"Macht euch keine Sorgen": Thomas Gottschalk verzückt Fürth

3.12.2019, 09:19 Uhr
Im LEZ las Gottschalk am Montagabend aus seinem Buch "Herbsbunt".

© Hans-Joachim Winckler Im LEZ las Gottschalk am Montagabend aus seinem Buch "Herbsbunt".

"Ich bin der einzige, der Ludwig Erhard noch kannte": Thomas Gottschalk beginnt vor vollem Haus gleich mit seinem aktuellen Generalthema – dem Kokettieren mit seinem Alter. Und schwärmt vom Wirtschaftswunderminister, der "immer so pfopferte mit seiner Zigarre".

Was denn Erhard und Gottschalk verbinde, fragt LEZ-Chefin Evi Kurz. "Ich bin eindeutig der Hübschere", witzelt der Showmaster. Und wird dann nachdenklicher. Er sei ja "ein Ergebnis der Erhard-Ära, 1950 geboren" und habe "die beste Zeit erlebt, die es in Deutschland zu erleben gab. Es wurde alles immer besser, es ging aufwärts." Gottschalk. "Wir mussten nicht an Stalingrad denken, sondern an die Beatles oder Woodstock." Daher habe er sich eine gewisse Heiterkeit bewahrt. Sein Rat an Frust- und Wutbürger: "Eigentlich sollten alle Frauen und Männer meines Alters fröhlicher sein als sie es sind."

Apropos Heiterkeit: Klar, dass Gottschalk auch auf das "Aus" für seine regelmäßigen Auftritte beim Bayerischen Rundfunk eingeht. Die monatliche Radio-Show auf Bayern 1, die Literatursendung "Gottschalk liest?" - beide gibt es nicht mehr. Weil es ihm, sagt er, zu viel wurde. Aber nicht, wie zunächst vor allem im Netz kolportiert, mit seiner Gesundheit zu tun hat. Eine Spur in diese Richtung hatte er selbst gelegt. "Ich merke doch, dass mein Körper sein Recht fordert", sagte er in der Radioshow am Sonntag. Und weiter: "Mein Arzt hat mir gesagt, es wäre hochriskant, wenn ich weiter wie bisher einmal im Monat das Bett verlasse."

"Es geht mir gut"

Ein Scherz vom Scherzbold Gottschalk, stellt er nun in Fürth klar. Und wundert sich, wie viele vor allem im Netz solche Sprüche für bare Münze nähmen: "Wenn man anfängt, mich ernst zu nehmen, dann ist was schief gelaufen." Und ruft dem Publikum zu: "Macht euch keine Sorgen, es geht mir gut."

Das ist ihm anzumerken bei diesem vergnüglichen Gastspiel. Locker plaudert der noch 69-Jährige über die Tücken des Alters. "Ich werde 70 - das ist rufschädigend, irgendwie." Und liest aus seinem zweiten Buch: Nach "Herbstblond" legte er kürzlich mit "Herbstbunt" nach, eine süffig zu lesende Zwischenbilanz seines Lebens zwischen Kulmbach, München und Malibu.

Kapitel wie Rock-Songs

Die Kapitel hat der Rock-Fan nach Songtiteln benannt. In "Fire" geht es um den Brand, der sein Domizil – eine alte, britisch-spleenige Mühle samt Anbauten – in Malibu zerstörte. In "Everlasting Love" um seine Ehe ("Da musste ich redigieren", sagt er mit Blick auf die Trennung von seiner langjährigen Frau Thea). Und in "Knockin‘ On Heaven’s Door" um ein geträumtes "Wetten, dass…" mit lauter Toten als Gästen. Gunther Sachs, Gottschalks Mutter, Marcel Reich-Ranicki und Hans-Dietrich-Genscher: ein munterer Talk sehr lebendiger Toter, von Gottschalk sprachlich sehr ordentlich imitiert.

Gern scherzt er über seine Schwierigkeiten, die Jüngeren zu verstehen. In den digitalen Zeiten will er gar nicht erst richtig ankommen. "Wir sind die Generation, die ohne Navigation unterwegs war", schreibt er in "Herbstbunt". Und lamentiert über seine Söhne. Wenn er ihnen den Baum zeigt, auf den er als Junge in Kulmbach kletterte, dann hört er: "Echt, warum?" Paul McCartney kennen sie nicht, wenn er sie mitnimmt ins Konzert.

Gottschalk denkt nicht ans Aufhören

"Ich find dich so cool", sagte ein Mädchen zu ihm kürzlich. Um zu ergänzen: "Warum kannst Du nicht mein Opa sein?" Gottschalk nimmt kopfschüttelnd zur Kenntnis, wenn er es mit einer Bloggerin zu tun hat, der sieben Millionen Menschen folgen – weil sie Schminktipps gibt. Und er ärgert sich über Hotelzimmer mit drei Fernbedienungen für den Fernseher. "Dann drückst du drauf – und es gehen die Rollos hoch."

Wie er es denn schaffe, von der Überholspur seiner Karriere abzubiegen, will ein Zuhörer wissen. "Ich schaff’s ja nicht", sagt Gottschalk. Und gesteht, dass es ihm nach wie vor einfach gewaltig Spaß macht, anderen Spaß zu machen. Ans Aufhören denkt er nicht. "Ich sehe, wenn ich ehrlich bin, auch niemanden, der das wesentlich besser macht als ich."

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