Notstand am Beckenrand: Freibäder suchen Bademeister

10.5.2019, 06:00 Uhr
Notstand am Beckenrand: Freibäder suchen Bademeister

© Roland Huber

Im vergangenen Jahr waren Ende Mai in Berlin, als alle schon bei über 30 Grad schwitzten, noch neun von 26 Freibädern geschlossen. Weil das Personal fehlte, wie die Verantwortlichen erklärten.

Mit dem Problem war man nicht allein. Stuttgarts größtes Freibad öffnete die Saison über erst um 11 Uhr – sogar in den Sommerferien. Wegen Personalmangels. Ein Münchner Bad legte aus dem gleichen Grund erst Mitte Juni los.

Neue Saison, neues Glück? Händeringend sucht derzeit Horst Kiesel Verstärkung für sein Team. Ausschließen könne er nicht, dass es auch in Fürth zu zeitlichen Einschränkungen kommen könnte. Seit vier Jahren sei es schwierig, "und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer", sagt der Betreiber des Fürthermare, der auch fürs Freibad am Scherbsgraben zuständig ist. Sowohl Schwimmmeister als auch Saisonkräfte, die als Rettungsschwimmer ausgebildet sind, seien schwer zu finden.

Die Bäder-Leiter im Fürther Landkreis machen ähnliche Erfahrungen. Die Fluktuation sei hoch, der Ausbildungsberuf "Fachkraft für Bäderbetriebe", wie er offiziell heißt, sei wegen der Schicht- und Wochenendarbeit nicht sehr beliebt bei jungen Menschen, sagt Eva-Katharina Krämer, Leiterin des Bibertbads. Sieben Tage die Woche, von 6 bis 23 Uhr, müssen in Zirndorf abgedeckt werden. Und nicht jeder findet Kommunen als Arbeitgeber attraktiv.

"Wir suchen gar nicht mehr im Nürnberger Raum"

Derzeit hofft Krämer, rasch drei neue Stellen besetzen zu können. Das Team muss größer werden, denn erstmals will man ja – wie berichtet – heuer Hallenbad und Sauna parallel zum Freibad geöffnet lassen.

"Wir suchen gar nicht mehr im Nürnberger Raum, sondern überregional", erzählt derweil Kiesel. Er findet, dass das Berufsbild des Schwimmmeisters eigentlich aufgewertet wurde. Die Aufsicht am Wasser sei ein wichtiger Teil, daneben ist die Fachkraft aber auch zuständig für die Wassertechnik und -pflege.

Allerdings sei der Beruf mit großer Verantwortung verbunden. Die Vorstellung, schuld zu sein, wenn doch etwas passiert, schrecke manche ab, so Kiesel. Hinzu komme, dass der Markt für Aushilfskräfte abgegrast sei. Überall würden sie gesucht, ob in der Gastronomie oder im Bad. "Der Bedarf ist viel größer als früher, wo viele Mitarbeiter fest angestellt waren." Aber auch Fachkräfte, die man einstellen könnte, fehlen. Viele Kommunen haben in größere Bäder investiert und zu wenig ans Ausbilden gedacht, sagt Kiesel.

"Klagen möchte ich nicht, aber es ist schwierig geworden", bestätigt Uwe Sulzer, Bademeister im Veitsbronner Veitsbad. Er spreche selbst immer wieder geeignete Leute an, ob sie nicht mithelfen wollen: "Man muss sich kümmern." Gerade haben zwei Aufsichten aufgehört – ein Glück sei es, dass zwei Studenten aus der Nähe die Lücke füllen.

Sulzer selbst hat sich als gelernter Zimmermann vor 18 Jahren für den Wechsel in den Beruf des Schwimmmeisters entschieden. Einen Job, der, wie er findet, wie jeder andere schöne und anstrengende Seiten habe.

Im Großhabersdorfer Naturbad ist man ebenfalls froh, dass man eine frei gewordene, feste Stelle schnell besetzen konnte – selbstverständlich sei das nicht, sagt Thomas Seischab, geschäftsleitender Beamter der Gemeinde. Was in dem Ort indes gut klappt: Rettungsschwimmer für die Aufsicht zu gewinnen – der Wasserwacht sei das Engagement wichtig.

2 Kommentare