Neu im Kult-Ensemble des Stadttheaters: Jördis Trauer

25.12.2017, 16:00 Uhr
Neu im Kult-Ensemble des Stadttheaters: Jördis Trauer

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Ihre ganz persönliche Premiere im Großen Haus hat Jördis Trauer gerade hinter sich gebracht: Im Stadttheater steht sie derzeit als Bengel, dem vor nichts graust, in "Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen" auf der Bühne. "Die Rolle hab’ ich mir sehr gewünscht", sagt sie und strahlt dabei mitreißende Begeisterung aus. "Ich spiele wahnsinnig gerne männliche Figuren oder sachliche, wie zum Beispiel den Außerirdischen in der Komödie ,Hase, Hase‘".

Jördis Trauer ist 1,57 Meter groß, blond, zierlich und hat große, blaue Augen. Da fallen einem aber schon spontan ein paar schöne Partien ein, für die sie rein äußerlich der perfekte Typ wäre. Aber nein, sie will sich nicht einfach so festlegen lassen. "Ich mag nicht immer nur die klassischen weiblichen Opferfiguren darstellen", macht sie deutlich. Die Ophelias und Gretchens eben. Wobei sie Goethes Leidtragende unter anderem während ihres Studiums an der Theaterakademie Hamburg erarbeitete. Während dieser Zeit trat sie bereits am Deutschen Schauspielhaus Hamburg oder auf Kampnagel auf.

Die 24-Jährige wurde in Zwickau groß. Ihre Mutter war Puppenspielerin, und ihr verdankt Jördis auch ihren Vornamen, der aus Island stammt. "Das heißt übersetzt so viel wie Göttin mit Schwert", erklärt sie und versichert: "Das passt beides zu 100 Prozent zu mir." Eine ihrer wichtigsten Eigenschaften sei nämlich zum Beispiel "ein unglaublicher Sinn für Gerechtigkeit". Ihre Kindheit war von "ganz viel klassischer Musik" begleitet, und dann war da noch die Vorlesekunst ihrer Mutter: "Ich wollte ganz lange gar nicht selbst Lesen lernen, weil sie das so gut kann."

Im Theater Plauen-Zwickau wurde sie für Kinderopern gecastet, weil ihre schöne Singstimme auffiel. Benjamin Brittens "Der kleine Schornsteinfeger" war ihr erster Einsatz. "Aber obwohl ich Musik sehr liebe, habe ich schnell gemerkt, dass mir Sprache noch mehr bedeutet."

Sie war 16, als sie sich zum ersten Mal an einer Schauspielschule bewarb. Man riet ihr, doch erst einmal das Abitur zu machen. Jördis legte ihr musisch vertieftes Reifezeugnis ab und bereitete sich im Schauspielunterricht mit Johannes Lang auf das nächste Vorsprechen vor. Von der Hamburger Hochschule für Musik und Theater, die inzwischen als Theaterakademie firmiert, kam der Zuschlag. Von 800 hoffnungsvollen Bewerbern werden dort pro Ausbildungsgang exakt acht angenommen.

Wie fühlt sich das an, wenn man dazu gehört? "Man spürt natürlich vier Jahre lang permanent einen Druck und will beweisen, dass man das Recht hat, dort zu sein." Im Rückblick vermutet sie, dass es ihre "große Offenheit, Dinge zu erforschen" war, die ihr den Akademieplatz sicherte. "Außerdem bin ich, glaube ich, sehr kritikfähig." Keine ganz leichte Haltung angesichts der Tatsache, dass es ganz wesentlich zu ihrem Job dazugehört, "verletzlich zu sein".

Seit dem Sommer lebt die junge Schauspielerin nun in Fürth und sagt: "Ich fand das Stadtbild von Anfang an sehr schön, und meine Altbauwohnung ist klasse. Ich bin gerade wirklich sehr zufrieden." Überhaupt sei es für sie ein Beginn nach Maß gewesen. "Das Vorsprechen hier am Haus war schon so toll. Das ging einen ganzen Tag lang, und ich konnte alle Leute kennenlernen. Danach war mein Wunsch groß, hier arbeiten zu können."

Besonders gefallen ihr die Bürger-Projekte. "Ich finde, dieses Theater ist ungewöhnlich eng mit der Stadt verbunden. Der Theaterverein hat ja zum Beispiel auch unglaublich viele Mitglieder." Punkte, die viel mit ihrer Begeisterung für den Beruf zu tun haben: "Unsere Aufgabe ist es doch, Menschen anzusprechen, mutig und politisch zu sein." Immerhin könnte das Theater so etwas wie eine fünfte Macht in der Gesellschaft sein: "Auch wenn das vielleicht eine Utopie bleibt."

"Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen", Schauspiel nach dem Märchen der Gebrüder Grimm (für Kinder ab Grundschulklasse eins), Stadttheater. Letzte Termine: Montag (18 Uhr) und Dienstag (15 Uhr). Karten an der Theaterkasse.

Verwandte Themen


1 Kommentar