Neue Förderrichtlinien bedrohen Wirtschaftlichkeit bei Biogasanlagen

21.5.2014, 11:00 Uhr
Neue Förderrichtlinien bedrohen Wirtschaftlichkeit bei Biogasanlagen

© Anestis Aslanidis

Kurz vor Auslaufen der alten Förderung am 31. Juli entsteht am Unterfarrnbacher Ortsrand für 1,3 Millionen Euro die dritte Biogasanlage im Fürther Stadtgebiet. Mit 270 Kilowatt Leistung gehört sie nicht gerade zu den Riesen. Zum Vergleich: Das 20 Millionen Euro teure Bioenergiezentrum der infra bei Cadolzburg leistet 2,3 Megawatt – mehr als das Doppelte der Energieausbeute des Atzenhofer Solarberges.

Der Unterfarrnbacher Landwirt Rainer Huber baut und betreibt die Anlage zusammen mit seinem Bruder Walter und dem Milchviehhalter Friedrich Rotter. Mais, Grünroggen, Gras und Gülle sollen darin Methangas produzieren, das dann in einem kleinen Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt wird. Die Abwärme des mit dem Gärgas betriebenen Generators zur Stromerzeugung soll nach dem Wunsch der Stadt zum Heizen des Schulhauses am Ligusterweg verwendet werden.

Nachdem er vor zehn Jahren schon schon mit Photovoltaik in die regenerative Energieerzeugung eingestiegen ist, will Rainer Huber nun ein weiteres Standbein zur wirtschaftlichen Absicherung der nicht immer besonders einträglichen Landwirtschaft entwickeln. Doch die Zeit drängt. Um nicht unter die verschärften Förderbestimmungen zu fallen, muss der Bau im Juli fertig sein. „Ich komme mir vor wie in einer Bananenrepublik“, kommentiert der Unterfarrnbacher das Hickhack um sinkende Vergütung und zusätzliche Vorgaben für die Anlagentechnik.

Bereits 1995 hat der Ritzmannshofer Landwirt Hans-Peter Rotter eine 60 Kilowatt-Biogasanlage errichtet um energiemäßig autark zu werden. Sie ist inzwischen auf 100 Kilowatt ausgebaut worden. Rotter hat es nicht bereut, denn sie deckt nicht nur seinen gesamten Wärmebedarf, sondern ermöglicht auch ein pflanzenverträglicheres Düngen mit vergorener Gülle. Am Zennwald betreiben außerdem die Unterfarrnbacher Landwirte Roland und Bernd Schilmeier eine weitere Biogasanlage auf Stadtgebiet mit 250 Kilowatt Leistung .

Wegen Bedenken hinsichtlich des Erscheinungsbildes haben die Burgfarrnbacher Heinz und Birgit Schilmeier vor Jahren ihre Biogasanlagen mit 300 Kilowatt Leistung jenseits der Stadtgrenze errichtet. Nur das dazugehörige Blockheizkraftwerk steht auf Fürther Grund. Es versorgt 48 Bauvereinswohnungen an der Bernbacher Straße mit Wärme. Vor einem Ausbau der gut funktionierenden Anlage schrecken die Schilmeiers zurück, weil es sich nicht rentieren würde.

Mit dem Fürther Umweltpreis ist bereits 1998 der Rothenberger Werner Schilmeier für seine 1995 in Obermichelbach errichtete Biogasanlage mit 330 Kilowatt Leistung ausgezeichnet worden. Er ist nach wie vor überzeugt: „Es gibt nichts besseres als dezentrale Stromerzeugung. Um die Vermarktung an der Strombörse kümmert sich eine Gesellschaft, die rund 150 landwirtschaftliche Biogasanlagen steuert. Je nach Bedarf werden Anlagen ans Netz geschlossen oder herausgenommen. „Kein Braunkohlekraftwerk könnte so flexibel reagieren“, sagt Schilmeier. Was ihn ärgert, ist der Umstand, dass eine Erweiterung nach der bestehenden Förderrichtlinie nicht mehr zulässig ist. Gefördert wird zudem nur die im letzten Jahr erzeugte Spitzenleistung – selbst wenn diese weit unter der Anlagenkapazität liegt. Schilmeier: „Ich könnte noch mehr Strom produzieren, darf es aber nicht“. Wenn es bei dieser strengen Beschränkung bleibt, wird die Biogasbranche nach seiner Einschätzung schweren Schaden nehmen.

Sehr kritisch beurteilt auch Rudolf Hoffmann, Technischer Leiter der infra die Reglementierung. Für das Bioenergiezentrum seien wegen des Bestandsschutzes zwar keine größeren Einbußen zu erwarten, doch eine weitere Anlage in dieser Dimension komme nicht in Frage. Allenfalls zusammen mit Landwirten kann sich Hoffmann noch ein Engagement der infra auf dem Biogassektor vorstellen.

Während die Wasserkraft in der Region ausgereizt sei, das Holz für Hackschnitzel ausverkauft, Wind und Sonne zudem nur zeitweise zur Verfügung stünden, sieht Hoffmann in der Bioenergie einen „echten Dauerläufer“, der es wert wäre, stärker gefördert zu werden. Die infra hat sich durch Selbstvermarktung der Energie immerhin ein wenig unabhängig gemacht. In drei Blockheizkraftwerken wird das Biogas aus Cadolzburg verwertet. Mit Mitteln aus einem Bürgerdarlehen wurde zuletzt das Werk an der Fronmüllerstraße zur Biogasnutzung ausgebaut. Seit Jahresbeginn läuft es bereits.

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