er mit dem Institut Modus immerhin schon seit 1996 im Fünf-Jahres-Turnus die Statistiken zur Pflegesituation vor. Jetzt vergab er ausschließlich die Note „Sehr gut“. Kein Wunder also, dass Landrat Matthias Dießl sich freute: „Die aktuellen Zahlen zeigen, dass wir gemeinsam mit den Anbietern von Pflege bei der Umsetzung der Maxime ,ambulant vor stationär‘ viel erreicht haben.“ Der Wunsch vieler Senioren, möglichst lange in der vertrauten Umgebung zu leben, könne im Landkreis erfüllt werden.

Mehr Pflegekräfte nötig

Die Zahlen untermauern diese Einschätzungen. 17 ambulante Pflegedienste mit 433 Mitarbeitern (umgerechnet in Vollzeitstellen entspricht das 147) betreuen täglich 1451 Menschen im Landkreis. Mehr als die Hälfte der Männer und Frauen, die diese Hilfe in Anspruch nehmen, sind Alleinlebende, ein weiteres Drittel sind Paare, die beide über 65 Jahre alt sind. Im Durchschnitt sind die Frauen 78,8 Jahre alt, die Männer 76,8 Jahre.

Die Prognose geht davon aus, dass bis 2025 deutlich mehr Pflegekräfte gebraucht werden, um das bisherige hohe Niveau zu halten.

Die gute ambulante Versorgung hat Auswirkungen auf den Bedarf an Heimplätzen, denn die Menschen entschließen sich immer später für eine vollstationäre Unterbringung. Aktuell gibt es 1318 Heimplätze in 14 Einrichtungen (der Neubau in Cadolzburg-Egersdorf ist bereits eingerechnet, Projekte in Stein fehlen hingegen noch). Immer später ziehen die Menschen von den eigenen vier Wänden ins Heim um. Die meisten sind dann rund 83 Jahre alt und zu diesem Zeitpunkt bereits Pflegefälle. Rüstige bleiben, solange es geht, in der gewohnten Umgebung. Verbessert hat sich die Art der Unterbringung: Während in den stationären Einrichtungen 1996 der Anteil der Einzelzimmer nur 35 Prozent betrug, sind es heute rund 65 Prozent.

Angesichts der zu erwartenden starken Zunahme an Hochbetagten in den kommenden Jahren werden mehr Heimplätze benötigt. Während im Landkreis-Süden mit dem Bevölkerungsschwerpunkten Zirndorf, Oberasbach und Stein die Versorgung voraussichtlich ausreicht, tun sich im Landkreis-Norden mit Langenzenn, Wilhermsdorf und Cadolzburg Lücken auf. Hier werden in den nächsten Jahrzehnten rund doppelt so viele Plätze nachgefragt, als aktuell vorhanden sind. Bis zum Jahr 2034 könnten bis zu 667 Plätze nötig sein, derzeit wurden 325 erfasst.

Immer mehr Interesse besteht an der Tagespflege. Aktuell werden 50 Menschen tagsüber betreut, abends kehren sie zu ihren Angehörigen zurück. Bis Jahresende werden 70 Plätze zur Verfügung stehen. Das leichte Überangebot entspricht dem errechneten Maximalbedarf. Doch künftig wird auch hier die Nachfrage weiter steigen.

Da derzeit einige Träger Pläne haben, die Tagespflege zu erweitern, kann der Bedarf voraussichtlich langfristig gedeckt werden. Versorgt werden in den Tagespflegeeinrichtungen des Landkreises auch etliche Menschen, die in den Städten Fürth und Nürnberg leben, so dass das aktuelle Überangebot für die Träger kein Problem darstellt.

Das einzige Angebot, das besser ausgebaut werden sollte, ist die Kurzzeitpflege, die zwischen einer und fünf Wochen in Anspruch genommen wird. Sie ist wichtig, um pflegende Angehörige zu entlasten.

Hier stehen im Landkreis dauerhaft lediglich sechs Plätze zur Verfügung. Spontan nehmen etliche Einrichtungen zu Pflegende jedoch auf, wenn sie kurzfristig Plätze frei haben. Sie sind allerdings nicht dauerhaft für die Kurzzeitpflege reserviert, so dass es insbesondere zu Urlaubszeiten in den Ferienmonaten zu Engpässen kommen kann.

Die Prognose spricht von einem steigenden Bedarf, der im Landkreis-Norden voraussichtlich gedeckt werden kann. Im Süden deutet sich Entspannung an: In Roßtal sollen ab 2018 zwölf Kurzzeitpflege-Plätze fest eingerichtet werden.

Wie viel Pflege braucht es?

Wie viel Pflege brauchen die Menschen, die die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen? Das ist eine weitere Frage, mit der sich der Bericht befasst. Er blickt dabei auf die Einstufung in Pflegestufen von null bis drei. Null betrifft hauptsächlich Menschen mit Demenz, von eins bis drei steigt der Pflegeaufwand zunehmend.

Den Einsatz des ambulanten Pflegedienstes nehmen ein Drittel der Betroffenen in Anspruch, die in keine Pflegestufe eingeordnet sind, und damit auch keine Leistungen aus der Pflegekasse erhalten. Die höchste Stufe haben nur rund sechs Prozent. In Heimen sind hingegen nur rund fünf Prozent der Bewohner nicht pflegebedürftig. Über 70 Prozent sind in die Stufen eins oder zwei eingeordnet, hier deckt die Pflegekasse die Kosten der Unterbringung nur zum Teil ab.

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