Nähen und fischen im Nathanstift

26.10.2010, 11:00 Uhr
Nähen und fischen im Nathanstift

© Mark Johnston

Claudia Schilder (33) erwartet im Januar ihr zweites Kind. Wie viele andere Schwangere sieht sie sich daher mit Mann Wolfgang Paulus (32) und Töchterchen Johanna (2) im neuen Nathanstift um, wo das Baby zur Welt kommen könnte. Ihr Urteil fällt positiv aus. „Helle Räume, angenehme Atmosphäre“. Ihr Mann übt rein spaßeshalber schon mal das Vernähen einer Kaiserschnittwunde. Mit einer Nadel, die gebogen ist wie ein Angelhaken, müht er sich an einem Stückchen Gummihaut ab — und bringt, mit der Hilfe von Assistenzarzt Lambros Polycarpon, eine halbwegs passable Naht zusammen.

Nebenan lasert Assistenzärztin Zarmina Mamozai vor den Blicken ihrer Zuschauer deren Namen in die Schale von Äpfeln. Auf dieselbe Weise, sagt sie, werden in Gynäkologie und Urologie Warzen im Genitalbereich entfernt. Überall, wo ein Blick hinter die Kulissen erlaubt ist und/oder Besucher selbst Arzt spielen dürfen, drängen sich Menschen: bei der Vorführung der Schlüsselloch-Chirurgie am Modell, beim 3D-Ultraschall-Blick aufs Embryo, beim Gummibärchenfischen mit den Instrumenten der Bauchspiegelung.

Warteschlangen bilden sich auch vor dem neuen OP, dem Kreißsaal — und der Teddybärenklinik. Eine seltene Art von Elefantenmaus, sagt Assistenzarzt Markus Schafflhuber, sei krank. Das schwarz-rosa Tier habe Fieber. Was ist zu tun? Selina Czech (10) denkt nach und entscheidet sich in Absprache mit dem Profi für das ganze Programm: messen, abhören, spritzen, röntgen. Und siehe da: Hinterher wirkt die Elefantenmaus irgendwie gesünder als vorher.