Mit Robert Redford auf den Spuren der Geschichte

19.10.2007, 00:00 Uhr
Mit Robert Redford auf den Spuren der Geschichte

© Hans G. Esterl

Film hat immer etwas von Glanz und Glimmer. Letzteres fehlte zwar beim «Preview» für geladene Gäste in den erst vor wenigen Monaten renovierten Räumen des Alten Schlosses der Cadolzburg, doch das tat der Sache keinen Abbruch - zumal allerorten die Augen glänzten.

Etwa jene von Klaus Häffner, Leiter des BR-Studios Franken, der die Produktion des Streifens erst in München hatte durchboxen müssen. Da die Cadolzburg bekanntermaßen nicht zehn Kilometer südlich von München liegt, sondern 20 Kilomter westlich von Nürnberg, waren wohl einige Widerstände zu brechen, was die Vorlauf- und Produktionszeit von rund vier Jahren nahelegt. Nichtsdestotrotz: «Wir müssen mehr solcher Filme machen», sagte Häffner, «Franken wird immer wichtiger.»

Bayerns neuer Ministerpräsident würde dies bestimmt unterschreiben, und vielleicht erkennen das auch die BR-Gewaltigen in der Landeshauptstadt. Angelica Ponnath, Leiterin der BR-Redaktion Kultur und Wahl-Cadolzburgerin, hat mit ihrem Team jedenfalls gelungene Arbeit abgeliefert.

Düster kommen die Farben des Films nur am Anfang daher, wenn der Grehhütl durch die Gewölbe der Cadolzburg spukt. Jener hartherzige Büttel, der zu Beginn des 14. Jahrhunderts den Bauern unbarmherzig den Fron abpresste und auch Kinder schnell einmal für eine Nacht in der einzigen Gefängniszelle der Burg verschwinden ließ. Ob seiner Grausamkeiten wurde er schließlich bei lebendigem Leib eingemauert, die angebliche Stelle kennzeichnet noch heute eine kleine Figur auf der Seite gegenüber der Markgrafenkirche.

In von Kameramann Gunther Müller wunderbar in Szene gesetzten Bildern spannt der Film den Bogen von Helmericus de Kadoldesburc und der ersten urkundlichen Erwähnung 1157 über den zollerischen Burggrafen Konrad I. und dessen Sohn Friedrich III., die die Cadolzburg zu ihrem Machtzentrum ausbauten; sowie Friedrich VI. und dessen Frau Elisabeth - im Volksmund nur «die schöne Els» genannt -, beide in dem von ihnen gestifteten Cadolzburger Altar malerisch verewigt Das Elend des Dreißigjährigen Krieges wird thematisiert, bevor schließlich der große Sprung ins 19. Jahrhundert folgt, als der Markt im Rangau dank des «Moggerla» und seiner «Kirschbläih» zum touristischen Anziehungspunkt mutierte. Neben Einlassungen des Historikers Daniel Burger machen vornehmlich Bilder der mächtigen Veste, aber auch des Zisterzienserklosters Heilsbronn, in dem eine Reihe der fränkischen Hohenzollern ihre letzte Ruhestätte fanden, Geschichte anschaulich und greifbar. Über die restaurierte Pferdeschwemme findet

man sich plötzlich wieder auf dem Hof des Gonnersdorfer Landwirts und Mundartdichters Fritz Stiegler, der mit seinem Musical Magdalena eines der größten Erfolgskapitel des Jubiläumsjahres geschrieben hat.

Galoppierten eben noch Pferde auf dem Stieglerschen Anwesen durch den Morgendunst, so führt der Film nur unwesentlich später in die jüngere Historie - zum Festzug anlässlich des 800-jährigen Jubiläums von 1957. Bei den alten Bildern schaut auch Nanette Herz ganz genau hin. Als «schöne Els» ist die heute 80-Jährige da zu sehen. Reiten konnte die spätere Kreisbäuerin schon in jungen Jahren, aber nicht im Damensattel wie beim Umzug erforderlich, erinnert sie sich schmunzelnd.

Kokelndes Fachwerk

Nanette Herz erzählt im Film zusammen mit Fritz Stiegler auch vom dunkelsten Kapitel - die Zerstörung der Cadolzburg. Vom Beschuss durch die Amerikaner, der nicht nur die Burg in Flammen aufgehen ließ, sondern ebenfalls einigen Kühen auf dem Hof der Familie das Leben kostete; vom Rauchpilz über dem Bauwerk und tagelang kokelndem Fachwerk.

Fast unwirklich scheinen die Aufnahmen der Ruine im Vergleich zur Gegenwart, als der Windsbacher Knabenchor im teilrestaurierten Neuen Schloss brilliert: Kultur vor historischer Kulisse. «Cadolzburg hofft» , sagt Sprecher Christian Schult, der mit angenehmer und irgendwie bekannter Stimme die Zuschauer durch den Film führt, «einer der großen Veranstaltungsorte in Bayern für außergewöhnliche Ereignisse zu werden». Normalerweise synchronisiert Schult Robert Redford. Kommt zum Glanz also doch noch ein wenig Glimmer.