"Materialschlacht": Brand in Fürth brachte Retter an Grenzen

20.8.2018, 17:38 Uhr

© Horst Linke

Ein Großaufgebot an Einsatzkräften hatte am Sonntag die Flammen bekämpft. Nach ersten Erkenntnissen waren Gelbe Säcke in Brand geraten, die in großer Zahl auf einer Freifläche gelagert waren. Erst nach drei Stunden war die Gefahr gebannt. Schon da war klar, dass sich das aufwendige Nachlöschen bis tief in die Nacht ziehen würde. Mit Baggern und Radladern mussten die Abfallhaufen, die Feuer gefangen hatten, auseinandergerissen werden.

Jede Portion musste sorgfältig abgelöscht werden, um sicherzugehen, dass sich nicht irgendwo tief unter der verschmolzenen Kunststoffoberfläche Glutnester befinden, wie Christian Gußner, Leiter der Fürther Berufsfeuerwehr, erklärt. Während der Arbeiten wurde das Areal mit Scheinwerfern beleuchtet. Beschäftigte der Firma Veolia halfen mit. Und aus der Luft lotste die verbliebenen Feuerwehrkräfte ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera zu Stellen, die besonders heiß waren.

Die Fürther Berufsfeuerwehr hatte die Dimension des Brandes am Sonntagnachmittag rasch erkannt und Kollegen aus Erlangen und Nürnberg sowie zwölf Freiwillige Feuerwehren zur Unterstützung angefordert. Insgesamt 182 Feuerwehrkräfte waren im Einsatz: "Wir haben alle gebraucht", sagt Gußner am Tag danach.

Körperlich und logistisch war der Großbrand eine Herausforderung für die Retter: Bei 32 Grad Hitze mit der kompletten Schutzausrüstung zu arbeiten, sei eine enorme Belastung, so Gußner. Zwei Feuerwehrkräfte mussten denn auch mit Kreislaufproblemen behandelt werden. Ein dritter verletzte sich beim Aufflexen einer Wand.

"Es war eine richtige Materialschlacht"

Schaummittel, Atemschutzgeräte, Schläuche: Der intensive Einsatz wurde zu einer richtigen "Materialschlacht", sagt Gußner. 5000 Liter Schaummittel seien wohl verbraucht worden, pro Minute wurden 10.000 Liter eines Wasser-Schaummittelgemisches auf die Flammen gespritzt. Auch mit Unterstützung der Kollegen aus Nürnberg und Erlangen und ihrer Vorräte komme man bei solchen Einsätzen an die Grenzen.

Spuren des Brandes: Noch am Montag kam Schaum aus dem Gully vor dem Gelände der Recyclingfirma Veolia. Große Mengen Schaummittel und Wasser waren bei dem Brand in die Kanalisation abgeleitet worden.

Spuren des Brandes: Noch am Montag kam Schaum aus dem Gully vor dem Gelände der Recyclingfirma Veolia. Große Mengen Schaummittel und Wasser waren bei dem Brand in die Kanalisation abgeleitet worden.

Ab dem Abend konnten nach und nach Einsatzkräfte nach Hause geschickt werden. Die Nachtschicht übernahm dann die Fürther Berufsfeuerwehr. Die Kollegen wechselten sich Gußner zufolge ab, damit jeder zwischendurch mal zwei, drei Stunden Ruhe bekam. Nachdem alle Glutnester beseitigt waren, harrte eine "Brandwache" bis zum Morgen aus.

Die nächste Mammutaufgabe

Nun steht eine andere Mammutaufgabe an: Am Einsatzort habe sich das ganze Material vermischt, alles müsse nun gereinigt, sortiert und wieder auf die verschiedenen Wehren verteilt werden. "40 Feuerwehrfahrzeuge waren involviert und aus den meisten kamen Geräte", sagt der Feuerwehrchef. Die Auswirkungen des Brandes werde man die ganze Woche spüren.

Eine Sprecherin der Firma Veolia hat den Rettern unterdessen für ihren Einsatz gedankt. Durch das rasche Handeln konnte "weiterer Schaden für die Umwelt und unser Unternehmen begrenzt werden". Da die Flammen auch Gebäude erfasst haben, könne derzeit nicht auf dem Gelände gearbeitet werden. Einige der zwölf Mitarbeiter helfen bei den Aufräumarbeiten, andere werden vorübergehend am Veolia-Standort in Nürnberg eingesetzt. Man habe alle Auflagen zum Betrieb der Anlage erfüllt, betont die Sprecherin.

Ursache und Schadenshöhe sind noch unklar

Unklar ist weiter, was den Brand verursacht hat. Die Experten der Fürther Kripo haben die Ermittlungen aufgenommen. Auch die Schadenshöhe lasse sich noch nicht abschätzen, heißt es seitens Veolia und der Polizei.

Eine beruhigende Nachricht gab es für die Bewohner der nördlichen Wohngebiete in Fürth: Schadstoffmessungen der Feuerwehr haben bestätigt, dass dort keine schädlichen Konzentrationen vorgefunden wurden. Anwohner waren gebeten worden, Fenster und Türen vorsichtshalber geschlossen zu halten, für den Fall, dass sich giftige Dämpfe ausbreiten.

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