Liebgewonnene Erinnerungen an Schusser und Zehnerle

26.1.2014, 09:00 Uhr
Liebgewonnene Erinnerungen an Schusser und Zehnerle

© Hans-Joachim Winckler

Emil ist bis zu seiner kleinen Nase warm eingemummelt und schläft im Kinderwagen. Zwölf Wochen ist er alt und auf Entdeckungen aus, sobald er wach ist: „Seine Hände sind im Moment sein liebstes Spielzeug, langsam findet er aber auch die Rassel ganz schön“, erzählt Emils Mutter Nadine Froschauer. Grundsätzlich hat sie schon den Eindruck, dass „viele Kinder kaum mehr Zeit zum Spielen finden“. Die 35-Jährige stellt fest: „Als Eltern kann man so eine Entwicklung hoffentlich beeinflussen.“ Sie habe „keinen Masterplan“ für die Zukunft ihres Sohnes. Ob er in ein paar Jahren zum Beispiel in einen Sportverein geht oder zur Musikschule, möchte sie von seinen Interessen und Bedürfnissen abhängig machen. Grundsätzlich liegt ihr eines am Herzen: „Kinder haben ein Recht darauf, zu spielen.“

Liebgewonnene Erinnerungen an Schusser und Zehnerle

© Hans-Joachim Winckler

Marina Geier ist mit ihren beiden Töchtern Jaqueline (7) und Samantha (1) zum Einkaufen unterwegs in der Fußgängerzone. Die 29-Jährige würde nicht sagen, dass Kinder heute allgemein zu wenig Freiräume haben: „Jaqueline beschäftigt sich zum Beispiel gerne und oft mit ihren Puppen.“ Daneben hat die Zweitklässlerin ein Hobby, das ihr viel Spaß macht. „Sie tanzt zweimal die Woche, im Februar steht ihr erstes Turnier an“, berichtet Marina Geier. Die einjährige Samantha schaukele dagegen begeistert auf ihrem Holzpferd und habe im Augenblick eine Leidenschaft für Zeitungen entwickelt: „Sie liebt es, darin zu blättern — oder sie zerreißt sie.“

Jaqueline berichtet noch rasch, dass sie gerade Spielzeug gekauft haben: „Ein Geburtstagsgeschenk für meine Freundin, die wird neun und bekommt ein Monster-Hai-Puzzle.“

Liebgewonnene Erinnerungen an Schusser und Zehnerle

© Hans-Joachim Winckler

Seit zehn Monaten sind Friedrich (66) und Monika (70) Scherer aus Langenzenn Großeltern: „Ein Traumkind. Wir bekommen jeden Tag ein Filmchen aufs Smartphone, weil sie nicht hier, sondern in Münchsmünster wohnt.“ So bleiben die beiden stets auf dem neuesten Stand. Zu Weihnachten gab es für die Kleine von Opa und Oma „eine Kuschelkuh und einen Schlitten mit Lehne“.

Die Kindheitserinnerungen von Monika und Friedrich Scherer sind ein bisschen anders: „Wir hatten fast kein Spielzeug, aber wir haben nichts vermisst, sondern waren kreativ und fast immer draußen. Wir haben ,Zehnerle’ gespielt oder ,Schusser’.“ Monika Scherer weiß noch gut: „Wenn wir etwas gebraucht haben, dann hat mein Papa das selbst gemacht.“ Einen Bollerwagen baute er unter anderem und einen kleinen Tisch mit passendem Stuhl — diese Minimöbel sollen bald der Enkelin Spaß machen.

Liebgewonnene Erinnerungen an Schusser und Zehnerle

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Gar nicht so lange ist die Kinderzeit für Rose Wenzl (16), Lara Broghammer (16) und Nikolai Siebenhaar (17) vorüber. Die drei besuchen das Heinrich-Schliemann-Gymnasium. Rose überlegt: „Ich hatte früher immer Gelegenheit zum Spielen, wenn ich wollte. Auch in der Grundschule. Nach und nach kam mehr dazu, ich spiele jetzt unter anderem auch Geige, aber Stress? Nein, das geht alles.“

Lara stimmt ihr zu: „Früher habe ich nach der Schule kurz Hausaufgaben gemacht und hatte dann noch voll viel Zeit, etwa zum Lesen.“ Selbstverständlich ist das mittlerweile anders geworden. Neben dem Lernen findet die 16-Jährige aber trotzdem Gelegenheit für das Klavierspielen, Volleyball oder das Treffen mit Freunden. Erinnerungen an Kindertage sind bis heute in ihrem Zimmer zu finden: „Da gibt es ein paar Kuscheltiere von damals“, verrät Lara. Für Nikolai waren die Prioritäten genauso klar: „Nachmittags ging es mit Freunden raus zum Fußball.“ Mit sechs saß er allerdings auch zum ersten Mal am Schlagzeug. „Später habe ich dann eine PlayStation bekommen, aber das war mir nie so wichtig.“

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