Neuer Streit um den Fürther Wochenmarkt

11.12.2016, 06:00 Uhr
So soll's dann aussehen, wenn es fertig ist.

© querwärts Architekten So soll's dann aussehen, wenn es fertig ist.

Der Ton zeigt: Man ist sich bei diesem Thema nach wie vor nicht grün, und das hat schon Tradition. Denn der Standort auf der ehemaligen Bustrasse der Rudolf-Breitscheid-Straße wurde von Beginn an aus dem Öko-Lager mit gehöriger Skepsis beäugt, befürchtete man doch ein Hineinwuchern in die angrenzende Adenaueranlage. Diese Gefahr scheint inzwischen gebannt, doch nun warten die Grünen mit neuer, ungewöhnlich harscher Kritik auf.

Zum einen nehmen sie die Planungen ins Visier: Obwohl man sich damit bereits seit März 2015 intensiv befasse, gebe es noch keinerlei Wirtschaftlichkeitsberechnung. Zudem kehrt die Sorge um die Adenaueranlage zurück: Soll sie etwa als Abstellfläche, als Be- und Entladezone für die Händler herhalten, wenn die bis jetzt dafür dienende Trasse von den Ständen selbst belegt wird?

Draüber hinaus monieren Kritiker, dass erst seit kurzem eine "Infrastrukturschiene" mit Kanälen und Leitungen im Untergrund als nötig erachtet werde. Dies treibe die Kosten ebenso wie die erforderliche Verlegung des Radwegs und der Umbau der Kreuzung Maxstraße/Friedrichstraße, die Fürther Busse künftig wegen der nicht mehr nutzbaren Breitscheid-Trasse passieren müssen.

Teurer als anfangs geplant

Unter dem Strich werde das Vorhaben so weit teurer als ursprünglich geplant, "mindestens 1,5 Millionen Euro" sind es nach Schätzung der Grünen. Man sehe zwar "alle Vorteile, die ein runderneuerter Wochenmarkt mit sich bringt", sagen sie. Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass man die Augen vor den finanziellen Realitäten und einer „fundierten Planung“ verschließt.

Von den FN damit konfrontiert, ist Wirtschaftsreferent Müller der tiefe Groll anzumerken, einmal mehr führt er ins Feld: Die Infrastrukturschiene sei nicht allein dem Markt zuzurechnen, sie diene künftig auch für Kirchweih und andere Großveranstaltungen. Zudem sei sie im Grunde "schon immer nötig gewesen". Stattdessen habe man sich "seit Jahrzehnten mit Provisorien" begnügt.

„Allenfalls indirekt“

Und den Kreuzungsumbau für den Busverkehr könne man gleich gar nicht dem Markt anlasten: "Seit 2011", so Oberbürgermeister Thomas Jung auf Nachfrage, habe die infra bereits im Rahmen einer gewünschten Busbeschleunigung darauf gedrängt. "Allenfalls indirekt" tangiere dies mithin das neue Vorzeigeprojekt.

Was Detailplanung, Rahmenbedingungen, Kosten und Wirtschaftlichkeitsberechnung betrifft: Müller verweist auf die Stadtratssitzung im März 2017, dort komme alles auf den Tisch. Und dort, so Müller, könne das Projekt auch "noch gestoppt werden".

Doch auch wenn es weiter freie Bahn geben sollte, ist damit klar: Im kommenden Jahr wird aus dem neuen Wochenmarkt nichts mehr werden, zu viel Vorarbeit ist noch zu leisten. Das, räumt Müller ein, habe man "unterschätzt". Als neuen Termin fasst er deshalb Anfang 2018 ins Auge – zähneknirschend, denn das sei "eine lange Zeit für eine vermeintlich einfache Sache".

Heftig wehrt sich der Referent gegen eine weitere Breitseite. Bei der Auswahl der Marktbeschicker habe sich der Schwerpunkt deutlich Richtung "Verköstigung" verschoben, Richtung "Schnabulieren", so die Grünen. Zudem sei nicht definiert, was darunter zu verstehen ist. Im Klartext: Ist zunehmend mehr Gastronomie zulasten der Versorgung mit täglichem Bedarf geplant?

Nein, versichert Müller, unter "Verköstigung" seien auch Probiermöglichkeiten an Ständen zu verstehen. Er betont: "Keiner will doch die Champagnerbar mit Austern!" Im Übrigen sei der Kriterienkatalog „ausführlich diskutiert“ und einvernehmlich gutgeheißen worden – in einem eigens für das Projekt Wochenmarkt gebildeten Beirat, in dem schließlich auch die Grünen vertreten seien.

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