Neurologe erklärt unterschiedliche Farb-Wahrnehmung

27.2.2015, 17:36 Uhr
Neurologe erklärt unterschiedliche Farb-Wahrnehmung

© Twitter

Eine Momentaufnahme aus der FN-Redaktion: „Guck mal, im Internet diskutieren Menschen über die Farbe dieses Kleides.“ Der Computerbildschirm wird zur Arbeitskollegin gedreht, die nach einem flüchtigen Blick feststellt: „Das Kleid ist weiß mit goldenen Streifen.“ Stille. „Waaas?“ Wieder Stille. Die Kollegin muss einen Knick in der Optik haben. Das Kleid ist ganz eindeutig blau-schwarz. Zur Klärung werden weitere Personen hinzugezogen. Das bizarre Ergebnis: Irgendwie hat jeder Recht — und zweifelt am Verstand des anderen.

Schuld an dem weltweiten Bürozwist ist eine Nutzerin Namens Swiked, die das Foto auf der Online-Plattform Tumblr gepostet hatte, verbunden mit der Bitte: „Leute, helft mir: Ist dieses Kleid weiß und golden oder blau und schwarz?“ Dieses — zugegebenermaßen — wirklich lächerliche Problem teilte bereits ihren Freundeskreis in zwei Lager, nun spaltet es die Internet-Welt. Auf Twitter müssen sogar Stars ihren Senf dazugeben: Pop-Sängerin Taylor Swift sieht blau und schwarz, Reality-Star Kim Kardashian behauptet das Gegenteil.

Wie kann das sein? Die Erklärung hat Prof. Dr. Christian Maihöfner, Chefarzt der Neurologie am Fürther Klinikum. Er kann eine Zweiteilung des Fotos ausmachen: Im oberen Drittel ist es stark überbelichtet, dort schimmert das Kleid weiß-golden, im unteren, normal ausgeleuchteten Teil, sieht es blau-schwarz aus. Der springende Punkt ist, wo der Blick zuerst hinfällt. „Erkennt man eine Stelle als golden an, ist für einen persönlich der Rest auch golden“, so der Neurologe.

Denn das Gehirn suche immer nach einer sogenannten Farbkonstanz, völlig egal, wie sich die Beleuchtung verändert. Beim Blick auf das Bild folgt binnen kürzester Zeit neurologische Schwerstarbeit: „Das Hirn wird gezwungen, eine eindeutige Lösung herauszuarbeiten und eine Entscheidung zu treffen.“ Letzten Endes „stülpt“ jeder Mensch im Kopf einfach sein eigenes Bild über das vorhandene, so Maihöfner. Daher die unterschiedlichen Ergebnisse. „Der eine macht es so, der andere eben so.“ Kein Grund zu streiten also, einen Knick in der Optik hat niemand.

6 Kommentare