Ökostromer feiern Netzanschluss

25.5.2009, 00:00 Uhr
Ökostromer feiern Netzanschluss

© Wraneschitz

Seit fünf Wochen ist das zweite der beiden, mit 180 Metern zurzeit höchsten Windkraftwerke Bayerns zwischen Wilhermsdorf und Dürrnbuch ans Stromnetz angeschlossen. Die über Rotoren mit 82 Metern Durchmesser natürlich gewonnene Energie speisen sie ins öffentliche Netz ein.

Die Kraftwerke leisten zusammen maximal 4000 Kilowatt. Übers Jahr gesehen reiche der produzierte Strom für etwa 2000 Einfamilienhaushalte, haben die Betreiber ausgerechnet. Zusammen mit den Solarstrom- und Biogasanlagen am Ort produziere man hier bereits mehr Elektrizität, als verbraucht werde, heißt es von den Gemeindewerken.

«Zaungäste» der vergangenen Monate konnten bereits feststellen, dass sich beispielsweise Traktoren auf den Feldern unter den Windmühlen winzig ausnehmen. Gestern konnten sich Interessierte nun auch ein Bild vom Inneren der 138 Meter hohen, aus Beton- und Stahlteilen zusammengesetzten «Hybridtürme» machen.

Der evangelische Pfarrer Andreas Kleefeld und der katholische Gottesdienstbeauftragte Heinrich Laumann baten gemeinsam den Segen für die Windmühlen. Im Vorfeld waren die hohen Bauwerke mit den sich emsig drehenden rotweißen Flügeln in der Bevölkerung nicht unumstrittenen.

Joachim Keuerleber vom deutschen Hersteller Enercon erläuterte Zahlen zur Windenergie-Erzeugung. Ihm zufolge gibt es heute in Deutschland zwar über 20 000 moderne Windkraftwerke, doch früher hätten sich hier zu Lande sogar 30 000 «alte» Windmühlen gedreht.

Und Wilhermsdorfs Bürgermeister Harry Scheuenstuhl (SPD) gestand bei der Eröffnungsfeier zu, dass die Windräder «weit weniger in die Landschaft wirken als gedacht». Er und seine Gemeinderatsfraktion hatten sich vor 18 Monaten noch vergeblich für die Höhenbeschränkung auf 100 Meter stark gemacht.

Geschäftsführer Erich Wust vom Betreiber WUW lobte besonders deren Investoren, meist Menschen aus Wilhermsdorf und den Nachbarorten. Einige von ihnen wie Siegfried Hamm hatten sich bereits für die Abwasserreinigung des Ortsteils Unterulsenbach stark gemacht, eine Kläranlage selbst finanziert und sich so für die Umwelt eingesetzt. Nun stemmten Hamm & Co. gemeinsam auch die Windenergie-Investition von knapp sieben Millionen Euro. Die Bankfinanzierung steht ebenfalls auf regionalen Beinen, und zwar auf denen der CVW Privatbank und der Volksbank Neustadt/Aisch.

Zurzeit sind weitere vier Windmühlen auf Wilhermsdorfer Gebiet in Planung, sie sollen ebenfalls als «Bürgerkraftwerke» gemeinsam von der Bevölkerung finanziert werden. An deren Masten möge das Landratsamt auf einige der vielen Sicherheitslampen verzichten, hofft Bürgermeister Scheuenstuhl: «So tief fliegt doch kein Flugzeug.» HEINZ WRANESCHITZ