Nach Fastnacht-Auftritt: Neugirg trotzt dem Shitstorm

20.2.2018, 11:00 Uhr
Norbert Neugirg, hier mit seiner Band hullerngroove bei einem früheren Auftritt in Neunkirchen, stellte sich nach seinem kontroversen Fastnacht-Auftritt am Samstag dem Fürther Publikum.

© Ernst-Ludwig Noe Norbert Neugirg, hier mit seiner Band hullerngroove bei einem früheren Auftritt in Neunkirchen, stellte sich nach seinem kontroversen Fastnacht-Auftritt am Samstag dem Fürther Publikum.

Eine der zuverlässigsten Konstanten des Daseins ist die Antiklimax. Auf Momente großer Empörung oder großen Glücks folgen unweigerlich Augenblicke des Normalen, Belanglosen, Seichten. Als die Altneihauser Feierwehrkapell’n es sich in Veitshöchheim unlängst nicht nehmen ließ, sich über die "Me Too"-Debatte und über die französische Präsidentengattin Brigitte Macron auszulassen, gab es Buhrufe bei den doch allerhand gewohnten Faschingsfreunden.

Ein paar Buhs ertönten jetzt auch im Stadttheater, als Norbert Neugirg - diesmal nicht in Feierwehr-Uniform und mit Kapell’n-Geleitschutz, sondern an der Seite der fränkischen Band hullerngroove - auftrat. Die hatten allerdings nichts mit politisch oder gesellschaftlich motivierter Empörung zu tun, sondern mit der Tatsache, dass Neugirg seiner bewährten Tradition der Publikumsbeschimpfung folgte und den Auftrittsort Fürth als zweite Wahl bezeichnete.

Es wird schmutzig

"Simma gewöhnt", kommentiert er derlei Unmutsbekundungen trocken, und das ist denn auch so ziemlich die einzige Anspielung auf aktuelle Ereignisse. Leider folgt auf den Shitstorm aber nicht etwa Stille, sondern der Durchfall. Neugirg beschränkt sich im Stadttheater weitgehend auf Anekdoten und Gedichte aus seinen Werken, und da bieten sich vom Geburtskanal über die Jägerhose voll halbverdautem Sauerkraut bis hin zur mit Bier vollgesogenen Unterhose allerhand Möglichkeiten für Witze über diverse Körperfunktionen. Kann man lustig finden.

Er mokiert sich über die "Gastlichkeit" in ländlichen Wirtshäusern, wo dem Gast letztlich nur die Flucht bleibt, gibt Anekdoten aus der Geschichte der Altneihauser zum Besten, etwa über einen missglückten Bieranstich, und sinniert über die "ersten Ansichten" des Menschen nach der Geburt. Die Fürther Zuschauer sind übrigens nicht die einzigen, die rituell beschimpft werden; auch das mit Neugirg auftretende Trio hullerngroove muss sich anhören lassen, die Katholiken im Saal könnten sich alleine durch das Anhören dieser Musik Jahre im Fegefeuer ersparen.

Der Manni und das Money

Das ist natürlich weder ganz ernst gemeint noch ganz fair. Sigrid Lukas, Rainer Brunn und Norbert Gubo servieren Ländler, Popsongs, französisch angehauchte Walzer, Tango. Gelegentlich singen sie auch, etwa zur Abba-Melodie von "Money, Money, Money" über den "faulen Manni", der vom Geld der reichen Anni lebt, oder über Franken, "da is fei schee". Auch das muss man, wie den Rest des Abends, mögen, um es zu mögen.

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