Mit Magd Else auf der Cadolzburg durch das Mittelalter

23.9.2017, 09:00 Uhr
Mit Magd Else auf der Cadolzburg durch das Mittelalter

© Patricia Blind

Spätes 15. Jahrhundert: Rund 250 Mann tummeln sich geschäftig am Hof der Cadolzburg. Die fromme Anna von Sachsen erwartet eines ihrer insgesamt dreizehn Kinder, und Gatte Albrecht Achilles von Brandenburg verwandelt die alte Veste in eine florierende Jagdresidenz.

Inmitten des mittelalterlichen Hohenzollern-Hofgesindes: die kesse Magd Else, einnehmend gespielt von "Kopfüber"-Leiterin Claudia Kucharski. Else ackert nicht nur für ihren "Herrn Albrecht" und ihre "Frau Anna". Freudig plaudert sie bei der Schauspielführung im neuen Burgmuseum aus dem Nähkästchen und beschert neugierigen Besuchern private Einblicke ins höfische Leben: Wo haben die Herren und Damen getanzt und gegessen, wie sah die Tagesordnung aus? Wieso durfte nur der Hofmeister dem Fürsten "das Wasser reichen", und wie viele Ochsen verspeiste der Hofstaat im Jahr? Von der Küche über kurfürstliche Gemächer bis in Regierungssäle lotst die Magd die Zeitreisenden.

Von neunzehn Gerichten, die der Küchenmeister täglich zubereitet, schwärmt sie, von Pasteten in Löwenform und edlen Gewürzen. Mit der Küche kennt Else sich bestens aus — sie sei eben kein "hüftarmes Mädchen". Deshalb weiß die Magd: "Gebt ja nicht den Löffel ab!" Als niederes Volk musste man sich den Brei schließlich selbst erkämpfen.

Schauspielerin und Führerin Kucharski lässt traditionelle Redensarten einfließen, passt Elses Ausdrucksweise ihrem Stand an und liest aus Originalschriften vor. Gemeinsam mit Burgmuseums-Kuratorin Uta Piereth achtete Kucharski auf geschichtliche Genauigkeit.

Die gesellige Magd sei zwar frei erfunden – das, wovon sie redet, nicht. Nach dem Essen wird getanzt, gespielt und "ganz wichtig beraten", erzählt Else über das Leben des Adels. "Doch ich hab’ keine Ahnung von Politik!"

Klar, denn die Welt der einfältigen Dienerin ist klein. Sie weiß nicht, wo Ansbach liegt, und ein Schwan ist für sie nichts weiter als eine "adelige Ente". Historische Zusammenhänge müssen Geschichtsfans den umstehenden Texttafeln entnehmen, denn die saloppe Magd berichtet über die Hohenzollern mit alltäglicher Beiläufigkeit. Else zeigt die einfache Perspektive des Gesindes auf, nicht die ihrer Herren.

Doch auch Knechte spielen gern mal Fürsten. Prompt fordert Else die Besucher dazu auf, die Kurfürstenwürde Friedrich I., "dem Papa meines Herren", nachzustellen. Geschichte will Kucharski spielerisch vermitteln. Zum Beispiel, indem "man mit dem Körper lernt". Einem Auserwählten wird feierlich der Kurhut aufgesetzt. Die Magd ist neidisch: "Ich wollte ja schon immer mal der Friedrich sein, aber keiner lässt mich!"

Die liebenswert drollige Else bringt Licht ins dunkle Mittelalter. Während sie die Zuschauer in den höfischen Tanz einführt, alchemistische Geheimrezepte vorliest und davon träumt, sich mit vier Gulden ein Rindvieh zu kaufen, werden die Zeitreisenden selbst zum Hofgesinde.

Jetzt braucht die wuselige Magd aber eine Pause. Heimlich wirft sie sich in die vornehmen Schwanenfedern ihrer Fürstin. Mittelalterlichem Aberglauben nach natürlich im Sitzen, denn sonst "könnte der Gevatter Tod mich ja holen." Am Ende beißen selbst im Prinzessinnen-Bett die Flöhe zu, "die wissen nicht, ob man edle Frau oder Magd ist!"

Schauspielführung mit dem Theater Kopfüber Ansbach, Samstag, 23. September, 16 Uhr, Treffpunkt im Foyer hinter der Kasse. Anmeldung bis zum heutigen Freitag unter burg-cadolzburg@bsv.bayern.de

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