Oberasbach sucht Köche und Esser

7.6.2019, 11:00 Uhr
Oberasbach sucht Köche und Esser

© PRIMUS/dpa-tmn

Wie funktioniert die "Koch-Mit-Börse", wer steht denn da mit wem am Herd, Frau Schwarz?

 

Oberasbach sucht Köche und Esser

© Harald Ehm

Gemeinsam eigentlich niemand. Ich bin im vergangenen Jahr beim Besuch des Landratsamtes in Weißenburg auf die Idee gekommen. Dort gab es einen Wunschbaum. Und auf einem der Zettel schrieb ein älterer Mann, er wünsche sich einmal wieder ein selbst gekochtes Essen. Das fand ich wirklich traurig. Deshalb suche ich Mit-Kocher, die ich mit Mit-Essern zusammenbringen möchte.

 

Wie soll es konkret laufen?

 

Wer mitmachen will, meldet sich telefonisch bei mir im Quartiersbüro. Ich suche dann wie bei einem Puzzlespiel das passende Gegenstück und vermittle den Kontakt. Der Esser kann die Speisen beim Koch abholen oder, das wäre der Idealfall, beide essen gemeinsam zusammen. Das kann einmal im halben Jahr, im Monat oder auch öfter sein. Es soll dabei aber nicht um eine tägliche Versorgung gehen, dafür bräuchte es einen professionellen Dienstleister.

Ließe sich so etwas im Digitalzeitalter nicht auch über die sozialen Netzwerke organisieren?

 

Nein, denn zum einen muss man viel Aufklärungsarbeit leisten, zum anderen kann ich beim Gespräch am Telefon feststellen, wer eventuell zu wem passt. Schön wäre es allerdings, wenn sich das Projekt einmal in der Form verselbstständigt, dass beispielsweise an Infowänden in Mehrfamilienhäusern Zettel aufgehängt werden, die zum Mitessen einladen.

 

Ihnen geht es also darum, soziale Kontakte zu vermitteln.

 

Bei der "Koch-Mit-Börse" geht es mir nicht darum, einen Mittagstisch einzurichten. Wie bei allen Quartiersprojekten der Diakonie Fürth geht es auch hier darum, Nachbarschaften wiederzubeleben. Dass man vielleicht mehr macht, als nur ein Paket anzunehmen. Wir sprechen hier von einem so genannten niederschwelligen Angebot. Das heißt, man kann sich einbringen, ohne langfristige und zeitlich aufwendige Verpflichtungen einzugehen. Ich glaube an das Gute im Menschen. Viele wollen sich engagieren, nur fehlt ihnen die Zeit. Die "Koch-Mit-Börse" erfordert nicht viel Aufwand und, es tut selbst etwas mit einem, wenn man anderen Gutes tut.

 

Gibt es auch hier das generationenübergreifende Moment, auf das beim Quartiersmanagement viel Wert gelegt wird?

 

Natürlich, auch das steht immer im Fokus unserer Arbeit, egal ob hier in Oberasbach oder bei unseren anderen Projekten. Denn es kann ja eine kochbegeisterte Seniorin mit einer alleinerziehenden Mutter zusammenkommen, die sich freut, dass ein frisches Essen auf den Tisch kommt und kein Fertigprodukt.

 

Kaffee und Kuchen gibt es bei Ihren Projekten, außer der Taschengeldbörse, wo Schüler Seniorinnen und Senioren in Haushalt und Garten unter die Arme greifen, fast immer. Lockt man die Menschen damit?

 

Beim Essen kommt man einfach ins Gespräch, es lässt sich sehr gut reden. Und sogar bei der Taschengeldbörse ist es so, dass der Kaffeetisch gedeckt wird, wenn die junge Hilfe kommt.

Wie nehmen die Oberasbacher Ihre Projekte eigentlich an?

 

Wir haben Gruppen zwischen 10 und 20 Menschen. Klein aber fein würde ich sagen, wobei es auch nicht erheblich mehr sein dürften, weil wir dann Probleme mit den Räumlichkeiten hätten. Erzähl- und Repaircafé, aber auch die Monatsmaler für Menschen, die an Demenz leiden, laufen sehr gut. Die Taschengeldbörse haben bereits 110 Seniorinnen und Senioren genutzt. Überrascht war ich vom Handy-Abc für Senioren, das ist relativ neu. Jeden ersten Freitag im Monat erklären sechs Schüler den Menschen im Bürger-Info-Treff hinter dem Rathaus den Umgang mit Tablet und Smartphone. Man kann ohne Anmeldung vorbeikommen und das ist sehr gefragt, was ich nicht gedacht hätte.

Wer sich für die "Koch-Mit-Börse" interessiert oder Fragen zu anderen Projekten oder Themen des Quartiersmanagements hat: Renate Schwarz ist unter Tel. (09 11) 80 19 35 69 oder per Mail unter renate.schwarz@diakonie-fuerth.de zu erreichen.

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