Nur Warmduscher überwintern mit Mütze

15.1.2012, 22:00 Uhr
Nur Warmduscher überwintern mit Mütze

© Knut Meyer


Das Geschäft läuft noch nicht so wie erhofft, dazu kommen Hickhack im Center-Management sowie Gerüchte, dass das Warenhaus attracta im Keller des Hauses bereits den Rückzug antreten will. Der FN-Kommentar endet übrigens mit den Worten: „Die ständigen Veränderungen unter dem Mantel der Verschwiegenheit nähren nur die ohnehin um sich greifende Unsicherheit.“

Während über dem City-Center also mehr oder minder ein Mantel des Schweigens liegt, schwebt über ganz Fürth eine gelblich-graue Dunstglocke. Die Stadt löst die „kommunale Vorwarnstufe“ für Smogalarm aus und empfiehlt den Bürgern, das Auto stehen zu lassen und die Heizungen zu drosseln. Am frühen Abend beginnt es zu schneien. Der Schnee ist — gottlob — weiß.

Wenige Tage zuvor hat der LAC Quelle Fürth die 19. Auflage seines renommierten Eurovall-Crosslaufs gefeiert. Aufsehen erregt Hans-Jürgen Orthmann aus Wehbach; nicht weil er so schnell läuft, sondern weil er in kurzen Hosen unterwegs ist — und das bei minus 16 Grad.

Der Vorjahressiegerin macht die Kälte prompt einen Strich durch die Rechnung. Aurora Cunha kommt aus dem 25 Grad warmen Portugal zum Rennen geflogen und wird — ohne Spikes an den Schuhen — immerhin Dritte. Den Sieg sichert sich der Ire David Taylor. Der Lauf scheint nichts für Warmduscher gewesen zu sein. Die FN: „Erfrierungen an den Ohren wie bei der Zweiten des Frauenlaufs, Sabine Knetsch, und lange Eiszapfen in den Bärten der Männer gaben der Veranstaltung ein besonderes Gesicht.“

Gut, dass sich die Fußball-Bayernliga in der Winterpause befindet. Eiszapfen in Schnurrbärten will nun wirklich niemand sehen. Doch selbst jetzt muss die auf einem Abstiegsplatz stehende SpVgg einen weiteren Tiefschlag hinnehmen. Der Verband sperrt Stürmer Harry Distler für drei Spiele. Distler hatte vor Weihnachten in der Partie gegen die Münchner Löwen die Rote Karte gesehen. Er habe nur ein wenig am Trikot gezupft, verteidigt Trainer Lothar Kleim seinen Schützling. Der Schiedsrichter will aber ein Nachtreten bemerkt haben.

Ein Hauen und Stechen herrscht nicht nur im Abstiegskampf, sondern auch im Wahlkampf: Nur noch wenige Tage, dann dürfen die Fürther über den Fortbestand der Regierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl abstimmen. Mit den Worten „Die Kaufkraft zählt!“ wirbt Dr. Werner Dollinger, der CSU-Direktkandidat für den Wahlkreis Fürth, in den FN. Und weiter: „Die Bilanz ist gut, jeder hat mehr in Tasche. So muss es bleiben.“

Etwas umständlicher drückt sich sein SPD-Kontrahent Ekkehard Schreibelmayer in einer Zeitungsannonce aus. „Bei gezielter Stimmabgabe ist unsere nähere Heimat mit mehreren Abgeordneten in Bonn vertreten.“ Ob dieser flammende Appell die Fürther zu einer gezielten Stimmabgabe treibt, werden wir bald sehen.

Zwar haben viele mehr in der Tasche, aber manche haben nicht mal eine Tasche. Anders ist die Polizeimeldung nicht zu erklären, dass in der Innenstadt 50 Krokodilledertaschen geklaut worden sind. Hoffentlich nicht aus dem City-Center. Die haben doch schon genug Probleme.
 

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