Mäzenatentum soll Ritterhaus wiederbeleben

14.6.2010, 00:00 Uhr
Mäzenatentum  soll  Ritterhaus wiederbeleben

© Wraneschitz

Für Bürgermeister Harry Scheuenstuhl, der zuletzt nicht gerade als öffentlicher Unterstützer des Projekts auftrat, ist die Stiftung »ein ganz großer Schritt für unsere Gemeinde« sowie »die Krönung des Schaffens« der Familie: Zumal damit eine 1,8-Millionen-Investition in das bröckelnde Ritterhaus zusammenhängt.

Auch Neustadts Landrat Walter Schneider lobte die drei Stifter: Neben dem Stuhlunternehmen Stechert würden sie nun mit der Stiftung ebenso »weit über die Region hinaus wirken. Danke für die Wohltat«, so Schneider wörtlich.

Geschäftsführer Erwin Stechert hofft »auf die Erkenntnis von Gemeinde und Bürgern, dass dem alten Gemäuer neues Leben eingehaucht werden muss.« Die Probleme zu vergessen und nach vorne zu schauen, forderte Seniorchef Franz Stegner mit Blick auf das Hickhack der zurückliegenden Wochen um den bereits begonnenen, zurzeit jedoch ruhenden Umbau des Ritterhauskellers zu Bäckereiladen und Café (die FN berichteten).

Denn das Konzept für das Sandsteindenkmal aus dem 18. Jahrhundert beinhaltet nicht nur Kommerz im Keller: Für das zweite (von drei) Obergeschossen stehen konkrete Pläne für ein »Gotthilf-Fischer-Museum«. Weshalb sogar der 82-jährige Chorleiter zur Stiftungsgründung erschienen war. »In meiner Geburtsgemeinde Deizisau streiten sie sich schon seit einem Jahr um ein Fischer-Museum«, berichtete der Dirigent. Glaubt man Deizisaus Bürgermeister Thomas Matrohs, dann hatte die Idee keinerlei Unterstützung in der Bevölkerung. In Wilhermsdorf dagegen sei alles anders: Weshalb »wir nun eben hier eine Hochburg der Musik, des Volksliedes aufmachen. Hier fühl’ ich mich zu Hause«, wie Gotthilf Fischer erklärte.

Fischers gesammelte Werke - von Partituren über Erinnerungen wie an die Fußball-WM-Eröffnung 1974, als er das ganze Münchner Stadion dirigierte, über Geschenke bis zu seinen goldenen Schallplatten sollen hier ausgestellt werden. Die Hoffnung: Volle Busse werden am Schlossplatz halten, Heerscharen von Menschen das Museum besuchen, im Café konsumieren und den Restort nicht links liegen lassen.

Wann die Fischer-Touristenwelle loslaufen soll, blieb unklar. Denn bis das Haus komplett saniert und umgebaut ist, können noch zwei bis drei Jahre ins Land gehen. Aber danach werde die Stechert-Stegner-Stiftung den laufenden Betrieb sichern: Aus verschiedenen Ecken des Unternehmens wurden dafür bereits 45000 Euro Stiftungskapital gesammelt, und die Sparkasse Neustadt/Aisch zahlte ebenfalls schon 15000 Euro ein. Man rechne mit weiteren Spendern, erklärten die Stifter und Horst Ohlmann von der Deutschen Stiftungstreuhand AG Fürth, die das Kapital verwaltet.

Zwei Säle für Bürger

Die Stiftung sei »ausschließlich für Wilhermsdorf und seine Menschen« gedacht, stellte Franz Stegner klar. So sollen unter anderem in der »1770 errichteten, eindrucksvollen, vom Verfall bedrohten Dreiflügelanlage im frühklassizistischen Stil« zwei Säle für je etwa 40 Personen den Ortsvereinen offenstehen sowie weitere »Räume für soziale oder gemeinnützige Zwecke« entstehen.

Doch zunächst hat sich Gotthilf Fischer für Ende August nochmals in Wilhermsdorf angemeldet. Von der Ritterhaustreppe werde »mein Freund Gotthilf« einen Fischerchor aus Gesangvereinen der Region dirigieren, hat sich Hausherr Franz Stegner schon Gedanken zum Programm der Café-Eröffnung gemacht. Zur Not - falls der Kellerausbau noch nicht fertig ist - soll das Fest rund um einen Bäckerei-Verkaufswagen herum stattfinden. Aber der Stechert-Seniorchef ist sicher: »Wir werden noch einiges erleben: Bald kommt Leben in die Bude und Wilhermsdorf.« HEINZ WRANESCHITZ