Nach OP: Fahrdienst lässt hilflose Frau stehen

23.12.2019, 06:00 Uhr
Nach OP: Fahrdienst lässt hilflose Frau stehen

© Foto: Stefan Trappe/dpa

Es war Freitag, der 13. Dezember. Nach fast zwei Wochen und zwei Operationen durfte Monika Fischer, die sich bei einem Sturz den Fuß gebrochen hatte, das Fürther Klinikum verlassen. Seine Frau habe sich gefreut, berichtet Ehemann Franz Fischer (77). "Sie wollte gern heim." Doch wenig später fühlten sich die Eheleute allein gelassen und verzweifelt. Was war geschehen?

Der Sozialdienst des Krankenhauses hatte einen Fahrdienst bestellt. Der kam auch. In einem Kleinbus trat Monika Fischer am frühen Nachmittag mit zwei weiteren älteren Damen die Heimfahrt an. Vor ihrem Haus in der Innenstadt half ihr der Fahrer in einen Tragestuhl, mit dem "nicht gehfähige" Patienten über Barrieren transportiert werden. Doch an der Haustür war Schluss. Weil der Fahrer alleine war, so Franz Fischer, konnte er seine Frau, eine normalgewichtige Person von 1,54 Metern Körpergröße nicht in die zweite Etage bringen.

Es fand sich kein zweiter Helfer

Einen Aufzug gibt es nicht. 49 Stufen entpuppten sich als unüberwindbares Hindernis für Monika Fischer, die sich nach den Worten ihres Mannes auch eine Woche später noch nicht auf Krücken oder einen Rollator gestützt fortbewegen kann.

Der Fahrer, sagt Fischer, habe an jenem Freitag mit seiner Firma telefoniert, doch fand sich kein zweiter Helfer. Mit der Bemerkung, es kämen zwei Kollegen, habe sich der Mann dann hinters Steuer gesetzt und sei mit den inzwischen frierenden anderen zwei Patientinnen weggefahren.

"Das darf nicht passieren"

Eine halbe Stunde etwa harrten die Fischers bei Schneeregen in der Kälte aus. Die Hauseigentümerin, ebenfalls eine ältere Dame, brachte ihnen wärmende Decken. Monika und Franz Fischer fühlten sich in diesen Momenten "verlassen von Gott und der Welt". Sie waren verzweifelt. "Wir standen da unten und haben geheult." Schließlich rief die Hauseigentümerin die Polizei. "Und die war ruckzuck da." Zwei Frauen, ein Mann – alle drei fackelten nicht lang und trugen Monika Fischer hinauf in die warme Wohnung. Als bei den Fischers die Anspannung nachließ, flossen wieder Tränen, diesmal waren es Tränen der Erleichterung.

Die Eheleute fragen sich, warum der Fahrdienst keinen zweiten Helfer an Bord hatte, obwohl sie im Krankenhaus betont hatten, dass es Monika Fischer nicht aus eigener Kraft ins zweite Stockwerk schaffen würde.

Klinikumssprecher René Icgen bedauert den Vorfall. "Das ist unsere Patientin, das darf nicht passieren." Icgen betont aber auch: "Wir haben alles richtig gemacht." Der Sozialdienst habe bei einem privaten Fahrdienst einen Wagen mit Tragestuhl angefordert. Das bedeute, dass die Patientin bis zur Wohnung zu bringen ist. Auch wenn sich das Klinikum korrekt verhalten habe, so Icgen, werde sich Pflegedirektor Oliver Riedel persönlich beim Ehepaar Fischer entschuldigen und sein Bedauern darüber ausdrücken, "dass das schief gelaufen ist".

"Wir haben in dem Fall gern geholfen"

Das ist inzwischen geschehen. Unterdessen erklärte der Geschäftsführer des Fahrdienstes auf FN-Nachfrage, der Kleinbus hätte mit zwei Helfern besetzt sein sollen. Dass das nicht so war, führt er auf einen "Fehler in der Dispo" zurück. Sein Fahrer sei "nach einer Weile" mit einem Kollegen zurückgekehrt und nach erfolglosem Klingeln unverrichteter Dinge abgezogen. Franz Fischer entgegnet, bei ihm habe niemand geklingelt.

Der 77-Jährige war mit seiner Frau zwischenzeitlich zum Fädenziehen beim Chirurgen – und höchst zufrieden mit exakt demselben Fahrdienst. Ein großes Lob sprechen er und seine Frau indes der Polizei aus. Eine Aktion wie diese, betonen sie, gehöre ja nicht zu deren üblichen Aufgaben.

Fürths Polizeichef Michael Dibowski freut sich darüber. "Wir haben in dem Fall gern geholfen", sagt er. Die Kollegen, die eine junge Praktikantin bei sich hatten, seien ja zum Glück in der Nähe gewesen und hätten in dem Moment keinen Auftrag gehabt.

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