Nimmersatte Liebe, starke Stimmen, strahlende Gesichter

7.7.2009, 00:00 Uhr
Nimmersatte Liebe, starke Stimmen, strahlende Gesichter

© Hans-Joachim Winckler

Hervorgegangen vor 40 Jahren aus dem Schulchor des Helene-Lange-Gymnasiums unter der Leitung von Hildegard Appel - sie nahm am Sonntag als Ehrengast in der ersten Reihe Platz - machte das Ensemble Musica Viva Fürth sich selbst und seinem Publikum ein Konzert mit geistlichen und weltlichen Liedern zum Geburtstagsgeschenk. Der erste Teil mit einem fein durchdachten Bogen von Thomas Tallis bis Mendelssohn-Bartholdy erklang in der Südstadtkirche St. Heinrich, der zweite, weltliche Teil im benachbarten Pfarrzentrum.

Knapp zwei Stunden Musik stemmten die Chormitglieder unter dem Dirigat von Eberhard A. Appel. An der Orgel empfahl sich Heinrichskantor Andreas König vor allem mit der berühmten Toccata und Fuge d-moll von Johann Sebastian Bach. Ein prachtvolles Rauschen und Dröhnen, ein erhabenes, präzises, fingerfertiges Spiel erfreute die leider nur zur Hälfte gefüllte Kirche. Doch auch der Chor enttäuschte sein Publikum nicht und schwang sich mit Heinrich Schütz’ «Also hat Gott die Welt geliebt» und Mendelssohn-Bartholdys 43. Psalm zu Hochform auf. Das erstaunlich austarierte Spiel mit piano und forte, die gute Artikulation und einige strahlende, lichte Passagen ließen eine lange, fruchtbare und harmonische Chorarbeit erkennen.

Im Gemeindesaal dann Themenwechsel zur irdischen, profanen, allseits bekannten Liebe, vertont von Hugo Distler, John Bennet, Thomas Morley, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Johannes Brahms. Musica Viva hatte alles andere als ein simples Repertoire gewählt - und überzeugte. Distlers «Nimmersatte Liebe» geriet ausgesprochen bestechend und glaubhaft. Auch die folgenden englischen Lieder gelangen unangestrengt und wunderbar den Geist der Zeit transportierend.

Der Brahms’sche Liebeslieder-Zyklus, begleitet von Angelika Schemm und Appel am Klavier, war dann fast ein wenig zu viel des Guten. Eine kleinere Auswahl hätte dem langen Abend besser getan. Dessen ungeachtet: viel Applaus, große Dankbarkeit, strahlende Gesichter. CHRISTINE STUBENVOLL