Mäuse auf der Kärwa, Pferde in der Grube

23.9.2012, 19:00 Uhr
Mäuse auf der Kärwa, Pferde in der Grube

© Meyer

Irgendwann aber hatte es sich dann ausgestunken, der Backsteinbau samt Kamin wurde abgerissen. Jahre später, im September 1987, berichten die FN, dass sich nun auch der Verein — ganz geruchslos — in Luft aufgelöst hat. Das Vereinsvermögen, exakt 1684,64 D-Mark, geht an die Gustav-Schickedanz-Hauptschule, die damit ihr Schulbiotop um ein Feldgehölz erweitert.

Er wird definitiv noch gebraucht: der Müllberg bei Atzenhof. Allerdings naht auch sein Ende, denn in wenigen Jahren, nämlich 1990, wird die Deponie ihren Gipfel erreicht haben. Mehr geht nicht mehr. Ärgerlich ist es da, wenn der Berg schneller wächst, als es das Gesetz erlaubt. Eigentlich dürften dort nur Fürther ihren Schutt abladen, berichten die FN und schildern, dass die Realität anders aussieht: „Ganze Lkw-Ladungen mit Gewerbemüll aus Nürnberg, dem Landkreis und anderen Gemeinden wandern nach Atzenhof.“

Ein Grund: Nirgendwo ist die Müllentsorgung billiger – 22 Mark pro Tonne – als in Fürth. In der Zirndorfer Verbrennungsanlage fallen 160 Mark an, in Nürnberg 60. Um den Abfall in Fürth loswerden zu können, geben die auswärtigen Fahrer auf ihren Anlieferscheinen einfach eine Fürther Adresse an, erzählt Betriebsleiter Fritz Wörlein und klagt: „Die lügen einen an, dass die Augen tropfen.“

Ganz andere Art von Müll wird auf dem Grafflmarkt in der Altstadt gesichtet: Eine Frau bietet an ihrem Stand das Buch „Mein Kampf“ zum Kauf an. Erst nachdem man ihr mit einer Anzeige droht, lässt sie es verschwinden.

Der Grafflmarkt geht, die Kirchweih naht. Nürnberger und Landkreis-Bürger sind dort gern gesehene Gäste, wenn sie ihren Müll zu Hause lassen. Zwei Wochen vor der Kärwa-Eröffnung stimmen die FN die Fürther auf das Fest der Feste ein, indem sie die zu erwartenden Attraktionen ankündigen. Alte Rummel-Traditionen kehren zurück nach Fürth: eine Box-Arena, ein Mäusezirkus und waghalsige Motorradfahrer auf Steilwänden. Zum ersten Mal dabei ist auch das „neue Fahrgeschäft Breakdance“.

Rote Farbe auf einer Sandsteinfassade gehört zu den Anblicken, die Hauseigentümern die Augen tropfen lassen. Im Osten der Stadt setzt sich ein unbekannter Sprüher nachdrücklich dafür ein, dass seine Hinterlassenschaften nicht immer gleich wieder beseitigt werden sollen. Über satte acht Meter Länge einer Hauswand sprüht er seine Botschaft: „Wer Sprüche übermalt, verbrennt auch Bücher.“

In Poppenreuth gerät ein Pferd in arge Nöte, nachdem es in die Jauchegrube eines Bauernhofs eingebrochen ist und bis zum Kopf in Gülle steht. Das Pferd hat aber in gewisser Weise Schwein: Die Freiwilligen Feuerwehren Poppenreuth, Sack und Ronhof halten zufällig in der Nähe eine Übung ab und eilen rasch zum Unglücksort.

Um das „Pferde-Hebegeschirr“ der Berufsfeuerwehr einsetzen zu können, wird der Jauchepegel mit einer Güllepumpe abgesenkt. Alles geht gut. Niemand muss der Firma Mattecka nachtrauern. Nach fast drei Stunden ist das Pferd befreit.
 

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