Luther - Der Narr des Glaubens und sein Witz

15.6.2017, 13:00 Uhr
Luther - Der Narr des Glaubens und sein Witz

© Peter Budig

Der "Welttag des Lachens" wurde Anfang Mai begangen. Von dieser Yoga-Idee wissen wir, führt Thiede an, dass allein die Lachbewegung des Mundes froh macht. Das Hirn registriert die Muskelbewegungen und ordnet Glücksgefühle an. Martin Luthers Humorbegabung war gewaltig, doch die Mächtigen seiner Zeit hat er damit nicht zum Lachen gebracht und Glücksgefühle hat er ihnen auch keine beschert. Sein unbeirrter Weg war ein Glaubens- und Überzeugungskampf. Er wollte seine, die katholische Kirche erneuern, auf den rechten Weg der Bibel zurückführen. Luther hat Korruption, Misswirtschaft angeprangert, eine Spaltung der Kirche hatte er nicht im Sinn.

Ein Spaß war dieser Weg auch für diesen ersten Lutheraner nicht. Vier Jahre nach dem Thesenanschlag erging das Edikt von Worms: Kaiser Karl V. verhängte die Reichsacht über Luther und erklärte ihn für vogelfrei. Ein Jahr zuvor, 1520, hatte Luther sein Vorgehen selbst noch als "Narrenspiel" bezeichnet und befand sich damit in guter Tradition.

Von Franz von Assisi (geboren 1181), Namensgeber des aktuellen Papstes, stammt das Wort: "Der Teufel kann einem Knecht Christi gegenüber nichts ausrichten, wenn in diesem die heilige Fröhlichkeit des Geistes herrscht." Den Bogen von Heiligen Franziskus zu Luther zu spannen, ist Thiede ein Anliegen.

Gefechte mit dem Teufel

Luther, der lebenslang mit dem Teufel in vielerlei Gestalt rang, hat den Witz als Schwert des Gläubigen immer wieder ins Gefecht geführt. Der "Kreuzestheologe" Luther, so der lutherische Theologieprofessor Thiede, hat von unten, aus der Menschenperspektive, zum leidenden Sohn Gottes geschaut. "Eben der Aufblick zum Gekreuzigten hat Luther befähigt, inmitten aller Bedrängnis seines Lebens immer wieder ein Lachender zu bleiben", folgert der Theologe. Als solcher tritt Thiede, Autor zahlreicher Bücher, ehemaliger Leiter des evangelischen Sonntagsblattes, Pfarrer, Sektenexperte hier auf: Nicht der Prediger, noch der Journalist spricht, der evangelische Theologe referiert einen Fachvortrag.

So lautet der durch Luther gelöste Widerspruch: Das Kreuz ist ein Freiheitssymbol, auch wenn hier vordergründig ein Folterplatz mit Todesfolge eines Unschuldigen zu sehen ist. Aus dieser Freiheit stammt die Überwindung allen Unglücks; Freiheit ist im Sinne Luthers immer Erlösung durch Glauben. Aus der "Freidigkeit", wie Thiede ausführt, dem alten Wort für Freisein und Courage und Kühnheit, entsteht Luthers Lachen, das Ängste und Schmerzen überwindet. Dreist und mutig hat Luther seine Anliegen formuliert.

Dazu gehört auch das über die Stränge schlagen, "Comedy wider den Teufel", titelt der Vortragsredner und zitiert Luther, der sich zeitgemäß durchaus noch vor dieser Inkarnation des Bösen fürchtete, wie wir Heutigen das kaum noch zu begreifen vermögen: "Herr Teufel, tobe doch nicht so viel. Nur ruhig! Denn es gibt einen, der Christus heißt . . . Und er ist dein Teufel, Herr Teufel, weil er dich gefangen und überwunden hat, so dass du mir oder irgendjemandem, der an ihn glaubt, nicht mehr schaden kannst." So spottet Luther über den Teufel. Oder, kühn: "Schlägst du mir den Kopf ab, schadet nichts. Ich habe einen, der wird ihn mir wieder aufsetzen."

Spottverse der Liebe

Wenn Luther schon dem Teufel mit einem herzhaften Lacher entgegentrat, so begegnete er seiner sehr selbstbewussten, hochgeliebten Frau, der ehemaligen Ordensschwester Katharina von Bora, die er in Briefen spöttisch "Herr Käthe" nannte und seufzte: "Wenn ich noch einmal eine Ehefrau finden müsste, dann haue ich mir eine gehorsame Frau aus Stein." Wo die Liebe in Spottversen besungen wird, da wird der Gegner nicht besser wegkommen.

In seiner Streitschrift "Wider Hans Worst" von 1541 hat Luther respektlos über Herzog Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel vom Leder gezogen: "Denn er ist ein trefflicher Mann, in der Heiligen Schrift geschickt, behende und bewandert – wie eine Kuh auf dem Nussbaum oder eine Sau auf der Harfe!" Verfolgung war die Folge, denn die vermeintlich Mächtigen scheren sich durch alle Zeiten nicht um berechtigte Kritik.

Anders als 300 Jahre später dem anderen deutschen Großhumoristen Heinrich Heine, war es Luther mit dem Humor ganz ernst, sozusagen theologisch fundiert. "Sola scriptura", nur was in der Heiligen Schrift steht, zählt, hat Luther immer wieder streng angemahnt und dazu bei seinem Paulus das gefunden: "Welcher sich unter euch weise dünkt, der werde ein Narr, auf dass er möge weise sein" (1. Kor 3, 18).

 

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