Mit dem Martinerla als Roßtaler Markenzeichen

7.11.2014, 06:00 Uhr
Mit dem Martinerla als Roßtaler Markenzeichen

© Archivfoto: Claudia Wunder

„Es musste etwas passieren“, erinnert sich Johann Schmidt, heute Ehrenvorsitzender des Roßtaler Gewerbevereins. In den 1970er Jahren hatte man noch alljährlich zum Herbstmarkt eingeladen. Doch das Interesse ließ mehr und mehr nach. Am Schluss kamen nur noch wenige Gäste, so dass der Herbstmarkt eine eher traurige Veranstaltung mit nurmehr zwei Buden war.

Ein bisschen neidisch schielten die Roßtaler nach Cadolzburg. Dort war der Adventsmarkt ein echter Publikumsmagnet. Aber einfach eine Kopie davon wollte man nicht. Wer genau die Idee hatte, einen Martinimarkt als letzten Herbstmarkt vor dem Advent abzuhalten, das lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Vielleicht war es ein Gemeinschaftswerk des damaligen Vorstandes des Gewerbevereins.

Jedenfalls engagierten sich die Gewerbetreibenden vor 40 Jahren einen guten Ratgeber: den Kreisheimatpfleger Valentin Fürstenhöfer. Seine Vorschläge wurden fast eins zu eins umgesetzt und sind bis heute Teil des Erfolgsrezeptes. Zu den Zutaten gehören die Präsentation des örtlichen Handwerks und Gewerbes in der Schule, die kleinen Verkaufsbuden am Marktplatz, der Auftritt des Pulzermärtels, der mit einer Ponykutsche herbeigefahren kommt und Süßigkeiten an die Kinder verteilt.

Aus dem Geschenk an die Kinder wurde das Symbol für den Martinimarkt schlechthin: das Martinerla. Es ist ein Schmalzgebäck, das die Form einer Figur im Kapuzenmantel hat. Ursprünglich wurde es in einer Roßtaler Backstube gefertigt. Inzwischen wird das Markenzeichen von einer Bäckerei in Dietenhofen angeliefert.

„Schon im ersten Jahr war der Martinimarkt ein voller Erfolg“, weiß Johann Schmidt zu berichten. Nicht nur die Roßtaler selbst strömten herbei, auch Besuchern aus Großhabersdorf, Ammerndorf, Weinzierlein oder Anwanden gefiel das Angebot.

Wenn Johann Schmidt, der Seniorchef von der Schuhmanufaktur Schmidt, heute irgendwo im Großraum erwähnt, wo er herkommt, dann hört er zumeist die Erwiderung: „Ach, aus Roßtal, da, wo jedes Jahr der Martinimarkt ist.“

Kein Wunder, ist das Markttreiben doch Jahr für Jahr ein bisschen größer geworden. In den Buden, die längst nicht mehr nur am Marktplatz stehen, sondern auch in umliegenden Straßen und Gassen, verkaufen nicht mehr nur Kunsthandwerker und Fieranten Nützliches, Dekoratives und Nahrhaftes, auch örtliche Vereine und Organisationen bieten Glühwein, Gebasteltes, Marmeladen oder Plätzchen an. Während es am Donnerstag und Freitag, also vor dem eigentlichen Markttreiben, noch ganz gemütlich bei den Lichterumzügen der Kinder ist, herrscht am Samstag- und Sonntagnachmittag oft Gedränge und Geschiebe.

Aber offenbar gefällt’s, denn der Besucherstrom hat in den 40 Jahren nicht nachgelassen, im Gegenteil: immer mehr Gäste aus Stein, Nürnberg oder Fürth finden im November den Weg nach Roßtal. Warum das so ist, das erklärt sich Johann Schmidt so: „Es gibt nur noch ganz wenige Orte, in denen alles auf so engem Raum komprimiert ist: die Schule, das Rathaus, die Kirche, das Museum und in deren Mitte der Markt.“ Das, meint er, mache die besondere Atmosphäre aus.

Die Gäste sind herzlich willkommen. Nur eines mögen die Roßtaler gar nicht, wenn einer ihren späten Herbstmarkt als Weihnachtsmarkt betitelt und gar den Pulzermärtel als Weihnachtsmann bezeichnet. Letzterer hat mit dem Geschenkeüberbringer im roten Gewand gar nichts zu tun. Der Pulzermärtel ist eine Sagengestalt, die tief aus dem Wald herbeikommt, um die braven Kinder zu belohnen. Ja und die bösen, die gehen leer aus. Davon gibt’s aber in Roßtal keine.

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