Neuer Protest: Junge Fürther fordern Raum für Subkultur

5.9.2019, 06:00 Uhr
Neuer Protest: Junge Fürther fordern Raum für Subkultur

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Es ist in den vergangenen Monaten still gewesen um die "Aktion Protestgarten". Sicherheitshalber sagt Jens Schmidt deshalb: "Wir waren nie weg." Es sei viel passiert – nur auf ganz andere Weise als am Anfang. Statt zu schnellen, öffentlichkeitswirksamen Aktionen aufzurufen, hat die Gruppe daran gearbeitet, sich "nachhaltige" Strukturen zu geben. Gerade hat man den Verein "Soziokultur Fürth" gegründet. Auch damit das Engagement nicht verpufft, wenn die heutigen Aktivisten eines Tages zu alt sind, um die Interessen junger Fürtherinnen und Fürther zu vertreten.


Interview: Was jungen Menschen in Fürth fehlt 


Bei einer Protestwoche am Jugendhaus Catch Up trat die "Aktion Protestgarten" im Juni 2018 erstmals in Erscheinung. Unter dem Namen hatten sich junge Menschen zusammengeschlossen, viele aus der alternativen Szene, die finden, dass die Großstadt Fürth ihnen zu wenig bietet. Konflikte mit dem neuen Ordnungsdienst hatten die Unzufriedenheit verschärft. Mehr Nischen für Jugend- und Subkultur forderten sie – von Proberäumen über Graffiti-Flächen bis zu einem selbstverwalteten Zentrum.

Stadtspitze und Stadtrat signalisierten umgehend Verständnis und handelten auch: Das Rathaus schuf zwei neue Grillplätze, erlaubte eine längere Nutzung von Skateanlage, Grill- und Basketballplätzen, gab einen Zuschuss für jugendkulturelle Veranstaltungen. Nach der ersten Welle von Verbesserungen aber wurde es ruhig.

Es sei gut gewesen, mit der Protestwoche in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Probleme zu schaffen, sagt Schmidt. Danach habe man "hart weitergearbeitet", man will "die Sachen überlegt angehen". Die Vereinsgründung sei wichtig, auch um mehr Gelder zu bekommen und so mehr Projekte realisieren zu können. Daneben hat man das Konzept für das ersehnte selbstverwaltete soziokulturelle Zentrum weiter ausgearbeitet. Ein passendes Gebäude allerdings haben Stadt und "Aktion" bisher noch nicht gefunden. In Fürth wird weiter viel gebaut – "die Jugend hat es da schwer, Priorität zu bekommen", bedauert Schmidt. Im Mai erneuerte die "Aktion Protestgarten" den Ruf nach dem Zentrum bei einer Demo.

"Wir sind nervig geblieben"

Dankbar ist er für den "Runden Tisch", der eingerichtet wurde. Regelmäßig treffen sich Vertreter der "Aktion Protestgarten" mit Verantwortlichen aus dem Rathaus zum Austausch. "Wir sind nervig geblieben", versichert Schmidt. Jeden Monat habe man nachgehakt, ob die Stadt weiter sei, etwa bei der Suche nach Veranstaltungs- und Proberäumen oder möglichen legalen Graffiti-Flächen. "Wir sehen schon, dass die Stadt bemüht ist", sagt Schmidt, die Kommunikation sei sehr gut, die kurzen Wege seien hilfreich. Gelernt habe man, dass es am besten ist, ganz konkrete Vorschläge zu machen.

Orte für subkulturelle Veranstaltungen fehlen noch immer. Das wird die Gruppe bei einem "Festival für kulturelle Freiräume", das vom 27. bis 29. September am Lindenhain über die Bühne geht, in Erinnerung rufen. Bands, DJs, Workshops und Diskussionen werden versprochen, "wir hoffen, dass das eine zweite Welle an guten Entscheidungen auslöst".

Fest steht, dass die Stadt im Rahmen des Festivals neue legale Graffiti-Flächen freigeben wird. Einfallen lassen will sich die "Aktion Protestgarten" natürlich auch etwas, um auf der dann beginnenden Michaelis-Kärwa auf sich aufmerksam zu machen.

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