Neue Zuversicht der Fürther Einzelhändler

23.1.2015, 11:00 Uhr
Neue Zuversicht der Fürther Einzelhändler

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Zwei Jahrzehnte lang habe der Handel gelitten, sagt Gerd Wagner, Geschäftsführer von Kunstgewerbe Staudt. Erst unter den Baustellen für den U-Bahn-Ausbau und der Sanierung der Fußgängerzone, dann unter dem zunehmenden Bedeutungsverlust des City-Centers und der fehlenden Laufkundschaft. „Vielen steht das Wasser bis zum Hals.“

Die Existenzangst ist aber bereits dem Optimismus gewichen. Die Neue Mitte, deren Fortschritte kontinuierlich zu beobachten sind, hat Zuversicht zurückgebracht. „So viel Wandel hab’ ich noch nie erlebt“, sagt Wagner. Ob Hornschuch-Center, Wöhrl-Haus, Commerzbank-Gebäude oder Wochenmarkt: Überall tut sich was. Den Dominoeffekt habe er erhofft.

Bei genauerem Hinsehen fallen weitere Indizien für die Aufbruchstimmung ins Auge. Wagner denkt an die westliche Innenstadt, wo in den vergangenen Jahren mehrere neue Läden entstanden. In der Hall-, der Friedrich- und der Moststraße wiederum wurden gastronomische Betriebe eröffnet oder modernisiert. H & M in der Fußgängerzone hatte schon 2012 umgebaut. Wagner vermutet, dass weitere Händler anfangen werden, ihre Läden attraktiver zu machen. „Bisher war das Überleben vordergründig.“

Angesichts der angespannten Situation sei es „ein Schlag“ gewesen, dass es auch bei der Neuen Mitte Verzögerungen gab und der erste Teil erst im März, ein halbes Jahr später als ursprünglich geplant, öffnet. „Aber man schüttelt sich und schaut nach vorne.“ Das Weihnachtsgeschäft 2015 werde für manche überlebenswichtig sein, betont Fürths IHK-Chef Gerhard Fuchs. Eine Sorge teilen beide: „Es besteht die Gefahr, dass die Mieten im Zentrum explodieren“, warnt Wagner. Unbehagen bereitet ihnen auch, dass das Bus- und Bahnfahren teurer geworden ist. Vor allem ältere Menschen seien auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen.

Für die Stadtspitze und -verwaltung gibt es hingegen Lob. Die Zusammenarbeit sei wirklich gut. Nur: Bisweilen würden sie sich wünschen, dass manches schneller ginge.

Apropos Wünsche: Die Stadt musste in den vergangenen Jahren sparen und habe das gut gemeistert, meint Fuchs. Dennoch halten er, Wagner und auch Thomas Mörtel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, nun manche Investitionen für notwendig – darunter ein dynamisches Parkleitsystem, auf das die Wirtschaft schon länger drängt. In einer Zeit, in der man rund um die Uhr im Internet bestellen kann, müssen Geschäfte gut erreichbar sein. Wagner: Der Kunde will es bequem haben. „Und wir können ihn nicht umerziehen.“

Es sei bedauerlich, dass so ein Parkleitsystem zur Eröffnung der Neuen Mitte noch fehlen wird. „Wenn dann ein Erlanger sich diese Neue Mitte ansehen will und keinen Parkplatz findet, erzählt er das seinen Bekannten“, befürchtet Mörtel. Auch die sogenannte Brötchentaste, mit der auf der Freiheit eine Viertelstunde kostenlos geparkt werden könnte und die bisher keine Mehrheit im Stadtrat fand, wünschen sich die Händler nach wie vor.

Damit sich Kunden wohlfühlen, dürfe die Stadt außerdem Nebenstraßen wie die Most- und die Alexanderstraße nicht vernachlässigen: „Da sieht das Pflaster teils böse aus“, sagt Wagner. In der Verantwortung seien aber genauso die Geschäfte, die sich ihren Platz neben dem Internethandel erkämpfen müssen. „Wir haben heute ein ganz anderes Sortiment als früher“, berichtet Wagner. Ungenutzte Nischen sieht Fuchs etwa bei Übergrößen, die finde man in Fürth kaum.

Als Bereicherung empfänden sie mehr gastronomische Angebote in der Fußgängerzone. Und den Wandel perfekt machen würde ein modernisiertes City-Center: Denn die Stadt brauche beides, die Neue Mitte und das City-Center. Erstere ersetze schließlich mit ihren 12 000 Quadratmetern nur, was mit Bätz und Fiedler verlorenging.

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