Mederer schließt seine Produktion in Fürth

20.10.2011, 11:00 Uhr
Mederer schließt seine Produktion in Fürth

© Hans Winckler

Es ist gut dreieinhalb Jahre her, da führte Herbert Mederer Journalisten über eine Sandwüste in der ehemaligen Johnson-Kaserne. Bis zu 60000 Tonnen Süßwaren sollten hier einmal im Jahr produziert werden, erläuterte Mederer. Er verriet seinen Jugendtraum von einer gläsernen Fabrik, in der Kinder sich die Nase platt drücken, um zu sehen, wie vor ihren Augen buntes Naschwerk hergestellt wird. Der Oberbürgermeister – ebenfalls bei diesem Termin dabei – schwärmte von einer touristischen Attraktion mitten in Fürth. Und Wirtschaftsreferent Horst Müller sprach angesichts des geplanten riesigen Hochregallagers von einer „neuen Dimension im Fürther Industriebau“.

Doch in den vergangenen Jahren hat der Wind offenbar gedreht. Die Wirtschaftskrise trübte die Laune. Zuletzt, so ist aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren, kam der drastisch gestiegene Preis für den Rohstoff Zucker hinzu, den das Unternehmen nicht in vollem Umfang an seine Großkunden – überwiegend Discounter – weitergeben konnte.

Bereits im Sommer 2010 hatten die FN bei der Mederer-Gruppe nachgehakt, weil zu diesem Zeitpunkt noch immer keine Bagger über das Gelände gerollt waren. Der Firmenchef begründete die Verzögerung mit der „wirtschaftlichen Großwetterlage“. Zwar habe sein Unternehmen die Krise „relativ gut“ überstanden, die 50-Millionen-Euro-Investition in der Südstadt wollte er aber erst angehen, „wenn wir gesicherter in die Zukunft schauen können“.

Jetzt wird gar nicht mehr gebaut – zumindest nicht in Fürth. In einer Pressemitteilung teilte das Unternehmen am Mittwoch mit, dass der geplante Neubau am Kanal „sehr hohe Investitionen erfordert, denen keine ausreichenden Kostenvorteile gegenüberstehen“. Nach „Abwägung aller Wirtschaftlichkeitskriterien“ habe man entschieden, den Standort Hagenow/Boizenburg in Mecklenburg-Vorpommern auszubauen. Und weiter: „Angesichts des starken Wettbewerbs sind wir gezwungen, diesen Weg zu gehen, um unsere Zukunft nachhaltig zu sichern.“

Die bisher in der Fürther Oststraße beheimatete Produktion werde daher bis 2013 im Wesentlichen nach Hagenow verlagert und zu Teilen nach Neunburg vorm Wald im Landkreis Schwandorf, wo man ein weiteres Werk besser auslasten will. Betroffen davon sind in Fürth 187 Mitarbeiter. Unberührt bleibt die Partnerschaft mit der SpVgg Greuther Fürth. Wie ausführlich berichtet, hat sich Mederer bis 2013 die Rechte am Namen des Stadions gesichert, das seit einem Jahr Trolli-Arena heißt. „Dieser Vertrag steht nicht zur Disposition“, teilte ein Sprecher der Mederer-Gruppe auf FN-Anfrage mit.

Für den städtischen Wirtschaftsreferenten Horst Müller ist der Abschied der Trolli-Produktion „die schlechteste Nachricht seit Quelle“. Er tröstet sich mit der Tatsache, dass der Firmensitz und damit 113 weitere Arbeitsplätze in der Verwaltung in der Fürther Oststraße bleiben sollen.

Ganz oben auf der Liste steht für ihn nun die Vermarktung des Areals in der Südstadt, das Mederer nicht mehr benötigt. Gemeinsam mit dem Unternehmen wolle man einen Abnehmer finden. Müller gibt sich optimistisch. „Wir haben in ganz Fürth kein Grundstück dieser Größenordnung mehr“, sagt er. Gleichzeitig sei das Interesse am Wirtschaftsstandort Fürth „nach wie vor groß“. Willkommen seien vor allem Unternehmen, die viele Arbeitsplätze mitbringen.

Einen Vorwurf will Müller der Mederer-Gruppe übrigens nicht machen. Er habe den Eindruck, der Firmenchef sei „wirklich geknickt“ gewesen. In der Pressemitteilung lässt sich Herbert Mederer wie folgt zitieren: „Als alteingesessenem Fürther Unternehmen ist uns diese Entscheidung sehr schwer gefallen.“

13 Kommentare