Neue Hochhäuser am Bahnhofplatz - Leuchtturmprojekt oder Schreckbild?

9.2.2021, 16:39 Uhr
Seit Jahrzehnten ist im Komplex am Bahnhofplatz die Hauptpost daheim. Jetzt könnte er vor dem Verkauf stehen, neue Optionen wären möglich. 
 
  

© Berny Meyer Seit Jahrzehnten ist im Komplex am Bahnhofplatz die Hauptpost daheim. Jetzt könnte er vor dem Verkauf stehen, neue Optionen wären möglich.   

Für Max Ammon liegt die Vision nahe, die seine Partei dieser Tage präsentierte: „Wir haben im Umfeld mit der Sparkasse und dem Bahnhof-Center bereits Hochhäuser“, sagt der Fraktionschef der CSU im Stadtrat. Deshalb hält er weitere hohe Gebäude an dieser Stelle nicht nur für wünschenswert – seiner Ansicht nach muss man sie sogar „zur Pflicht machen“.

Die CSU hält Hochhausbauten n der Größenordnung des gegenüber liegenden Bahnhof-Centers für denkbar. 

Die CSU hält Hochhausbauten n der Größenordnung des gegenüber liegenden Bahnhof-Centers für denkbar.  © Wolfgang Händel

Das Areal, schwärmt der Metzgermeister aus Burgfarrnbach, biete sogar Raum für zwei „hochgeschossige Häuser“. Und Ammon, auch das macht er klar, will lieber klotzen als kleckern: Mit hochgeschossig meine er „Bauten mit 15 Stockwerken + X“ – also durchaus in der Größenordnung, die schon die beiden bestehenden Hochhäuser bieten.

Allerdings stellt man sich bei der CSU keine Bauten in ähnlich betonbrutaler und von der Bevölkerung wenig geliebter Erscheinungsweise vor. Vielmehr denke man an „grünen Hochhausbau“, wie er derzeit beispielhaft im Münchener Arabellapark angestrebt werde. In einem geänderten Bebauungsplan müsse etwa „die Verpflichtung zu ökologischer Bauweise und Energiegewinnung“ verankert werden.

In Ammons Augen wäre der Hochhausbau ein zeitgemäßer Gegenpart zu den üblichen Bebauungen am Stadtrand, wo die Stadt vor allem Ein- und Doppelhäuser ausweist. Im Zentrum dagegen müsse „die Bebauung zunehmend wachsen, wo es das Umfeld hergibt“.


Wird Fürths Bahnhofplatz nach historischem Vorbild umgestaltet?


Die Stadt müsse deshalb handeln und Rahmenbedingungen schaffen, bevor mögliche neue Investoren „Projekte verwirklichen wollen, die womöglich besser hätten geplant werden können“. Dass der Bahnhofplatz, wie berichtet, zur modernen Mobilitätsdrehscheibe mit verschiedensten Verkehrsangeboten werden soll, das könne dem Projekt nur zugute kommen.

Ammon spricht von einem „Leuchtturmprojekt“, das die CSU hier für möglich halte. In vielen anderen Städten hätten sich „Hochhäuser und besondere Bebauungen als Markenzeichen entwickelt“ – wie etwa der Businesstower in Nürnberg.

OB will „behutsamen Umgang“

Die Begeisterung kann Fürths Oberbürgermeister nicht teilen, wie er auf Anfrage der FN unmissverständlich klarmacht.Ein ähnlicher Vorstoß war schon im Jahr 2013 gescheitert. „Wenn ich vom Rathausturm aus Richtung Süden schaue, gibt es nur zwei Gebäude, die stören – und das sind Bahnhof-Center und Sparkassen-Hochhaus“, sagt Thomas Jung. Er finde es deshalb „mutig“ von der CSU, „die Hochhausdiskussion zu eröffnen“ – die Ironie in seiner Aussage darf man sich hinzudenken.

Der Bau von Hochhäusern an dieser exponierten Stelle sei zwar rein rechtlich möglich; für erstrebenswert halte er ihn – bei aller Investorenfreundlichkeit, zu der sich Jung durchaus freimütig bekennt – nicht. Er rate stattdessen zum „behutsamen Umgang mit dem Stadtbild“ und dazu, nicht nach „vermeintlichen Wahrzeichen“ zu streben.

Auch der OB sieht freilich Chancen, sollte der jetzige Eigentümer – der weltweit agierende Immobilienfonds Blackrock – das Gebäude verkaufen oder aber abreißen wollen. Dafür gebe es „Anzeichen“, gewiss sei jedoch noch nichts, sagt Jung.

Eine der Chancen: Im rückwärtigen Bereich des Komplexes seien, so Jung, große Hofflächen vorhanden, die gut für die künftige Mobilitätsdrehscheibe nutzbar wären. Ganz wichtig aber ist ihm, dass die Hauptpost, derzeit Mieterin im Gebäude, an diesem Standort bleibt: „Wir brauchen sie in der Innenstadt, zu jeder Tageszeit sehe ich da lange Schlangen.“