Mit frischem Elan

5.9.2007, 00:00 Uhr
Mit frischem Elan

© Mark Johnston

Es ist Nachmittag im Kurz-Trainingslager im Schwarzwald. Zahllose Flanken werden vor das Tor geschlagen. Timo Achenbach und Nico Müller auf links, Daniel Felgenhauer und Daniel Adlung auf rechts - sie hauen so viele Bälle nach innen, dass ihnen die Füße schmerzen müssen. Dann eine weite Flanke: Stefan Reisinger legt sich quer in die Luft und trifft mit einem Seitfallzieher spektakulär ins Tordreieck.

Im weiteren Verlauf der Übung folgen weitere Treffer ähnlichen Zuschnitts - und Beobachter reiben sich verwundert die Augen. «Noch ein Neuzugang», scherzte einer der mitgereisten Kleeblatt-Fans - und hat damit gar nicht so Unrecht.

Chaos in München

Schon 2006 war Reisinger nach Fürth zurückgekommen. Zwei Jahre in Burghausen, wo er sich zu einem Topstürmer entwickelt hatte, und eine unsägliche Spielzeit in München lagen hinter ihm. Bei den Löwen waren in den Landshuter viele Hoffnungen gesetzt worden, doch Chaos in der Vereinsführung und schwache Leistungen der gesamten Mannschaft zogen auch ihn ins Loch, aus dem er auch am Laubenweg zunächst nicht herauskam. Trainer Benno Möhlmann war damals sicher, man müsse Reisinger nur wieder Selbstvertrauen einimpfen. Doch trotz großen Engagements kam dieser einfach nicht in Tritt.

Dabei wusste man gerade am Ronhof, was Reisinger drauf hat. Mit 33 Treffern in der Landesliga für die SpVgg Landshut hatte er sich empfohlen und ging 2001 nach Fürth. Der Nachwuchsmann spielte zwei Serien hauptsächlich in der Bayernliga-Mannschaft der SpVgg, erzielte jeweils 31 Tore. 2003 wechselte er nach Burghausen.

In Fürth hatte Coach Eugen Hach auf andere Stürmer gesetzt. Reisinger schoss im ersten Jahr neun, im zweiten 15 Tore für Wacker. In München gelang ihm später allerdings kein Tor.

«Gut drauf»

Nun sind es nach vier Spieltagen schon drei Tore. «Ich fühle mich endlich wieder wohl und bin gut drauf», sagt der 26-Jährige, der am vergangenen Sonntag mit dem 2:1-Siegtreffer seine Chance nutzte: «Man hat mir das Vertrauen gegeben, und ich habe es zurückgezahlt.»

Reifer sei er geworden, sagt Reisinger, und er setze sich nicht mehr so stark unter Druck: «Stürmer werden an Toren gemessen. Aber ich will einfach zeigen, was ich als Fußballer drauf habe.»

Trainer Bruno Labbadia lobte Reisinger nach dem Spiel am Sonntag für dessen Einsatz und seine Hartnäckigkeit, an seine Chance zu glauben. Er verlangt von den Stürmern viel Abwehrarbeit, und hier kann Reisinger, wie übrigens auch Kollege Cidimar, noch etwas zulegen. «Es war schon recht ordentlich gegen St. Pauli, dennoch müssen wir auch auf diesem Gebiet noch einiges verbessern», so urteilt der Fürther Coach. Dazu haben alle Fürther Kicker in dieser Woche die Möglichkeit, denn bis Freitag ist wieder «Intensivtraining» mit zwei Einheiten angesagt. «Kein Problem», lacht Reisinger, angesprochen auf die hohe Belastung - Stürmer, die treffen, sind fast immer gut drauf. JÜRGEN SCHMIDT