Nachspiel fürs USK

4.11.2010, 22:00 Uhr
Nachspiel fürs USK

© Zink

Sie hatten sich auf ein rauschendes Fußballfest gefreut und erlebten einen Alptraum. Am 10. Februar dieses Jahres reisen Tausende Fürther zum Pokal-Viertelfinalspiel ihrer SpVgg gegen die Bayern nach München. Doch was sich dann in der Allianz Arena zuträgt, löst bei vielen Fans noch heute Kopfschütteln aus.

Beispiel Helmut Ell: Der 50-jährige Familienvater sieht, dass Polizisten SpVgg-Fans „wie eine Herde Vieh“ mit Schlagstöcken zum Gästeblock treiben. Als er daraufhin drei unbeteiligte Polizeibeamte nach einem anderen Weg in seinen Block fragt, wird er von einem zu Boden geschlagen. Die Kollegen sollen den Mann mit den Worten „Spinnst etz, der hat doch gar nichts getan“ zurückgezogen haben.

Etliche Augenzeugen teilten in den Folgetagen unserer Zeitung ähnliche Erlebnisse mit, berichteten von jungen Fans mit Platzwunden, einem SpVgg-Anhänger, der — offenbar bewusstlos — von Freunden getragen werden musste, sowie von Aggressionen gegen ältere Menschen und Familien mit Kindern. „Mir fällt es immer noch schwer, das Gesehene zu begreifen“, schrieb ein Augenzeuge. „Die Gewalt, die vom Unterstützungskommando (USK) ausging, deckt sich in keiner Weise mit meiner Vorstellung eines Rechtsstaates.“

Bei der Münchner Polizei war man sich zunächst keiner Schuld bewusst. In einer Pressemitteilung nach der Partie hieß es: Drei Busse „mit stark alkoholisierten und aggressiven Fürther Ultra-Fans“ seien erst nach Spielbeginn in München angekommen. Schon am Nordeingang des Stadions seien sie „ohne erkennbaren Grund mit massiver körperlicher Gewalt“ auf Polizisten losgegangen.

In andere Dienststellen versetzt

Die SpVgg Greuther Fürth reagierte prompt. Zwar wolle man das „möglicherweise aggressive Verhalten einiger Fans“ nicht entschuldigen. Aber die Polizei sei „mit unverhältnismäßigen Mitteln gegen die Zuschauer vorgegangen“, klagte Holger Schwiewagner aus der Geschäftsleitung. Selbst Vereinsvertreter, die versuchten, die Situation zu beruhigen, seien von USK-Beamten verbal und handgreiflich angegangen worden.

In den zurückliegenden Monaten ermittelte die Münchner Kripo, vernahm rund 60 Fürther Fans und sichtete Videomaterial. Das vorläufige Ergebnis: Gegen drei Beamte vom USK, darunter ein Zugführer, und einen Polizisten einer Einsatzhundertschaft besteht „Verdacht auf Körperverletzung im Amt“. Alle vier wurden in andere Dienststellen versetzt, bei zwei von ihnen seien allerdings ohnehin entsprechende Veränderungen angestanden. „Die Maßnahmen sind keine Vorverurteilungen und dienen insbesondere auch dem Schutz der Kollegen“, sagt der Münchner Polizeivizepräsident Robert Kopp.

Ob die Beamten weitere Konsequenzen fürchten müssen, wird sich erst noch zeigen. Laut Kopp wurden Disziplinarverfahren eingeleitet, die allerdings so lange ruhen, bis die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abgeschlossen hat. Über mögliche Sanktionen gegen die Beamten wollte Kopp daher noch nicht sprechen. „Das wäre spekulativ.“ Abzuwarten bleibt auch, ob USK-Beamte künftig Nummern an ihrer Uniform tragen müssen, wie es unter anderem der Fürther SPD-Landtagsabgeordnete Horst Arnold fordert, um die Polizisten besser identifizieren zu können.

Mit Interesse verfolgt man bei der SpVgg die jüngste Entwicklung. „An unserem Standpunkt, dass die Polizei unverhältnismäßig vorgegangen ist, hat sich nichts geändert“, sagt Pressesprecher Christian Bald. Es sei schön, dass langsam auch bei der Polizei eine entsprechende Erkenntnis einsetze.