Oberasbach: Der Wahlkampf geht wohl in die Verlängerung

2.3.2020, 14:28 Uhr
Oberasbach: Der Wahlkampf geht wohl in die Verlängerung

© Fotos: Thomas Scherer (2), Hans-Joachim Winckler, Horst Linke, Fotomontage : NN

Ein bewirbt sich um den Chefsessel im Rathaus. Birgit Huber hat sich angesichts von fünf Gegenkandidaten  bereits darauf eingestellt. Sie lasse sich überraschen, sagt die Bürgermeisterin und hätte natürlich nichts dagegen, die 50-Prozent-Marke schon im ersten Anlauf zu knacken, um ihre dritte Amtszeit anzupacken. Fällt die Entscheidung aber doch erst am 29. März, dann ist ihr nicht bange: "Ich bin stichwahlerprobt."

2008 eroberte sie, als bis dato politisch unbeschriebenes Blatt, den Chefsessel im Rathaus. Freilich hatte damals die SPD kräftig Schützenhilfe geleistet: Bürgermeister Bruno Allar zog sich vor der Stichwahl, in die ihn die Oberasbacher geschickt hatten, vollkommen überraschend krankheitsbedingt zurück. Die damalige Fraktionssprecherin im Stadtrat, Heidi Chille, musste ran. Ihr gelang es aber nicht, den Trend umzukehren.

Sechs Jahre später zitterte dann Birgit Huber: Die SPD hatte mit Marco Maurer einen Bürgermeisterkandidaten, der ebenfalls als Neuling Oberasbachs Kommunalpolitik aufmischte. Wiederum war eine Stichwahl vonnöten, und das Ergebnis fiel für Birgit Huber dabei mit 53,67 Prozent knapper aus als gedacht. Maurer kam auf 46,33 Prozent, zwei Wochen zuvor waren es 37 Prozent gewesen. Gespannt darf man sein, wie viele Wähler der jetzige SPD-Kandidat Peter Heinl hinter sich scharen kann. Er würde sich freuen, sagt er, in die Stichwahl zu kommen.

Rund 14 600 Oberasbacher sind zur Wahl des Bürgermeisters und des Stadtrats aufgerufen. Im Kommunalparlament halten derzeit CSU und SPD je neun Sitze, die Freien Wähler bringen es auf drei, die Grünen auf zwei Mandate. Die FDP/FOB stellt einen Vertreter. Mit der Bürgerinitiative "Oberasbach wohnen. leben. bewegen.", der Linken und der AfD treten drei Gruppierungen und Parteien in der Stadt erstmals bei der Kommunalwahl an.

Stellt sich die Frage, wie viele Stimmen es braucht, um einen Sitz im Stadtrat zu erreichen. Das sei schwer zu sagen, "da wage ich keine Prognose", meint Wahlleiter Christian Kanhäuser. Denn: In diesem Jahr kommt bei der Berechnung der Sitzverteilung erstmals das nach dem französischen Mathematiker benannte Sainte-Laguë/Schepers-Verfahren zum Tragen. Klar sei nur, so Kanhäuser, dass dieses Verfahren "eher die kleineren Gruppierungen bevorzugt".

Nicht nur unter diesem Gesichtspunkt wären die beiden großen Fraktionen wohl zufrieden, könnten sie ihre derzeitige Stärke halten – zu rechnen ist damit eher nicht. Relativ gelassen dürfen wohl nur die Grünen den Urnengang abwarten. Sie verspüren seit längerem bundesweit Rückenwind. Aber, zwei Unsicherheitsfaktoren gibt es: Bürgermeisterkandidat Claus Fesel ist der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt – was jedoch in Oberasbach, wie bereits erwähnt, nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Fraglich ist auch, inwieweit das grüne Wählerklientel der Stadtratsfraktion ihre kritiklose Zustimmung zum letztlich nicht realisierten Hotel-Projekt nachträgt.

In Oberasbach gibt es 20 Wahlbezirke und sieben Briefwahlbezirke. Bei den Wahlen zum Stadtrat vor sechs Jahren holte die CSU die meisten Stimmen in Altenberg. Die SPD lag dagegen in Unterasbach vorne. Allerdings war dort seinerzeit der Ausbau der Bahnhofstraße, für den die Anwohner von der Stadt mit stolzen Summen zur Kasse gebeten werden sollten, ein Aufreger, der den Sozialdemokraten etliche Kreuze auf den Stimmzetteln eingebracht haben dürfte. Auf einen solchen Schub können die Genossen heuer nicht mehr setzen. Denn vor einigen Monaten hat der Stadtrat das Thema "Erschließungsbeiträge" ad acta gelegt.

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