Mit 100 km/h durch die Stadt: Raser regen Fürther auf

26.6.2017, 05:30 Uhr
Mit 100 km/h durch die Stadt: Raser regen Fürther auf

© Foto: Jürgen Eisenbrand

Zwei Stunden lang hatte die Polizei am Vormittag des 12. Juni die südliche Schwabacher Straße, nahe dem Barhaus Dillinger, ins Visier genommen. Die Bilanz: Neun Autofahrer waren deutlich zu schnell, der unrühmliche Spitzenreiter wurde dabei mit 106 km/h erwischt.

Applaus war der Polizei einmal mehr gewiss an diesem Tag auf Facebook: Immer, wenn die FN über Raser berichten, ist die Empörung in dem sozialen Netzwerk groß. Weil der Luxus, den sich die Verkehrssünder rausnehmen, tödlich für andere sein kann.

Mehr Kontrollen sollen helfen

Die Kontroll-Aktion weckte umgehend Begehrlichkeiten: "Und das Gleiche bitte in der Friedrichstraße und gerne mal sonntags in der Fronmüllerstraße beim Pizza Hut", forderte ein Nutzer. Eine Frau bat, doch am Wochenende die Aktion zu wiederholen, wenn Raser "mal wieder auf der Schwabacher mit viel Bummbumm Rennen fahren..." Andere riefen nach Kontrollen in der Hirschenstraße, vor Kindergärten und Horten – und nach einem festen Blitzerkasten an der Unterführung Schwabacher Straße: "Solch einen sensationellen Fang eines Tempo-100-Rasers können Sie dort an lauen Sommerabenden alle fünf Minuten machen. Die Anwohner werden es Ihnen von Herzen danken!"

Der Wunsch nach mehr Blitzern war – aus verschiedenen Stadtteilen – auch an anderer Stelle laut geworden: als die Stadt die Bürger um Vorschläge bat, wie der Verkehrslärm reduziert werden könne. "Mehr Kontrollen" wurden daher als Ziel in den "Lärmaktionsplan" aufgenommen.

"Jeder Verkehrstote ist einer zu viel"

Sieben Mal berichteten die FN in den vergangenen sieben Wochen über Raser im Stadtgebiet und auf der Südwesttangente, die viel zu schnell unterwegs waren. Dass es schlimmer geworden sei, die Verkehrsmoral abgenommen habe, kann man in der Fürther Polizeiinspektion jedoch nicht bestätigen. "Es gibt immer einzelne Raser", sagt Martin Taschner, der für das Sachgebiet Verkehr zuständig ist. Je mehr kontrolliert werde, umso mehr würden auch erwischt.

"Wenn es das Personal zulässt, schauen wir immer, dass wir Tempomessungen machen", so Taschner. "Jeder Verkehrstote oder Verletzte ist einer zu viel." Und überhöhte Geschwindigkeit führt oft zu besonders schlimmen Kollisionen, sie ist die Hauptursache für Unfälle mit Schwerverletzten und Toten. Mit dem Blitzmarathon versucht das Innenministerium jedes Jahr, das Bewusstsein dafür zu schärfen. "Die Tempo-Beschränkungen haben ihren Grund", sagt Taschner und appelliert an alle, mit gesundem Menschenverstand und Rücksicht auf andere zu fahren.

Tuning-Szene tritt kaum in Erscheinung

Im Stadtgebiet lasse der Verkehr tagsüber das Rasen glücklicherweise nicht so zu, sagt Taschner. Dass breite Straßen wie die südliche Schwabacher Straße oder die Würzburger Straße abends oder nachts dazu verleiten, aufs Gas zu drücken, weiß er. Allerdings deuten weder die Kontrollen noch die Beschwerden von Bürgern darauf hin, dass sich das Problem verschärft habe.

Gewiss komme es auch mal vor, dass sich Autofahrer, die gemeinsam an der Ampel stehen, ein Rennen liefern, sagt Polizeichef Peter Messing. Aber dass sich Raser im größeren Stil dazu verabreden, beobachtet die Fürther Polizei nicht. Einen einzigen belastbaren Fall habe es in den vergangenen Jahren gegeben, so Taschner. Auch um die Tuning-Szene, in der Einzelne die Vorschriften ignorieren, sei es in Fürth ruhig geworden.

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