Mit dem Taxi in Richtung Vorratskammer

20.10.2012, 14:00 Uhr
Mit dem Taxi in Richtung Vorratskammer

© Thomas Scherer

Warum, um Himmels willen, kidnappt einer den Papst? Weil er’s kann. So würde Sam Leibowitz vielleicht antworten. Dem jüdischen Taxifahrer fällt die Chance, einmal im Leben etwas wirklich Spektakuläres zu erledigen, in den Schoß. Also nimmt er diesen Albert IV. kurzerhand mit und lagert ihn vorübergehend, exakt, in der heimischen Vorratskammer.

Eine brillante Idee war das, mit der Autor Joao Bethencourt seine Komödie zum Laufen brachte. Seit 1972 wurde sein Stück in 42 Ländern gespielt. Jetzt also in Fürth. Was sich ebenfalls als ausgesprochen guter Einfall erweist. Die fleißigen Theaterenthusiasten der Bühne Erholung 27 machen im Grunde alles richtig. Man hat sich für eine Aufgabe entschieden, für die in diesem Moment alles zur Hand ist: die Darsteller, der Spielraum, die Möglichkeiten. Der Dank für so viel Weisheit: Ein Abend, der rundherum unterhält.

Audienz vorm Rathaus

Klaus Lumpp, der Bethencourts Vorlage bearbeitete und Regie führt, macht ein Heimspiel daraus. Der Papst beehrt nun Fürth mit einem Besuch. Ein Einstieg, der passt. Richtig klasse sind die beinahe echten Nachrichten, die als Einspieler auf einer Leinwand erscheinen: Verblüffend genug, aber sogar Oberbürgermeister Jung ist da bei einer unfassbar authentischen Audienz vor dem Rathaus zu bewundern...

Bühne-Erholung-Vorstand Klaus Hoffmann hat wegen „plötzlichem akuten Männerschwund“ in den eigenen Reihen bei der freien Theaterszene Unterstützer gefunden. Uwe Weiherer steigt als Taxerer Sam ein und ist von null auf hundert in seinem Element. Diese Rolle ist ein Schmankerl. Weiherer macht Feinkost daraus. Allein dafür, dass er sich da, wo es richtig ist, zurücknimmt, gebührt ihm Beifall.

Überhaupt ist die punktgenaue Besetzung ein Plus dieser Inszenierung. Johanna Eberle als liebenswerte Ehefrau, zum Beispiel, ist in allen Nuancen glaubwürdig. Dass trotz der sehr überschaubaren Bühne keine Enge zu erkennen ist, sondern jeder genau dahin zu gehören scheint, wo er gerade steht, spricht für die überlegte Choreographie aller Abläufe. Pointiert kommt die Inszenierung von Klaus Lumpp zur Sache. Lediglich kurz vor dem Finale ist plötzlich etwas die Luft raus. Die Auflösung der prekären Lage, in die der waghalsige Taxifahrer Sam seine Familie und Papst Albert IV. (Stephan Schmidt) gebracht hat, zieht sich ein bisschen hin. Dafür kommt das Ende dann sehr fix.

Um ein Haar geht dabei die Schlusspointe unter, die Autor Bethencourt als satirischen Nachschlag offeriert. Immerhin hat der kidnappende Sam seine Lösegeldforderung durchgesetzt: 24 Stunden Frieden wollte er haben. Die hat er sogar bekommen. Das war letztendlich allerdings genauso segensreich und nützlich wie ein Papst in der Speisekammer.

Keine aufbauende Einsicht. Aber eine erstaunlich vergnügliche, wenn sie das Ensemble der Bühne Erholung 27 offeriert.

„Der Tag, an dem der Papst entführt wurde“: Grüner Baum, Gustavstraße 34. Weitere Termine: heute (19.30 Uhr) und morgen (15.30 Uhr), 26./27. Oktober (jeweils 19.30 Uhr) sowie am 8. Dezember (20 Uhr) im Bürgerhaus Tuchenbach. Ticket-Tel. 797733.
 

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