Muskelkraft macht Theaterspielen möglich

15.10.2016, 13:00 Uhr
Muskelkraft macht Theaterspielen möglich

© Foto: Peter Romir

„Vielleicht sollte ich mich dieses Mal nicht in die erste Reihe setzen“, sinnierte Landrat Matthias Dießl in der Turnhalle der Zirndorfer Realschule: „Wenn ich die drei Fahrräder vor der Bühne sehe, habe ich nämlich einen Verdacht, wer da in die Pedale treten wird . . .“

Und damit lag er genau richtig. Das Stück „Abschalten“ läuft nämlich mit (symbolischer) Stromerzeugung durch Fahrräder. Wird nicht genug gestrampelt, bleiben die Schauspieler stehen und der Text stockt. Je wilder und aufwendiger die Szenen sind, desto mehr Pedalritter braucht es, um das Stück am Laufen zu halten. Und diese Helfer suchten sich die Schüler tatsächlich mit Vorliebe aus den Reihen der Ehrengäste: Neben dem Landrat kamen auch der Schulleiter und der Vertreter der N-Ergie auf den Sattel. Weißgewandete „Ingenieure“ überwachten die Übertragung und passten auf, wann ein Radler nachließ, um ihn zu ersetzen.

Das Ganze hat natürlich einen Hintersinn, denn das Stück von Theaterpädagoge François Drozak handelt von umweltfreundlicher und gesunder Mobilität. Die eigentliche Story ist etwas seltsam: Ein Japaner aus dem Mittelalter macht eine Zeitreise, um herauszufinden, was das Wort „abschalten“ bedeutet, und landet im Franken von heute. Dort kämpft er mit den Tücken der modernen Technik und lernt die neue Form der Fortbewegung kennen: „Die haben Esel aus Draht, die nicht stinken!“

Erarbeitet wurde das Stück innerhalb einer Projektwoche mit Schülern aus drei Schulen des Landkreises: Der Haupt- und der Realschule Zirndorf sowie dem Gymnasium in Oberasbach. „Ich freue mich immer wieder, hierher zu kommen – Zirndorf ist quasi mein berufliches Zuhause“, meinte der erfahrene Theatermacher Drozak. „Hier kann man viel ausprobieren, Fehler machen und aus ihnen lernen. Viele Stücke, die hier entstanden sind, gingen nachher auf Tour durch Bayern oder ganz Deutschland.“

Werbung fürs Radeln

Mit dem Fahrrad-Stück erweiterte Drozak auf Wunsch des Landkreises ein älteres Schauspiel, dass sich ums Energiesparen drehte – und legte nun den Fokus auf die Mobilität, denn: „Es ist nicht der Stromverbrauch, sondern das Autofahren, das heute die meisten fossilen Energien verbrennt“, so Landrat Dießl. „Deswegen setzt sich der Landkreis für den Ausbau des Radwegenetzes und – wie mit diesem Stück – auch für die Werbung fürs Radfahren ein.“

Dafür trat der dann natürlich doch gerne fleißig in die Pedale.

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