Neuer Präsident als Strippenzieher

27.7.2015, 21:00 Uhr
Die Wilhelm-Löhe-Hoschule im Südstadtpark.

© Mark Johnston Die Wilhelm-Löhe-Hoschule im Südstadtpark.

Der langjährige stellvertretende CSU-Parteivorsitzende und Europaparlamentarier Friedrich (73) ist nicht nur Altersgenosse von Oberender, sondern auch ein ehemaliger Kommilitone. Doch im Gegensatz zum Gründungspräsidenten will der Volkswirt aus Gunzenhausen keine Vorlesungen halten.

Neuer Präsident als Strippenzieher

© Foto: Hippel

Mit seiner politischen Erfahrung und seinen Kontakten möchte er vielmehr im Hintergrund die Strippen ziehen, um die 2013 gegründete Hochschule zur Ausbildung von Führungskräften im Gesundheits- und Sozialmanagement voranzubringen. Dazu zählt Friedrich als Schatzmeister der Hanns-Seidel-Stiftung auch die Vergabe von Stipendien.

Wurden bislang an der WLH nur Bachelors ausgebildet, gibt es ab kommendem Wintersemester auch einen Masterstudiengang. Und mit der Anerkennung als Universität verbunden ist das Promotionsrecht. Dazu muss die Hochschule allerdings noch kräftig wachsen. Die Regelgröße liegt nach den Worten von WLH-Vizepräsident Jürgen Zerth bei 18 Professuren.

Derzeit beschäftigt die Hochschule sechs Lehrkräfte. Drei weitere kommen im Wintersemester hinzu. Rund 80 Vollzeitstudenten und 150 Studierende in Teilzeit werden aktuell unterrichtet. In Kooperation mit anderen Unis soll man an der WLH allerdings schon vor der Uni-Anerkennung durch das bayerische Kultusministerium promovieren können.

Zerth, der von Anfang an auch das der Hochschule angeschlossene Forschungsinstitut leitet, sieht in der Wahl Friedrichs durch den achtköpfigen Hochschulrat zum neuen Präsidenten einen „tollen Impuls“, um die Bildungsstätte weiter voranzubringen. Wie berichtet, soll 2017 ein Erweiterungsbau auf einer Fläche am Parkrand errichtet werden, nachdem die ursprünglich im Park neben der denkmalgeschützen Schickedanzvilla geplanten Neubauten einen Proteststurm ausgelöst hatten. Wichtig ist es, so Zerth, dass sich ein Campus entwickeln kann.

Friedrich sieht in der Umplanung keinen Beinbruch, sondern sogar eine Chance zur Optimierung des räumlichen Konzepts. Ein Zeitverzug sei damit gegenüber der ursprünglichen Planung nicht verbunden. Aus Platzmangel in der umgebauten Villa nutzt die WLH — wie berichtet — bereits eine Etage eines Geschäftshauses in der Merkurstraße am Parkrand und einen Versammlungsraum im Ökumenischen Zentrum in der Gerhart-Hauptmann-Straße.

Die thematische Ausrichtung der Fürther Hochschule hat Ingo Friedrich nach eigenen Worten „fasziniert“. Welche Entwicklungsmöglichkeiten modernes Gesundheitsmanagement in einer alternden Gesellschaft hat, das erfährt der designierte WLH-Präsident unmittelbar am Beispiel seiner 89-jährigen Mutter, die immer noch in den eigenen vier Wänden lebt. „Technik und Personal müssen den Patienten dienen und bezahlbar bleiben“, lautet Friedrichs Devise.

Kontakt nach Brüssel

Zuständig ist er als Hochschulpräsident für das wissenschaftliche Personal. Die Freiheit der Lehre gestattet es ihm allerdings nicht, in den unmittelbaren Tätigkeitsbereich der Professoren einzugreifen. Unikanzlerin Sabine König wiederum betreut den Bereich der Hochschulverwaltung.

Während sein Vorgänger beispielsweise mit der Organisation einer Ringvorlesung Duftmarken gesetzt hat, will Friedrich Gastprofessoren zu Vorträgen einladen. Um verstärkt europäisches Gedankengut an der Fürther Hochschule zu etablieren, hat er bereits Kontakt zu einigen Wissenschaftlern in Brüssel aufgenommen.

Zu Fürth hat der Politiker einen engen Bezug. Schon während seiner Nürnberger Studentenzeit lernte er die Kleeblattstadt an ihren authentischsten Lebensnerven kennen: Als Brauerei-Helfer belieferte er die Wirtshäuser mit Eisblöcken für die Bierkühlung.

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