Nur keine Billig-Lösung

11.12.2009, 00:00 Uhr
Nur keine Billig-Lösung

© Axmann

Zunächst sollte der nördliche Landkreis dank eines 3,4 Millionen Euro teuren Anbaus zu einer Realschule kommen. Wieso sich das Projekt nach der Sommerpause so stark verteuerte, wird von Landkreisseite damit begründet, dass das Kultusministerium eine Dreizügigkeit (also eine Klasse mehr pro Jahrgangsstufe) erst nach den Sommerferien ermöglicht hatte. Da Kooperationsschulen, und eine solche ist die Langenzenner, kleinere Klassen bilden dürfen, habe sich das ursprüngliche Raumkonzept völlig verändert. Inzwischen sind statt 1000 Quadratmeter 3300 nötig.

«Ganzer Satz neuer Fachräume»

Er sei erst am 11. August 2009 informiert worden, dass die Realschule auch dreizügig werden könne, äußert Jürgen Habel, Langenzenns Bürgermeister, dazu. Hätten bei der ursprünglich angedachten Zweizügigkeit die Klassenzimmer und Fachräume in einem Anbau noch ausgereicht, sei nun ein «ganzer Satz neuer Fachräume» hinzugekommen. Das allein erkläre den erhöhten Raumbedarf aber nicht, erläutert Habel weiter. Die Regierung habe außerdem gefordert, ein Ganztagesangebot vorzuhalten. Allein dafür sei eine zusätzliche Fläche von 300 bis 400 Quadratmetern erforderlich gewesen.

Völlig verworfen haben die Kreisräte den Vorschlag, der von Seiten der Sozialdemokraten und in modifizierter Form auch von den Bürgermeistern der vier am Schulverband Veitsbronn beteiligten Kommunen eingebracht wurde. Veitsbronns Bürgermeister Peter Lerch hatte Folgendes angeregt: Im Rahmen der neuen Schulzusammenschlüsse, die ab dem Schuljahr 2010 im Zug der Mittelschulreform entstehen, sollten alle regulären Hauptschulklassen ins Hauptschulhaus nach Veitsbronn umziehen. Dort stehen bereits acht von 21 Klassenräumen leer. Das schaffe freie Raumkapazitäten für die Realschüler in Langenzenn. Wie die Kreisbehörde darauf komme, dass das Veitsbronner Schulhaus eine millionenschwere Sanierung brauche, sei ihm, so Lerch, «völlig schleierhaft»: «Wir haben null Sanierungsbedarf.»

Als «fachlich unausgegoren» verurteilt Habel diese Idee. Und bekommt dabei Argumentationshilfe von Landkreissprecher Bernd Kuch. Er verweist auf Schreiben, die in nichtöffentlicher Sitzung vorlagen. In einer Mitteilung des Staatlichen Schulamtes etwa heiße es, dass langfristig fünf Hauptschulklassen in Langenzenn bleiben, selbst nach der bevorstehenden Reform, die die Hauptschulen zu Mittelschulen macht. Das hätte bedeutet, dass die Realschule Langenzenn nur maximal drei zusätzliche Räume zur Verfügung gehabt hätte - viel zu wenige. Stadt und Hauptschule Langenzenn hätten sich zudem gegen die Verlegung ausgesprochen.

Eine Tatsache, die etwa Puschendorfs Bürgermeister Wolfgang Kistner, Mitunterzeichner der Forderung des Schulverbands Veitsbronn, veranlasste, letztlich doch für den Neubau in Langenzenn zu stimmen. Wenig Sinn hätte es gemacht, gegen den Willen Langenzenns die Teilverlagerung von Hauptschülern nach Veitsbronn zu verfolgen. «Über die Mittelschulverbände kann der Kreistag gar keine Entscheidung treffen», erläutert Kuch zudem. Er beruft sich auch auf eine Stellungnahme des Ministerialbeauftragten für die Realschulen in Mittelfranken, Josef Lobenhofer. Demnach hat der Landkreis nur für den Standort Langenzenn die Genehmigung, eine Kooperationsschule zu unterhalten. Wäre der Kreistag dem Vorschlag der SPD gefolgt, hätte das einen neuen Antrag erfordert. «Schon deshalb konnte der Kreistag gar nicht anders entscheiden», so Kuch.

Auf ganzer Linie Unverständnis für die Mehrheitsentscheidung pro Neubau zeigt SPD-Fraktionssprecher Michael Bischoff. Für ihn bleibt die Frage offen, «weshalb der Landkreis partout ein neues Schulgebäude errichten muss, wenn schon heute Schulhäuser halbleer stehen».

Seitenhieb auf Habel

Auch einen Seitenhieb auf Habel mag er sich nicht verkneifen: «Man hat sich von Habel monatelang an der Nase herumführen lassen.» Der habe «die Standortentscheidung für Langenzenn erst mit einem Billigangebot in seine Richtung beeinflusst, das er später zurückzog, um dann einen Neubau zu erzwingen, dessen Nutzungsrisiken der Landkreis zu tragen hat».

Bischoff sieht die «Chance verpasst, ein faire regionale Verteilung von Bildungseinrichtungen zu befördern». Gleichzeitig werde «mit Argumenten wie ,in die Hauptschulentwicklung können wir uns nicht einmischen‘ eine Millionen-Investition gerechtfertigt, an der Landkreis und Kommunen in den nächsten Jahrzehnten zu tragen haben».