„Mein Amaglemi ist einfach sensationell“

11.8.2011, 11:00 Uhr
„Mein Amaglemi ist einfach sensationell“

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Herr Paulus, alle Welt trinkt Aperol Spritz. Ist das nicht ein bisschen langweilig für einen Barkeeper wie Sie?

Paulus: Der Aperol Spritz hat natürlich seine Daseinsberechtigung. Er ist ein schöner Apéritif für den frühen Abend. Mit einem Cocktail im eigentlichen Sinn, den man zu später Stunde gepflegt nach dem Essen genießt, hat er allerdings nichts zu tun. Und es stimmt schon: Für uns Barkeeper gibt es spannendere Kreationen.

Trotzdem: Was muss rein in einen echten Spritz?

Paulus: Prosecco gehört hinein, Sodawasser, Aperol und — ganz wichtig — eine Orangenscheibe und ein Stückchen Zitronenschale.

Deutscher Vizemeister wird man mit sowas aber nicht...

Paulus (lacht): Nein.

Womit dann?

„Mein Amaglemi ist einfach sensationell“

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Paulus: Den Drink, der mir meinen Titel eingebracht hat, habe ich „Amaglemi“ genannt.

Ama-was?

Paulus: A-m-a-g-l-e-m-i. Das ist ein Kunstname, eine Zusammensetzung aus den Worten „Amarenakirsche“ und „Glenfiddich“, die, wie ich finde, etwas orientalisch anmutet. Die Zutaten sind 4 Zentiliter Glenfiddich, zwölf Jahre alt, eineinhalb Zentiliter Likör 43, das ist ein spanischer Vanillelikör, vier Tropfen Velvet Falernum, ein Barbados-Rum-Likör. Für Optik und Aroma kommen zwei Amarenakirschen ins Glas und ein Gebilde aus Orangenzeste, Sternanis und Nelken.

Das hört sich nicht ganz billig an...

Paulus: Das ist schon ein Cocktail der gehobenen Klasse.

Und was war daran preiswürdig?

Paulus: Die Mischung ist einfach sensationell. Ich bin diesmal ganz weg vom Mainstream, von Kokos, Fruchtsaft und Sahne. Ich denke, bei vielen Kollegen kam richtig gut an, dass ich mit klaren Spirituosen und mit Likören spiele und einen schönen auf Whisky basierenden Digestif geschaffen habe, der wirklich gut schmeckt und herrliche Farbnuancen hat aus dunklem Rot und einem braunhölzernem Gelb. Es gibt ja eine Technik-Jury, die auf die Präsentation der Produkte achtet, auf Tempo und einen sauberen Arbeitsstil. Und es gibt eine Geschmacks-Jury, die den optischen Gesamteindruck, Aroma und Geschmack bewertet. Und mein Amaglemi ist einfach in jeder Hinsicht sensationell.

Was fehlt da noch zum Meistertitel?

Paulus: Wenig, denn das war ganz, ganz, ganz knapp. Ich bin wirklich rundherum zufrieden.