Moderne Umwelttechnik zum Jubiläum

15.5.2010, 00:00 Uhr
Moderne Umwelttechnik zum Jubiläum

© Thomas Scherer

»Entwässerung ist Hightech«, sagte Oberbürgermeister Thomas Jung bei der Einweihungsfeier für den neuen Faulbehälter auf dem Gelände der städtischen Kläranlage an der Erlanger Straße. Für Jung ist die Geschichte der Stadtentwässerung Fürth (StEF) schlichtweg eine »umweltpolitische Erfolgsstory«.

Josef Keckl, Leiter des Nürnberger Wasserwirtschaftsamtes, bestätigt das. Noch vor 40 bis 45 Jahren sei der Lauf der Rednitz im Stadtbereich auf Wassergüte-Karten »ein dunkelroter Strich« gewesen - was damals auf eine sehr starke Schadstoffbelastung hinwies. Heute präsentiert sich der Fluss laut Keckl auf den gleichen Karten hellgrün, dem Wasser wird hohe Qualität bescheinigt. »Fürth hat seine Hausaufgaben gemacht«, lobt Keckl.

Älter als die Eisenbahn

Dass der Stadtentwässerungsbetrieb älter als die Eisenbahn ist, war für die Planer des Jubiläumsjahrs 2010 eine Überraschung. »Eigentlich wollten wir 175 Jahre Stadtentwässerung feiern«, erklärt Joachim Krauße, Baureferent und erster Werkleiter. Die ehemalige Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm habe dann aber bei ihren Recherchen festgestellt, dass in Fürth bereits im Jahr 1830 der erste Entwässerungskanal gebaut wurde - noch fünf Jahre vor der Eröffnung der Ludwigsbahn von Nürnberg nach Fürth.

Der neue Faulbehälter, der wie ein silbernes Riesenei aussieht, fasst 7000 Kubikmeter Klärschlamm, der bei der Reinigung des Abwassers entsteht. Ergänzend zu einem bereits vorhandenen Behälter aus dem Jahr 1969 mit 6000 Kubikmeter Volumen werden hier alle in der Stadt anfallenden Klärschlämme »anaerob stabilisiert«. Danach laufen biologische oder chemische Umsetzungsprozesse nur noch sehr langsam ab - der Schlamm kann weiterverwertet werden. »Dies minimiert auch die Geruchsbelästigung«, so Hans-Wilhelm Dahlem, Leiter des mit dem Bau des Faulbehälters beauftragten Ingenieurbüros.

Hintergrund: Mittelfristig soll die Kläranlage Nord, an die Stadeln, Vach, Herboldshof, Ober- und Untermichelbach sowie der Erlanger Stadtteil Hüttendorf angeschlossen sind, aufgelassen werden; ihre Aufgaben übernimmt die Hauptkläranlage an der Erlanger Straße. So ist für die Zukunft mit einem deutlich höheren Aufkommen an Klärschlamm zu rechnen; der neue Faulbehälter soll das abfedern.

Nahtloser Anschluss

»Die Ingenieurkunst bestand im Fall Fürth in einem möglichst nahtlosen Anschluss an die bestehende Technik bei weiter laufendem Betrieb«, sagt Dahlem. Die Kosten - insgesamt etwa 8,5 Millionen Euro, von denen 3,2 Millionen auf den Rohbau entfielen - seien im vorgegebenen Rahmen geblieben, obwohl die mechanische Reinigungsstufe völlig neu gebaut und die biologische Reinigungsstufe aufwändig erweitert wurde.

Dank »ausgeklügelter Planung« (Dahlem) habe man für die »Kaskaden-Denitrifikation« auf einen Neubau der Klärbecken verzichten können. Dennoch bietet die Fürther Hauptkläranlage laut Dahlem nun »beste Voraussetzungen«, um als Standort für ein Pilotprojekt des bayerischen Umweltministeriums in Frage zu kommen: Bei der so genannten Deammonifikation wird im Gegensatz zur Denitrifikation kein zusätzlicher Kohlenstoff zur Umwandlung des Stickstoffs zu Biogas benötigt.

Dies hat energetische Vorteile, weil vorhandener Kohlenstoff zur Biogasbildung eingesetzt wird. »So wird nicht nur das Kohlendioxid reduziert, man spart auch Energie und Geld«, weiß Dahlem. Die Bewerbung Fürths beim Umweltministerium habe deshalb »sehr gute Chancen«.