Massive Kritik an der Optik des Einkaufskomplexes

23.9.2012, 10:00 Uhr
Massive Kritik an der Optik des Einkaufskomplexes

© Scherer

Selbst im Lichte der Erkenntnis, dass es leichter fällt, im Netz ohne Preisgabe der eigenen Identität kräftig vom Leder zu ziehen, muss diese glasklare Tendenz überraschen — und den Verantwortlichen bei der Stadt und beim Bauherren zu denken geben. Wie berichtet, hatte die Wettbewerbsjury zwei von fünf beteiligten Büros für preiswürdig gehalten: Die Nase vorn hatten Weis & Volkmann aus Leipzig, knapp gefolgt von Gewers & Pudewill aus Berlin.

Mit beiden Entwürfen waren die Preisrichter allerdings nicht vollends zufrieden, deshalb sollen sie bis zum Ende der nächsten Woche nachgebessert werden. Die Internet-Gemeinde besänftigt das offenbar nicht im Mindesten. So schreibt „Paulchen vom Grünen Markt“: „Iiihhh — wie hässlich ist das denn!?! So sehen Highlights nicht aus. Langweiligster Substandard. Schüttel und schauder...“ Ein anderer fragt: „Warum muss immer alles so unpersönlich und kalt sein? Soll unsere Stadt wirklich so aussehen?“

„Nichtssagende Architektur, wie sie bestens an eine Hauptausfallstraße passt und dort einen Bürokomplex beinhalten sollte. Langweilig, austauschbar, beliebig“, urteilt ein weiterer. Und „Planer“ schreibt: „An einem der markantesten Plätze in Fürth wollen die mit einer Architektur ankommen, die vor 15 Jahren schon out war — unglaublich.“

In anderen Beiträgen ist von „Allerweltsklotzbauten“ die Rede, die man „laaaangweilig und öde“ findet, von „Themaverfehlung“, von „Entwürfen aus der Schublade“, die Fürth „nicht verdient“ habe, von „Architektur zum Abgewöhnen“. Und immer wieder scheint die Forderung auf, zum „Ursprungsentwurf“ zurückzukehren. „Wo sind die ersten Gedankenspiele, mit denen ihr uns den Mund wässrig gemacht habt?“, heißt es in einem der Kommentare an die Adresse des Bauherren.

Der „Ursprungsentwurf“ stammt vom MIB-Architekten James Craven und sah einen am alten Park-Hotel und am restlichen Fürther Altstadtbild orientierten Baukörper an der Rudolf-Breitscheid-Straße vor. An diesem „Masterplan“ hätten sich eigentlich auch die Teilnehmer des Architekten-Workshops stark orientieren sollen, so die Vorgabe. Daran aber, moniert auch MIB-Geschäftsführer Uwe Laule, hielten sich nur die wenigsten — und keiner in dem Ausmaß, das man sich gewünscht hätte.

Dialog beginnt

„Nicht umsonst haben wir gesagt, es soll noch einmal nachgebessert werden“, sagt Laule und versucht, die Fürther Gemüter zu beruhigen: Selbst die überarbeiteten Entwürfe der beiden Büros stellen nach MIB-Lesart nur ein „Zwischenergebnis“ dar, das dem entspreche, was man mit dem Workshop bezweckt habe: „Wir wollten sehen, was andere Architekten meinen.“

Nun aber beginne „der Dialog mit James Craven“. Will heißen: Craven, der Masterplaner, wird zusammen mit dem Büro, für das man sich letztendlich entscheidet, noch einmal in Klausur gehen — mit dem Ziel, die finale, dann möglicherweise mehr Menschen befriedigende Lösung zu finden.

Christofer Hornstein, selbst Architekt, Sprecher der Bürgerinitiative „Bessere Mitte“ und Mitglied der Jury, setzt darauf große Hoffnungen. Er verspreche sich durch eine „Supervision“ mit Craven, dass „wir wieder auf die Überholspur kommen“. Allerdings kann sich Hornstein den harschen Urteilen über den Entwurf des Workshop-Siegers nicht anschließen. Immerhin habe sich das Büro Weis & Volkmann als Einziges im Teilnehmerfeld „ernsthaft mit dem Masterplan beschäftigt“ und sei dabei auch „in die Tiefe“ gegangen. Den von den Leipzigern geplanten Komplex könne man immerhin – von dem zu hoch aufragenden Eckturm abgesehen — „auch in 20 Jahren noch sehen, ohne rot zu werden“, meint Hornstein.

Fürths Baureferenten Joachim Krauße erstaunt weder, dass es Proteste gibt, noch deren Vehemenz. Ihre Eindeutigkeit aber lässt auch ihn aufhorchen. Er gibt den Kritikern jedoch zu bedenken, dass es schwer sei, einen reinen Einzelhandelskomplex zu errichten und dabei auch noch perfekt der prägenden Fürther Bausubstanz zu entsprechen. Denn die meisten historischen Häuser im Zentrum seien unter ganz anderen Vorzeichen entstanden: um oben Wohnungen und Büros unterzubringen und allenfalls im Erdgeschoss Einzelhandel.

„Fürth-typische Architektur zu schaffen und möglichst originell zu bauen, das ist schwer“, findet Krauße. Auch er sieht nun aber mit Spannung den Ergebnissen der Überarbeitung entgegen — und der Art, wie der Bauherr mit der Kritik umgeht.
 

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