Neue Strukturen: Fürths katholische Kirche sucht Wege aus der Krise

1.2.2021, 21:00 Uhr

© Hans-Joachim Winckler

Weniger Priester, weniger Mitglieder, weniger Kirchensteuereinnahmen: Die katholische Kirche befindet sich im Wandel. Um diesen möglichst glimpflich zu überstehen, hat sich das Erzbistum Bamberg im September 2019 neu strukturiert: Die Dekanate wurden größer, statt 21 gibt es nur noch zehn. Die sogenannten „Seelsorgebereiche“ – Verbünde, in denen Pfarreien kooperieren – wurden ebenfalls vergrößert, ihre Zahl schrumpfte damit von 95 auf 35.

Ziel ist es, das Netz der Gemeinden auch mit weniger Personal zu erhalten – indem die Pfarreien enger zusammenarbeiten und Aufgaben untereinander aufteilen. Fürths Katholiken stecken gerade mittendrin in diesem Prozess.

Inzwischen sind alle Gemeinden im „Katholischen Seelsorgebereich Fürth Stadt“ miteinander verbunden. Pfarrer und Hauptamtliche bilden ein großes Seelsorge-Team, das Wilfried Wittmann als Leitender Pfarrer und Gemeindereferent Stefan Gardill als sein Stellvertreter führen.

Wittmann sprang nach dem Tod des Leitenden Pfarrers Markus Goller im März 2020 in die Bresche: Er übernahm diese Aufgabe kommissarisch – zusätzlich zu seiner Pfarrei St. Christophorus in Poppenreuth. Goller betreute seinerseits die Pfarreien Christkönig in der Friedrich-Ebert-Straße und St. Marien in Burgfarrnbach.

Fülle neuer Aufgaben

Damit Wittmann die Fülle der neuen Aufgabe nicht erdrückte, wurde die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt: Norbert Geyer von der Südstadt-Gemeinde St. Heinrich etwa kümmert sich um die Verwaltung von Christkönig und St. Marien. Bis 1. September 2022 soll ein neuer Leitender Pfarrer gefunden sein.

Bis dahin wird der Umbruch im Erzbistum nicht abgeschlossen sein. Die Kirche habe sich ohnehin ständig zu reformieren, findet Gardill. „Wir sind gezwungen, anders zu denken“, sagt er mit Blick auf die neue Struktur.


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Will heißen: Man will weg vom „Kirchturmdenken der einzelnen Gemeinden“, hin zu einem großen „Wir“ in Fürth. „Wir arbeiten auf Augenhöhe im Team, weniger hierarchisch als in der Vergangenheit.“ Trotzdem: Die einzelnen Pfarreien blieben und bleiben bestehen.

Denn, so Wittmann, der Geistliche in einer Gemeinde soll weiter der Ansprechpartner vor Ort sein. Schließlich sollen die Kirchenmitglieder jemanden haben, an den sie sich wenden können.

Seelsorgebereich strafft sich

Zugleich aber werden die Ressourcen im Seelsorgebereich gebündelt: Nicht jede Pfarrei braucht einen eigenen Trauerkreis, nicht jede Gemeinde muss die Taufvorbereitung für Erwachsene anbieten.

Bedeutet das in Zukunft also weniger oder keine Gottesdienste, Taufen und Hochzeiten in kleinen Gemeinden? Nein, meint Gardill, wenigstens mittelfristig sei das nicht vorgesehen. Grundsätzlich zähle, was die Menschen brauchen, so die Pastoralreferentin Helga Melzer-Keller.

Aus diesem Grund läuft im Internet seit kurzem eine Fragebogenaktion. Sie soll eine Bestandsaufnahme sein und Aufschluss darüber geben, was sich die Leute in Fürth von der Kirche wünschen, wo Berührungspunkte liegen, womit sie zufrieden sind und womit nicht. Nach dem Auswerten soll 2022 ein Pastoralplan vorliegen, quasi ein Wegweiser für die Zukunft des Seelsorgebereichs Fürth.

Am liebsten hätte man laut Melzer-Keller natürlich persönlich herausgefunden, was die Menschen von ihrer Kirche erwarten. Aber wie überall anders auch, wirbelte Corona die Pläne der Katholiken kräftig durcheinander.