Lord Babberly lindert den Herzschmerz

6.2.2018, 18:00 Uhr
Lord Babberly lindert den Herzschmerz

© Foto: Thomas Scherer

Prominente Vorbilder gibt es zuhauf für die Titelrolle von "Charleys Tante". Hierzulande denkt man an Heinz Rühmann und Peter Alexander, aber auch Theaterheroen wie Gustav Gründgens, Victor de Kowa und Hans Clarin haben in dieser Rockrolle brilliert, die seit 126 Jahren eine offenbar ungebrochene Anziehungskraft ausübt. Am Inhalt des Stücks kann es wohl nicht nur liegen, denn so toll ist die Idee nun auch wieder nicht, zwei jungen Männern in Liebesdingen per Kopfsprung in Frauenkleider auszuhelfen.

In der Veitsbronner Zenngrundhalle versuchen die Klosterhofspiele Langenzenn eine Antwort. Rainer Denk spielt die Paraderolle für einen Laien so überzeugend, dass man große Vorbilder und auch den aktuellen "Mitbewerber" Martin Rassau in der Comödie zwar nicht vergessen, aber doch beiseite stellen kann. Denk beherrscht die Szene mit Fistelstimme und umwerfender Komik; er flirtet dabei ungeniert mit den beiden Auserwählten Kitty und Amy, was bekanntlich gar nicht seine Aufgabe ist. Als Heiratsvermittler ist er so glaubwürdig wie als Kotzbrocken.

Und weil Regisseur Frank Landua auch in seiner letzten Arbeit für die Klosterhofer auf Nachwuchsförderung setzt, sind die Rollen der vier Verliebten ebenfalls plausibel besetzt. Alexander Heubeck und Lars Körber als Jack und Charles, der Neffe besagter "Tante", umgarnen ihre Partnerinnen (Thea Martina Seidel, Laura Fraas) mit heißen Liebesschwüren und Versprechungen, was ja mit Hilfe der "Tante" schlussendlich auch zum gewünschten Ziel führt.

Eine prima Doppelrolle hat Michael Zintl, der sich ständig blitzschnell hinter der Bühne vom steifen englischen Butler in den cholerischen und auf strenge Sittsamkeit bedachten Vater von Amy und Mündel Kitty verwandeln muss. Als Colonel Sir Francis Chesney ist Richard Höfler nicht nur ein um seinen Sohn Jack besorgter Vater, sondern auch ein kühler Rechner, als es um die mit Reichtum gesegnete Donna Lucia d’al Valdorez, also die wirkliche Tante, geht. Als solche sorgt Claudia Lindenmeier schließlich konsequent und unmissverständlich für klare Verhältnisse. Und dann darf auch der vielgeplagte Lord Fancourt Babberley, eben Charleys Tante, seine verschollen geglaubte Ela Delahay (Samira Soydan) doch noch überglücklich in die Arme schließen. Vier verliebte Paare, die nach so viel Trubel, Verwechslungen und Verwicklungen für das Happy End bereitstehen – mehr Herzschmerz geht nicht.

Eine weitere schöne, mit Liebe zum Fünfziger-Jahre-Ausstattungsdetail gestaltete Winterproduktion der Langenzenner.

"Charleys Tante": Zenngrundhalle Veitsbronn. Weitere Termine: 9./10./16./17. Februar jeweils 20 Uhr, 11./18. Februar jeweils 18 Uhr. Karten im FN-Ticket-Point (Schwabacher Straße 106, Tel. 2 16 27 77) und an der Abendkasse.

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