Mit den Satelliten auf Schatzsuche

20.8.2010, 09:00 Uhr
Mit den Satelliten auf Schatzsuche

© Paul Heeren

„Bereits die Piraten vor Hunderten von Jahren sind auf Schatzsuche gegangen. Heute kann man dabei eben auf modernste Navigationssysteme zurückgreifen, zum Beispiel das GPS“, erzählt Carmen Adler, Sozialpädagogin im Langenzenner Jugendhaus Alte Post. Mit dem Modell einer Erdkugel erklärt sie den anwesenden Kindern die Funktionsweise des „Global Positioning System“: Mindestens 24 Satelliten kreisen in verschiedenen Bahnen um die Erde und senden dabei Funkwellen aus. Spezielle GPS-Geräte können diese Signale dann empfangen und daraus die eigene aktuelle Position bis auf wenige Meter genau berechnen.

Diese Technik der Ortsbestimmung macht sich seit Anfang des Jahrtausends eine stetig wachsende Gemeinschaft von Hobby-Schatzsuchern zunutze, die sogenannten Geocacher. Auf Internetseiten (Geocaching.com bzw. Geocaching.de) tauschen sich die Mitglieder über die Position von versteckten „Caches“ (sprich: „Käsch“) aus, wobei jeder registrierte Nutzer auch selbst Schätze verstecken und diese auf der Seite angeben kann. Mithilfe eines GPS-Geräts und den Koordinaten des Verstecks können sich dann andere Geocacher den „Cache“ suchen und heben.

„Und ein Geo-Muggel ist jemand, der von alldem nichts weiß“, klärt Carmen Adler auf. Bevor sie sich mit der kleinen Gruppe auf die Jagd nach dem ersten Schatz macht, schärft sie den Kindern also strengste Geheimhaltung ein: „Wenn ein Geo-Muggel einen Cache entdeckt, kann es sein, dass er ihn für Müll hält und wegwirft. Deshalb müssen wir uns vor allem in der Nähe des Verstecks möglichst unauffällig verhalten.“

Nun kann es endlich losgehen. Nachdem die GPS-Geräte — ausgeliehen von der Evangelischen Jugend Nürnberg — eingeschaltet sind und Kontakt zu den Satelliten hergestellt haben, geben die jungen Geocacher die Koordinaten von einer Cache-Beschreibung ein, die Carmen Adler vorher ausgedruckt hat. „827 Meter Richtung Osten“, ruft Robin, und die Gruppe macht sich auf den Weg.

„Die Schätze sind meistens an landschaftlich schönen Stellen oder bei interessanten Bauwerken versteckt“, erzählt Carmen Adler unterwegs. Außerdem gibt es sogenannte Multi- Caches, die einer Art Schnitzeljagd gleichen: Die eigentlichen Zielkoordinaten sind noch nicht bekannt, man muss sie sich erst an verschiedenen „Stages“ erarbeiten. Einen solchen Cache hat die Sozialpädagogin heute herausgesucht. Nach einer Viertelstunde kommen die Schatzsucher in einen kleinen Wald und direkt neben einem großen Siebener-Stein zeigen die GPS-Geräte das Ziel der ersten Etappe an. „Das ist ein alter Vermessungsstein“, weiß Cora-Lena zu berichten. Nun lautet die Aufgabe, einige Buchstaben aus dem Text auf dem Felsen herauszusuchen und anhand ihrer Stellung im Alphabet die Koordinaten des Cache-Verstecks zu ergänzen. Vor dem Hintergrund des nahen Ziels wird für die Kinder sogar Kopfrechnen spannend. Kaum sind die Zahlen gefunden und eingegeben, drängt die Gruppe weiter.

Nach ein paar Dutzend Metern befehlen die GPS-Geräte erneut den Stopp, auch die anschließende Suche dauert nicht lange. Doch die unter einer Wurzel gefundene Filmkapsel ist lediglich ein weiterer Hinweis. „26 Meter Richtung 216 Grad“, liest Carmen Adler vor. Gesagt, getan: Die jungen Geocacher beginnen ein paar Schritte weiter erneut zu suchen, und endlich hört man den erlösenden Schrei. „Hier ist er“, ruft Julia und zieht aus einer kleinen Erdhöhle eine Tupper-Box hervor. Darin befinden sich ein Logbuch, in das sich jeder Finder einträgt und verschiedene kleine Tauschgegenstände. „Wer sich etwas davon nimmt, muss auch selbst wieder etwas hineinlegen“, klärt Carmen Adler auf.

Nachdem der Cache wieder versteckt ist, gibt sie jedem Teilnehmer einen kleinen Geocaching-Button. „Ihr habt euren ersten Schatz gefunden. Damit seid ihr jetzt Geocacher“, teilt sie feierlich mit. Und bei diesem ersten Erfolg muss es nicht bleiben: Es gibt Tausende Verstecke, von denen die Muggel nichts ahnen — man muss sich nur auf die Suche machen.