Neujahrsempfang in Fürth: Die Kommune als Klimaretter?

28.1.2020, 06:00 Uhr
Na, wenn das kein Glück bringt: Fürths OB mit sieben Schornsteinfegern, die sich ebenfalls unter den Gästen des Empfangs fanden.

© Hans-Joachim Winckler Na, wenn das kein Glück bringt: Fürths OB mit sieben Schornsteinfegern, die sich ebenfalls unter den Gästen des Empfangs fanden.

Vor rund 1000 Gästen aus allen gesellschaftlichen Bereichen gab Thomas Jung in der Stadthalle als Devise aus, den kommenden Herausforderungen keinesfalls zauderhaft zu begegnen. Vielmehr müsse man "mit Mut und Zuversicht" ins beginnende Jahrzehnt aufbrechen.

Und dies, obwohl man doch angesichts der Nachrichten aus aller Welt schier verzweifeln könnte: Brennende Wälder in Australien, Brandrodungen in Brasilien, das Scheitern des Umweltgipfels in Madrid und ein dreist den Klimawandel leugnender US-Präsident "verheißen nichts Gutes", stellt der Fürther Rathauschef fest. Aber er meint auch: "Mutlosigkeit und Tatenlosigkeit" könnten nicht die Antwort sein, im Gegenteil: "Was die Großen nicht schaffen, müssen die Kommunen vor Ort umso entschiedener angehen."

Umweltschützern und politischen Gegnern, die indes auch in Fürth mangelndes Tempo beklagen, hält Jung entgegen: Die Kleeblattstadt habe sich beim Klimaschutz im zurückliegenden Jahr "in noch nie gezeigtem Ausmaß" engagiert – etwa beim Pflanzen von Bäumen, bei der Förderung von Carsharing, regenerativer Energie, Radverkehr und ÖPNV. Man werde sich "ehrgeizige Klimaschutzziele" setzen und sie bis 2030 auch erreichen.

Allerdings müssten diese Ziele zwar "ambitioniert, aber auch realistisch" sein; "Schnellschüsse" und "Übertreibungen", zu denen er auch die geforderte Ausrufung eines Klimanotstands in Fürth zählt, brächten die Stadt nicht weiter. Man dürfe mit derartigen Begriffen, gerade beim Blick auf Krisenherde in der Welt, "nicht leichtfertig umgehen".

Er danke der Bewegung Fridays for Future für ihren Einsatz, der viel Bewusstsein für das Problem in der Bevölkerung geschaffen habe, doch man müsse "die Klimadebatte ehrlich führen", findet der OB – und pocht darauf: "Wir haben hier keinen Notstand."

"Freudige Begeisterung"

Denn es werde "nicht alles schlechter", positiv habe sich einiges in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt – etwa die Gewässergüte oder die Luftbelastung. Er fordert deshalb weniger "Sorgen und Jammern" und mehr "freudige Begeisterung".

Und das nicht nur bei den Bemühungen um den Klimaschutz, sondern generell beim Blick auf die 20er Jahre. Im Gegensatz zum Beginn des vergangenen Jahrzehnts, als Quelle-Pleite, Tausende von Entlassungen, wirtschaftliche Flaute, klaffende Lücken im kommunalen Etat und eine kränkelnde Innenstadt die Stimmung drückten, habe man nun in all diesen Bereichen eine "hervorragende Ausgangslage".

Jung gibt sich deshalb überzeugt: Man sei als nun "wirtschaftlich starke und gesunde Kommune" imstande, "gemeinsam noch viel mehr zu erreichen". Aufbruchstimmung also in hoher Dosierung – und natürlich willkommene Eigenwerbung so kurz vor der Kommunalwahl. Die sieben Schornsteinfeger, die sich in ihrer Arbeitskluft als symbolische Glücksbringer unter die Besucher gemischt hatten, taten da ein Übriges.

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